Bonner Bürger für Flüchtlinge Geld, Kaffee und helfende Hände gesucht

BONN · Wie sich Bonner einsetzen können. Notunterkunft wird Anfang Dezember bezogen. Die Stadt Bonn gewährt mittlerweile 833 Flüchtlingen aus mehr als 30 Nationen Zuflucht, bis Ende des Jahres werden es voraussichtlich mindestens 1000 Menschen sein.

Die 833 Flüchtlinge sind dezentral im gesamten Stadtgebiet untergebracht - in Übergangsheimen (zum Beispiel im ehemaligen Paulusheim und in der Containeranlage Gerhart-Hauptmann-Straße), in Notunterkünften oder in Wohnungen und Hotelzimmern.

Hinzu kommen bald noch 200 Flüchtlinge, die in der neuen Notunterkunft des Landes NRW in Muffendorf aufgenommen werden. Laut DRK Bonn wird der Einzugstermin Anfang Dezember sein. Die Hilfsbereitschaft der Bonner ist groß. Viele Bürger, Initiativen, Vereine oder Gemeinden wollen Neuankömmlinge unterstützen. Aber wo wird welche Hilfe gebraucht?

Wo wird am dringendsten Hilfe benötigt?

Das ist von Flüchtling zu Flüchtling unterschiedlich, sagt Hidir Celik, Leiter der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn. Die Flüchtlinge befänden sich in unterschiedlichen Stadien - manche sind erst angereist, andere sind schon asylberechtigt und wieder andere haben es mittlerweile geschafft, sich ein halbwegs standfestes Leben bei Verwandten oder durch staatliche Hilfe aufzubauen. Am meisten Probleme hat die Stadt Bonn mit der Unterbringung von Flüchtlingen.

Was ist mit Sachspenden?

Sachspenden werden nur in den seltensten Fällen angenommen. "Die Flüchtlinge brauchen alle unterschiedliche Dinge und wir haben einfach die Kapazitäten nicht, um Sachspenden zu sammeln und sie anschließend zu verteilen", sagt Mechthild Greten, Pressesprecherin der Caritas. Anderen Organisationen wie dem Kölner Flüchtlingsrat und der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn geht es genauso.

Allerdings werden hin und wieder Aufrufe für bestimmte Sachspenden gestartet. Kleidung kann auch an Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gespendet werden, von deren Arbeit auch Flüchtlinge profitieren. Beim DRK-Kreisverband Bonn sind in der Kleiderstube im Bad Godesberger Hansa-Haus schon viel Winterbekleidung und Spielsachen für die Flüchtlinge in der Godesberger Notunterkunft eingegangen. "Für den Anfang sind wir gut ausgestattet.

Jetzt müssen wir erst einmal abwarten, was außerdem noch gebraucht wird", sagt DRK-Pressesprecherin Barbara Dreifert. Wenn es soweit ist, will das Bonner DRK auf seiner Internetseite (www.drk-bonn.de) und über die Medien einen entsprechenden Aufruf starten. "Ich hoffe und glaube, dass dann auch in einigen Monaten noch die Bereitschaft zu spenden vorhanden ist", ist Dreifert optimistisch.

Lebensmittel dagegen werden sehr gerne von der "Bonner Tafel" angenommen. Dort können Asylberechtigte einen Antrag stellen und dann einmal in der Woche Lebensmittel abholen. "Wenn Leute Lebensmittel haben, die sie nicht brauchen oder sogar extra welche kaufen, dann nehmen wir die natürlich sehr gerne an", sagt Horst-Dieter Tontaski, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der Bonner Tafel. Kaffee sei beispielsweise immer besonders gerne gesehen, weil der von Supermärkten nicht gespendet wird. "Außerdem ist jeder weitere Markt, der Lebensmittel spenden will, herzlich willkommen."

Wohin soll und kann ich Geld spenden?

