Am Alten Zoll in Bonn Frauen auf öffentlicher Toilette sexuell genötigt

Bonn · Das Bonner Schöffengericht hat einen 24-Jährigen für ein Jahr und zehn Monate hinter Gitter geschickt. Er soll mehrere Frauen auf einer öffentlichen Toilette am Alten Zoll bedrängt und sexuell genötigt haben.

 Symbolbild

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Foto: dpa

Es war ein Albtraum, den die 53-jährige Beamtin einfach nicht vergessen kann: Als sie am 12. August im Biergarten am Alten Zoll die öffentliche Toilettenanlage aufsuchte, drängte ein Mann sie in eine der Kabinen und nötigte sie auf übelste Weise sexuell. Was sie nicht ahnte: Zuvor hatte er dort auch schon zwei andere Frauen angegangen, die hatten sich ihm jedoch noch rechtzeitig entziehen können und die Polizei alarmiert. Der 24-Jährige wurde gefasst – und muss nun für ein Jahr und zehn Monate hinter Gitter.

Weil der Mann, der vor einem Jahr aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet war, die Taten vor dem Schöffengericht nicht gestand, mussten alle Opfer und die übrigen Tatzeugen im Prozess gehört werden. Ihre Aussagen machten deutlich, welche Aufregung und vor allem Angst der 24-Jährige an jenem Abend bei den Frauen verursacht hatte.

Als erste hatte der 24-Jährige eine 28-Jährige gepackt, die gerade die Toilettenanlage betrat. Wie sie schilderte, umklammerte er sie von hinten und erschreckte sie zutiefst. Doch sie konnte sich nach einer Weile befreien, ohne dass er ihr noch mehr antun konnte. Die zweite Frau, der er auflauerte, war eine 27-Jährige, die er ebenfalls packte und an der Taille umfasste, festhielt und auf Englisch fragte, ob alles klar sei. Doch auch sie konnte ihm entkommen: Als sie um Hilfe rief, ließ er sie gehen.

Zeuge erkannte den Mann auf dem Münsterplatz

Doch die 53-jährige städtische Beamtin ließ er nicht los. Auch ihr lauerte er im Vorraum auf, drängte sie in eine der drei Kabinen und schloss ab. Dann begann er sie abzuküssen und das Gesicht abzulecken. Er öffnete seine Hose, entblößte sich, und versuchte auch, ihre Hose zu öffnen. Immer wieder rief sie: „No, no.“ Doch er antwortete nur: In fünf Minuten sei alles vorbei. Erst als eine Frau in der Kabine nebenan und eine weitere Frau, die die Toilettenanlage betreten hatte, fragten, was los sei, verließ er die Kabine und rannte weg.

Inzwischen aber hatten die beiden anderen zuvor belästigten Opfer andere Personen auf dem Gelände informiert, dass ein Mann in der Toilette Frauen bedränge, und die Polizei gerufen. Wenig später wurde der 24-Jährige am Münster von einem Zeugen, der ihn hatte wegrennen sehen, erkannt. Die Polizei kam und nahm den 24-Jährigen fest.

Was er der 53-Jährigen Beamtin angetan hat, erfuhr er im Prozess durch ihre Aussage: Sie habe sich damals völlig hilflos gefühlt, sei regelrecht in einer Schockstarre gewesen. „Der Vorfall hat mich völlig aus der Bahn geworfen“, erklärte sie, „ich gehe im Dunkeln nicht mehr raus.“ Und was für sie besonders schlimm sei: Wenn sie es bei ihrer Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund zu tun habe, bekomme sie Panikgefühle. Zurzeit macht sie eine Traumatherapie.

Der Angeklagte erklärte schließlich: „Ich habe die Konsequenzen nicht bedacht.“ Und beteuerte: „Ich respektiere die Rechte der Frauen.“ Doch das Gericht ließ keine Milde walten angesichts der Folgen für das Opfer und verurteilte ihn wegen versuchter Nötigung und sexueller Nötigung zu 22 Monaten Haft – ohne Bewährung.

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