Interview Frank Appel: "Der notwendige Schulterschluss in der Stadt ist ausgeblieben"

BONN · Der Schock ist groß, die Debatte auch: Warum verabschiedet sich die Post aus dem Projekt? Frank Appel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post DHL Group, beantwortet die großen Fragen.

Frank Appel ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG.

Frank Appel ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG.

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Die Post hat das Festspielhaus-Projekt wieder angestoßen. Nun beenden Sie es plötzlich mitten auf der Zielgeraden. Warum?
Frank Appel: Wir haben das Projekt wieder angestoßen, weil wir von der Strahlkraft der "Marke Beethoven" überzeugt waren und es auch weiterhin sind. In der Errichtung des Beethoven-Festspielhauses haben wir für die Stadt, aber auch für uns als Sponsor viele Chancen gesehen. Leider ist der für ein Projekt dieser Größenordnung notwendige Schulterschluss vor allem in der Stadt ausgeblieben. Im Hinblick auf die verbleibende Zeit bis zum Jubiläum sehen wir daher leider keine realistische Chance mehr, das Festspielhaus zu realisieren.

Neben dem von Ihnen erwähnten fehlenden Schulterschluss fehlt aber auch noch ein beträchtlicher Betrag, um den Bau privat zu finanzieren. Ist dies nicht der eigentliche Grund für die Absage?
Appel: Die Deutsche Post DHL Group hatte in Aussicht gestellt, die Suche nach Bausponsoren zu unterstützen. Für diese stellt sich die Situation aber so dar, dass die Risiken aufgrund des fehlenden Konsenses für das Projekt höher zu bewerten sind als die Chancen.

Die Renovierung der Beethovenhalle ist doch ein Projekt, bei dem dieser Schulterschluss besteht. Warum beteiligt sich die Post hier nicht?
Appel: Die Renovierung der städtischen Beethovenhalle ist eine kommunale Angelegenheit. Das Beethoven-Festspielhaus hingegen war ein Projekt im Rahmen der nationalen Aufgabe, das Erbe Beethovens zu pflegen. Nur dadurch konnten sich verschiedene Akteure einbringen und auch nur durch die besondere Strahlkraft des Projekts hätte die Deutsche Post DHL Group das Projekt als Sponsoring unterstützen können.

Viele Bürger und Vereine haben sich für das Festspielhaus stark gemacht und werden nun sehr enttäuscht sein. Was sagen Sie denen jetzt?
Appel: Wir teilen diese Enttäuschung. Das Projekt Beethoven-Festspielhaus ist auch nicht am Einsatz der Befürworter gescheitert. Im Gegenteil! Auf vielen Ebenen in Politik, Wirtschaft und im privaten Bereich haben sich Menschen für das Projekt stark gemacht. Mir ist kein Projekt in Bonn bekannt, bei dem allein von privater Seite so viel Geld gesammelt worden ist, noch bevor überhaupt klar war, ob das Projekt realisiert werden kann. Vor diesem Einsatz und dieser Leistung habe ich großen Respekt.

Zur Person

Frank Appel ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG. Appel wuchs in Hamburg-Bergedorf auf - laut eigener Angabe als klassisches Mittelstandskind, das sich das Zimmer mit seinem Bruder teilte. Sein erstes Geld verdiente er mit 16 durch Auszeichnen von Kosmetikprodukten. Appel studierte Chemie und Neurobiologie, ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Königswinter.

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