Bertha-von-Suttner-Platz Gefängnis vor der Vertretung der Europäischen Kommission

BONN · "Er ist schiitischer Geistlicher und setzt sich für die Trennung von Staat und Religion ein", sagt Martin Lessenthin über Ajatollah Sayyed Hossein Kazemeyni Borudscherdi.

 Mit einer Gefängniszelle machten die Aktivisten am Bertha-von-Suttner-Platz auf die Situation des Geistlichen aufmerksam.

Mit einer Gefängniszelle machten die Aktivisten am Bertha-von-Suttner-Platz auf die Situation des Geistlichen aufmerksam.

Foto: Barbara Frommann

Lessenthin, Vorstandssprecher der deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), hat gestern mit weiteren Aktivisten vor der Vertretung der Europäischen Kommission auf dem Bertha-von-Suttner-Platz eine Mahnwache und einen Informationsstand eingerichtet, die auf die Situation des hochrangigen iranischen Geistlichen aufmerksam machen sollen: Möglicherweise steht die Hinrichtung des regimekritischen Ajatollahs unmittelbar bevor.

Am Morgen des ersten Oktober wurde er aus seiner Zelle im Teheraner Evin-Gefängnis an einen unbekannten Ort gebracht. "Das ist das übliche Vorgehen im Iran, wenn eine Exekution vollzogen werden soll", erläutert Lessenthin. Ein Sondergericht für die Geistlichkeit verurteilte den Regimekritiker 2007 zum Tode, wandelte das Urteil aber dann aufgrund seiner Bekanntheit und internationaler Proteste in eine elfjährige Haftstrafe um.

Im Gefängnis soll er wiederholt gefoltert worden sein. Borudscherdi leide unter chronischen Krankheiten, sein Gesundheitszustand sei kritisch, doch die notwendige medizinische Hilfe werde ihm im Gefängnis verwehrt. Mit einer stilisierten Gefängniszelle und Karikaturen des iranischen Staatschefs Ajatollah Ali Khamenei veranschaulichten die Menschenrechtaktivisten die Situation.

Im Iran wurde mehr als ein Jahr nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Hassan Rohani die Hoffnung auf eine Verbesserung der Menschenrechtslage tief enttäuscht. Das Regime in Teheran verfolgt Andersdenkende, Demokratieaktivisten, Frauenrechtlerinnen, Homosexuelle und Angehörige von Minderheiten. Folter und willkürliche Haft werden weiter systematisch eingesetzt.

Im Rahmen der Mahnwache sammelten die Aktivisten Unterschriften für die sofortige und bedingungslose Freilassung von Borudscherdi, informierten Passanten über die Menschenrechtssituation im Iran und verteilten Flyer.

Infos zur Arbeit der IGFM findet man unter www.menschenrechte.de.

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