Ehemalige Diplomatenschule Flüchtlinge bleiben in Ippendorf

Ippendorf · Vorwiegend Männer aus der Pestalozzischule ziehen in die Ex-Diplomatenschule ein. Bei den Bürgern stößt das nicht auf Ablehnung.

 Auf dem Parkplatz wurden WC- und Duschcontainer errichtet.

Auf dem Parkplatz wurden WC- und Duschcontainer errichtet.

Foto: Roland Kohls

Die Befürchtung, dass in Ippendorf eine ablehnende Haltung gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in der ehemaligen Diplomatenschule am Gudenauer Weg herrscht, hat sich bei der Bürgerversammlung am Dienstagabend nicht bewahrheitet.

Schon nach gut einer Stunde verließen die rund 150 Ippendorfer wieder die Aula der Engelsbachschule, weil alle Fragen beantwortet waren. Mehr noch: Die Stadt Bonn, die mit einem halben Dutzend Fachleuten angerückt war, bekam Lob für die Art und Weise, wie sie die Bürger informierte.

Und dabei wurden auch die Knackpunkte nicht ausgelassen. So wird es sich bei den 50 Flüchtlingen, die aus der Pestalozzischule in der Bonner City nach Ippendorf umquartiert werden, vorwiegend um Männer handeln.

Denn in dem dafür vorgesehenen Ex-Verwaltungsgebäude auf dem Areal gibt es nur vier Familienzimmer, die auf jeweils 28 Quadratmeter mit insgesamt bis zu 20 Personen belegt werden – also Familien. 14 Zimmer haben 13 Quadratmeter, in jedem werden zwei Männer wohnen.

Auch der Umstand, dass die Flüchtlinge nicht nur vorübergehend in Ippendorf leben sollen, rief keinen Widerspruch hervor. „Die Menschen sollen dauerhaft hier bleiben und nicht ständig umziehen“, hatte Flüchtlingskoordinator Peter Tilgen begründet. Mit einer gemischten Belegung habe man die besten Erfahrungen gemacht.

Welche Nationalitäten kommen, steht noch nicht im Detail fest, aber es läuft wohl auf Menschen aus Syrien, Irak, Iran und Afghanistan heraus. Von Seiten der Stadt wurde alles getan, um keine Furcht vor den Neu-Ippendorfern aufkommen zu lassen. In der Unterkunft werde ständig ein Hausmeister und ein Sicherheitsmitarbeiter präsent sein, dazu stundenweise ein Sozialarbeiter.

Gleich mehrfach wurde betont, 50 Flüchtlinge in einer Unterkunft sei eine überschaubare Anzahl. In der ehemaligen Poliklinik an der Wilhelmstraße seien es 400 Personen. Und bei diesen 50 werde es auch bleiben, weil der Altbau der Ex-Schule für eine Unterbringung vom Tisch sei.

Man habe wegen des PCB Versiegelungsmaßnahmen ausprobiert, „aber bei hohen Temperaturen ist zu befürchten, dass die Grenzwerte nicht eingehalten werden. Und deshalb sei es nicht verantwortbar, Menschen dort wohnen zu lassen – besonders für schwangere Frauen sei der Schadstoff gefährlich.

Einem Bürger, der anregte, Flüchtlinge auszuwählen, die „hierher passen“, entgegnete Tilgen: „Wer kommt, ist noch nicht festgelegt. Es gibt schon Kontakte zwischen einigen Flüchtlingen aus der Pestalozzischule und der hiesigen Flüchtlingsinitiative VIP.

Ansonsten bilden die Flüchtlinge den gleichen Querschnitt der Bevölkerung ab, der hier im Saal sitzt.“ Zuvor hatte schon der städtische Familiendezernent Rüdiger Wagner die Situation erläutert. Die Unterbringung der Menschen sei eine humane Aufgabe, „das sind wir ihnen schuldig“.

Man wolle Integration vor Ort betreiben, aber alles sei unvollständig ohne das Engagement ehrenamtlicher Bürger. „Öffnen Sie ihr Herz“, appellierte er bei der Versammlung und warb um Unterstützung. Die Bürger dankten ihm das mit Beifall.

Dasselbe passierte Angela Becker, die die Arbeit der Flüchtlingsinitiative vorstellte, die 25 Aktive zählt und weit mehr als 100 Personen, die sich in eine Ehrenamtsliste eingetragen haben. Der Plan: Alle Flüchtlinge in der Diplomatenschule sollen einen Paten bekommen, es soll ein Kontaktcafé geben sowie einen Lauftreff und Radtouren.

„Wir freuen uns über jeden, der mithilft“, sagte Becker und fügte hinzu: „Die Arbeit mit Flüchtlingen ist sehr bereichernd.“ Ihre Flyer mit Kontaktdaten wurden danach rege nachgefragt. Ein Mann bot gleich seine Hilfe an, demnächst einen Schachabend ins Leben zu rufen.

Wie wichtig Freizeitaktivitäten sind, erklärte die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann auf die Frage nach der möglichen Gruppendynamik in einer Unterkunft. „Das ist immer ein großes Thema, ebenso wie die Begleitung zu Ärzten, Schulen und Kitas.“

Insgesamt seien viele der Flüchtlinge ungeduldig. „Viele warten ja noch auf ihre Anhörung. Aber sie alle eint, dass sie schnell Deutsch lernen wollen“, fügte Tilgen hinzu.

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