Skulptur aufgestellt Göttin Nike zieht in Bonner Kunstmuseum ein

Bonn · Das Akademisches Kunstmuseum hat aufwendig eine neun Meter hohe antike Skulptur der Siegesgöttin Nike aufgestellt. Zur griechischen Figur gibt es eine Sonderführung.

Wie sie da steht, fast schwebend, mit einem Adler unter den Füßen, voller Anmut, in sieben Metern Höhe. Der Kopf der griechischen Siegesgöttin Nike stößt fast an die Saaldecke des Akadamischen Kunstmuseums. Dessen Direktor, Frank Rumscheid, kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Sie ist so schön ausgewogen, perfekt. Das ist wirklich einzigartiges Anschauungsmaterial“, sagt er. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass die Skulptur nun dort aufgebaut worden ist.

Die Geschichte der Statue, die ursprünglich aus Marmor bestand und jetzt in Bonn als Gipsabdruck existiert, beginnt schon 1875. Am Zeustempel im griechischen Olympia entdecken deutsche Archäologen die Überreste der Figur. Die Fragmente sind damals überall verteilt: Der Kopf liegt sogar knapp Hundert Meter von der Basis entfernt. Doch durch das übereinstimmende Material und die Bearbeitungsspuren können die Stücke einander zugeordnet werden. Dieses Original, das um 420 Jahre vor Christus vom griechischen Bildhauer Paionios von Mende geschaffen wurde, wird später im Archäologischen Museum in Olympia aufgebaut.

Was die Nike so besonders macht, ist ihre Historie. Denn erstmals konnte sie dank einer Inschrift mit einem konkreten Geschehen in Verbindung gebracht werden. „Sie wurde demnach von den Messeniern und Naupactiern gestiftet“, erklärt Rumscheid. Anlass war der Sieg in einem nicht näher bezeichneten Krieg, bei dem es sich wahrscheinlich um den Peloponnesischen Krieg handelt.

Teile lagen im Keller

Einige Teile der Statue hatte das Kunstmuseum schon viele Jahrzehnte in seinem Bestand, darunter den Körper und die Inschrift. „Aber wir stellten sie nie prominent aus, sondern nutzen sie nur für die Lehre“, so Rumscheid. Das änderte sich, als ein Museum nach genau diesen Teilen für eine Ausstellung anfragte. Durch diese Ausleihe entstand ein Kontakt zu einer Berliner Gipsgießerei, die Arme, das linke Bein und den Kopf in einem Lager stehen hatte. „Damit konnten wir die Nike fast komplett rekonstruieren.“ Kostenpunkt: knapp 5000 Euro.

Doch die Arbeit war damit noch lange nicht vorbei. Denn die verschiedenen Körperteile mussten noch miteinander verbunden werden. „Wir dachten zuerst, dass das linke Bein direkt an die Bruchstelle des Oberschenkels passen würde“, sagt Restaurator Andreas Bethke. Allerdings stellte sich beim Zusammenbauen heraus, dass ein Stück fehlte. Das bildete Bethke dann aufwendig mit Gips nach. Auch die restlichen Stücke mussten fest miteinander verbunden werden, so wurden die Gliedmaßen mit Gewinden versehen. Nicht alles ist rekonstruiert: Neben den Flügeln, dem Umhang und dem Gesicht fehlen der Hals, beide Unterarme sowie die linke Hand.

Aufwendig war auch die Gestaltung des dreiseitigen hölzernen Sockels, der ebenfalls dem Original nachempfunden ist. „Wir mussten ihn allerdings kürzen“, sagt Bethke, der beim Fertigen Unterstützung von der Universitätsschreinerei bekam. Alleine der Pfeiler wäre knapp neun Meter hoch gewesen.

Schon der Aufbau auf dem kleineren Sockel stellte das Kunstmuseum vor Probleme, weshalb Rumscheid eine Spezialfirma beauftragte. Die gesamte Statue war zu schwer, um sie in die Höhe zu heben. Deswegen schwebte jedes Stück an einem mobilen Kran nach oben, wo Bethke sie mit den Fachleuten montierte.

Zur Nike des Paionios von Mende gibt es am Sonntag, 7. Januar, eine öffentliche Führung im Akademischen Kunstmuseum.

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