GA-Serie „Bonn baut“ Freie Bahn für Bonns größtes Wohnprojekt

Duisdorf · Im April beginnt der planmäßige Abbruch der früheren Gallwitz-Kaserne. Dort entstehen nach Jahren des Dornröschschlafs bis zu 500 Wohnungen.

Die Natur hat sich die Gallwitz-Kaserne seit dem Auszug der Bundespolizei im Jahr 2004 Stück für Stück zurückgeholt.

Die Natur hat sich die Gallwitz-Kaserne seit dem Auszug der Bundespolizei im Jahr 2004 Stück für Stück zurückgeholt.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Uhr tickt: Die ehemalige Gallwitz-Kaserne in Duisdorf wird es in Kürze nicht mehr geben. Deutlichstes Zeichen dafür: Das Areal zwischen der Julius-Leber-Straße und dem Wirtschaftsministerium ist nicht nur verkauft, die Pandion AG als neue Eigentümerin hat auch schon die Bäume und das Grün, die im Laufe von 13 Jahren Leerstand gewachsen sind, abholzen lassen.

Im April sollen als nächstes die alten Kasernenunterkünfte und Hallen abgebrochen werden, der Antrag ist bereits bei der Stadt Bonn gestellt. Diese Arbeiten werden eine Weile dauern, denn es sind rund 100.000 Kubikmeter, die der Bagger abbrechen muss. Zuvor müssen noch die aufgetürmten Baumstämme und der Grünschnitt entfernt werden.

„Jetzt sieht man erst mal, wie groß das Gelände eigentlich ist“, staunt Armin Wittershagen, Leiter der Projektentwicklung der Pandion AG. Bei einem Ortstermin schweift der Blick, das Grundstück ist so groß wie zwölf Fußballfelder. Von der Einfahrt an der Edith-Stein-Anlage bis zur Autobahn sind es etwa 420 Meter, die Grundstücksbreite ist mit rund 150 Meter deutlich geringer. Herzstück der Kaserne ist der langgestreckte Exerzierplatz in der Mitte, auf dem schon GSG 9-Kommandant Ulrich Wegener seine Männer strammstehen ließ und auf dem ein großes, weißes H als Kennzeichen des Hubschrauberlandeplatzes gepinselt war. Heute ist es überdeckt von Dreck und Grünschnitt.

Die Natur hatte sich die Kaserne Stück für Stück zurückgeholt, seitdem die Bundespolizei 2004 gegangen war. Aus dem Boden spross das Unkraut so hoch, dass einige Gebäude kaum noch zu sehen waren. Aus Rissen im Asphalt sind Bäume gewachsen. Die Gebäude selbst sind leer, ohne Möbel, die meisten Fensterscheiben sind zerschlagen, in den Räumen riecht es trotzdem muffig. In einem Treppenhaus steht noch ein alter Geldspielautomat, irgendwo im Keller soll es auch noch eine Schießbahn geben.

Viele Türen sind eingetreten, hier haben Bundespolizei und Feuerwehren geübt. An den Wänden sind kaum Graffiti zu sehen, denn das Gelände war immer gut bewacht. Alles wirkt wie aus einem anderen Jahrhundert, irgendwie ist die Atmosphäre wie auf einem alten Friedhof.

Aus, vorbei, der Dornröschenschlaf endet jetzt. Für Mai wird mit dem rechtskräftigen Beschluss des Bebauungsplans gerechnet. Baubeginn soll im Frühjahr 2018 sein, schon die Baugrube für den ersten Bauabschnitt dürfte riesig werden. Erschwert werden die Bauarbeiten übrigens durch den Höhenunterschied von 13 Metern im Gelände. „Diese Hanglage ist eine Herausforderung“, sagt Wittershagen. Hinzu kommt, dass das Gelände hin zur Autobahn 565 auch noch hügelig ist.

Die Pläne der Pandion AG sehen vor, dass insgesamt bis zu 500 Wohnungen gebaut werden. Acht Architekten haben ihre Entwürfe dazu abgegeben, und der Wettbewerb ist seit wenigen Tagen entschieden: Für die 360 Eigentumswohnungen bekommt das Architekturbüro Römer & Partner aus Köln den Zuschlag. Für die 140 öffentlich geförderten Wohnungen das Büro Schultearchitekten (ebenfalls aus Köln), diese Grundstücke werden allerdings noch verkauft. Weil die Baufelder, in denen die quadratischen und L-förmigen Baukörper angeordnet sind, sich ineinander verweben, muss das genaue Vorgehen beim Bau noch abgestimmt werden, so der Pandion-Projektentwickler.

Die Immobilien für den sozialen Wohnungsbau, später erkennbar durch weniger aufwendige Fassaden, werden übrigens über das gesamte Grundstück verstreut und liegen nicht ausschließlich neben der Autobahn 565. Dort werden auch eine Lärmschutzwand und ein Wall (zur früheren Sporthalle hin) entstehen, den weiteren Lärmschutz soll die Anordnung und Ausrichtung der Gebäude bewirken. Davon würden auch die bestehenden Wohnhäuser in der Edith-Stein-Anlage profitieren.

Ein Lärmgutachten gibt es bereits, es seien Freifeldmessungen gemacht und Lärmpegelbereiche definiert worden, so die Pandion. Die Gebäude, die am nächsten der Autobahntrasse stehen, werden für Gewerbe reserviert. Klar erkennbar auf dem Plan ist auch schon die Erschließungsstraße, die durch das neue Quartier führen wird. Sie beginnt an der Julius-Leber-Straße gegenüber der Total-Tankstelle, führt mittig durchs Wohngebiet und stößt im Süden Auf den Kirchbüchel. Der Duisdorfer CDU-Ratsherr Bert Moll, der auch im Preisgericht saß, findet die Planung der Architekten überzeugend. Er ist sicher, dass die beiden Entwürfe dem Baugebiet ein abwechslungsreiches und harmonisches Gepräge geben werden.

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