Geldspenden nimmt jede Organisation gern. Ob bei der Bonner Tafel, die sich ausschließlich durch Spenden finanziert oder bei der Caritas, die mit sogenannten Sofort-Spenden in Notfällen Fahrkarten, Lebensmittel oder warme Kleidung für Flüchtlinge und ihre Familien besorgt. Von den Spenden werden bei der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit, sowie bei der Caritas auch Dozenten und Lehrkräfte für Sprachkurse bezahlt, durch die den Flüchtlingen die Möglichkeit gegeben wird, sich besser und schneller zu integrieren. Auch das DRK braucht Spenden für seine ehrenamtliche Arbeit.

Wie kann ich mich ehrenamtlich engagieren?

"Wir sind für jede helfende Hand dankbar. Ehrenamtliche Helfer werden auch für ganz einfache Dinge gesucht, zum Beispiel für Mal- oder Sportkurse", sagt Lina Hüffelmann, Beratungsstellenleiterin des Kölner Flüchtlingsrats in Bonn. Kampagnen wie "Save me" bieten Patenschaften für Flüchtlinge an. "Wir bringen einen Bonner mit einem Flüchtling zusammen, dem er die Stadt zeigen und als Kontaktperson Unterstützung anbieten kann", erläutert Sabine Kaldorf.

"Ganz neu ist, dass wir an öffentlichen Veranstaltungen arbeiten. Das Angebot ist vor allem an Flüchtlinge gerichtet, die nicht in Heimen, sondern privaten Anlagen untergebracht sind und so weniger Anschluss an die anderen haben. So können wir mit begrenztem Personal mehr Menschen helfen. Wir können mehr Patenschaften momentan leider nicht organisieren, aber ab nächstem Jahr suchen wir weitere ehrenamtliche Helfer."

Der Verein "Ausbildung statt Abschiebung" (AsA) hilft minderjährigen Ausländer, sich weiterzubilden und möglichst einen Schulabschluss oder eine Ausbildung zu absolvieren. Der Verein "MediNetzBonn" ist eine medizinische Beratungs- und Vermittlungsstelle für Flüchtlinge ohne Papiere.

Mechthild Greten von der Caritas rät, sich am besten dort ehrenamtlich zu beteiligen, wo man lebt. Interessierte sollten sich am besten mit örtlichen Pfarrgemeinden in Verbindung setzen. Die Katholische Kirche in Bad Godesberg hat zum Beispiel ein Wohnhaus für Flüchtlinge hergerichtet. Außerdem werden unter der Mail-Adresse fluechtlinge@godesberg.com Hilfsangebote gesammelt. In Endenich haben die Kirchengemeinden Trinitatis und St. Maria Magdalena einen ökumenischen Arbeitskreis gegründet, der sich um die 140 Flüchtlinge im Paulusheim kümmert. Im Umfeld der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde engagiert sich die "Flüchtlingshilfe Syrien".

Vor allem Dolmetscher und Therapeuten, aber auch Juristen sind Mangelware in der Flüchtlingshilfe. "Die Stadt Bonn ist ausgesprochen dankbar für das große Engagement der Bonnerinnen und Bonner, den Flüchtlingen helfen zu wollen, aber bittet auch um etwas Geduld, da die Flüchtlingsberatungsstellen aufgrund des großen Zuspruchs derzeit sehr überlastet sind", sagt Marc Hoffmann, stellvertretender Sprecher der Stadt Bonn.

Was, wenn ich Wohnraum zur Verfügung habe?

Das wohl größte Problem ist die Wohnungsnot. Flüchtlingsheime sind schnell belegt und die Suche nach passenden Wohnräumen ist schwierig. Mit Hinweisen auf freie Wohnungen oder interessierte Vermieter kann sich jeder an die Caritas oder das Städtische Gebäudemanagement wenden.

Infos

Weitere Informationen und Kontaktdaten zu Behörden, Organisationen und Vereinen gibt es auf www.bonn.de/@fluechtlinge

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