Kommentar zum Brandschutz Flotter als die Feuerwehr

Meinung · Sehr merkwürdig, findet GA-Redakteur Rüdiger Franz: Der Landesbetrieb sperrt Teile des Hauptgebäudes der Universität wegen des Brandschutzes, während die Feuerwehr die Lage gelassener sieht.

Gar keine Frage: Der Schutz vor Feuer und damit schlimmstenfalls von Menschenleben kann gar nicht überschätzt werden. Das gilt im besonderen Maße für Fälle, in denen man barocke Residenzschlösser für den universitären Massenbetrieb nutzt. Sollte sich im verwinkelten Dachgeschoss des Uni-Hauptgebäudes mit seinen Gängen, Gauben und Giebeln nach der Zerstörung im Bombenkrieg erneut ein Feuer ausbreiten, mag man sich die Folgen nicht ausmalen.

Dass die sofortige Sperrung der gesamten Etage dennoch überhastet – und damit übertrieben – wirkt, hat einen einfachen Grund: Die Bonner Berufsfeuerwehr sieht sie nicht als erforderlich an. Und die hauptamtlichen Brandschutzexperten sind nicht für Fahrlässigkeiten bekannt. Sie hätten mit einer weiteren Nutzung zumindest bis zum Ende des laufenden Semesters getrost leben können, zumal offenbar dem flächendeckenden Betrieb einer Brandmeldeanlage nichts mehr im Wege stand.

Durchgesetzt hat sich stattdessen der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes als Eigentümer des Gebäudes. Fragen wirft dabei nicht nur dessen Umgang mit der Expertise der Feuerwehr auf, die offenbar spontan, aber ausdrücklich um eine Einschätzung vor Ort gebeten worden war. Zudem werden sich Mitarbeiter und Studenten früherer Semester fragen, unter welchen Brandschutzbedingungen sie dort seinerzeit eigentlich gearbeitet und studiert haben, ohne dass jemand eine Sperrung in Erwägung zog.

Diese Frage dürften sich nun auch Hunderte Betroffener stellen, die sich nun kurz vor der Klausurenphase als Protagonisten eines unverhofften Experiments wiederfinden. Auf Klausurvorbereitung und Hausarbeiten mithilfe einer umziehenden Bibliothek darf man jedenfalls gespannt sein. So sehr sich der BLB in diesem Fall geradezu überschlagen hat, wirkt es sich zugleich immerhin positiv aus, dass sich die Mühlen in jener Behörde – siehe Uni-Tiefgarage – ansonsten eher langsam drehen. Die Gebäude an der Römerstraße sollten längst verkauft sein. Jetzt dienen sie als Provisorium für Philosophen.

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