Smartmob in Bonn Frauen tanzen in Bonn gegen Gewalt von Männern

Bonn · Dutzende Bonnerinnen haben auf dem Münsterplatz an der weltweiten Aktion „V-Day“ teilgenommen. Mit dieser gemeinsamen Tanzaktion unter dem Motto „One Billion Rising“ protestierten Frauen weltweit gegen sexualisierte Gewalt von Männern.

Auch auf dem Bonner Münsterplatz tanzten am Mittwochnachmittag Frauen ihren Protest gegen sexuelle Gewalt.

Auch auf dem Bonner Münsterplatz tanzten am Mittwochnachmittag Frauen ihren Protest gegen sexuelle Gewalt.

Foto: Martin Wein

Von wegen Blumen. Auch in Bonn haben am Mittwoch Aktivistinnen wieder zum „V-Day“ aufgerufen. Das V steht dabei nicht für Valentin, sondern für „Victory over Violence“ (Sieg über Gewalt). Mit einer gemeinsamen Tanzaktion protestierten dazu mehrere Dutzend Frauen am Nachmittag auf dem Münsterplatz gegen sexualisierte Gewalt von Männern.

Nicht nur die Filmindustrie hat damit ein gewaltiges Problem: Nach einer aktuellen Auswertung des Bundeskriminalamtes wurden im Jahr 2016 146 Frauen von ihrem Partner getötet, 69.700 wurden Opfer vorsätzlicher einfacher Körperverletzung. „Weltweit ist jede dritte Frau Opfer von Gewalt. In Deutschland ist jede vierte Frau betroffen“, erklärten zwei Vertreterinnen vom Verein UN Women Nationales Komitee Deutschland. Sie beziehen sich dabei auf Schätzungen der Vereinten Nationen und des Bundesfamilienministeriums für Deutschland.

Anwendung der Gesetze hapert

Jahrzehnte der Mobilisierung der Zivilgesellschaft hätten viel bewirkt. Bei der Anwendung der inzwischen geltenden Gesetze zum Schutz der Frauen hapere es indessen. Viele Taten blieben ungestraft. Gegen diese Tendenz des Wegschauens erheben Marita Hoscheidt und Tina Krupp mit ihrer Aktion schon im sechsten Jahr Einspruch. Damit sind sie nicht allein. Unter dem Motto „One Billion Rising“ („Eine Milliarde erhebt sich“) tanzen zeitgleich Frauen in 175 deutschen Städten sowie in 180 Ländern weltweit für vollständige Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen häufig häusliche Gewalt. Seit 20 Jahren sei sie mit der US-Künstlerin Eve Ensler befreundet, die die Aktion 2012 in New York ins Leben rief, erzählt Hoscheidt. Da sei es für sie eine Ehrensache, sich zu beteiligen.

Die Demonstrantin Renee Li erlebt Sexismus täglich in unterschiedlichen Ausprägungen. „Zum Glück bin ich selbstbewusst und habe gelernt, nein zu sagen“, berichtete die Swisttalerin von ihrer Motivation. Mit dem Tanz zu dem Lied „Sprengt die Ketten“ wolle sie anderen Frauen Mut machen, sich aus der Opferrolle zu befreien, die häufig aus einem Dominanzverhältnis in der Familie oder am Arbeitsplatz entstehe.

„Wir können mit dieser tollen Aktion aus dem Tanz heraus etwas bewegen“, sagte Astrid Landmesser, die für „One Billion Rising“ eigens aus Erkelenz angereist war. Dabei entstehe viel positive Energie. Die sei deutlich besser als negativer Protest. Die Physiotherapeutin erlebe in ihrem Berufsalltag immer wieder Männer, die die gebotene Distanz nicht akzeptierten. Erst vor einigen Tagen habe ein Patient sie am Ende der Therapie umarmen wollen – und flog raus.

Mehr Infos zur Kampagne unter: onebillionrising.org

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