Initiative für Festspielhaus "Festspielhaus ist Chance für die Region"

BONN · Ex-Ministerpräsident Wolfgang Clement und die Beethoven-Initiativen appellieren an den Rat, nicht länger zu zögern.

Zwei Wochen vor der entscheidenden Ratssitzung geben sie noch einmal Gas: Auf einer Pressekonferenz appellierten am Donnerstag die Festspielhausfreunde, der Beethoven-Festspielhaus-Förderverein, die Beethoventaler-Genossenschaft und die Bürger für Beethoven eindringlich an die Politiker, am 23. Juni die Übergabe des Baugrundstücks südlich der Beethovenhalle an eine private Bauherrengesellschaft zu beschließen. In einem Brief an die Fraktionen bieten sie gemeinsame Informationsgespräche zum Stand des umstrittenen Projektes an.

Mit einem positiven Ratsbeschluss sei es möglich, das Festspielhaus pünktlich zum Beethovenjubiläum 2020 fertigzustellen, so die Initiativen. "Ohne Engagement der Stadt Bonn wird es aber nicht gehen", sagte Wolfgang Grießl, der Präsident der Industrie- und Handelskammer. Die baureife Übergabe des Grundstücks werde fünf bis sechs Millionen Euro kosten. Die Stadtverwaltung hatte bisher rund 4,2 Millionen Euro genannt. Die höhere Summe begründete Grießl mit der möglicherweise notwendigen Verlagerung einer Gastverteilstation auf dem Areal. Sofern das Land NRW Fördermittel bewilligt, geht er davon aus, dass die Kommune etwa drei Millionen Euro selbst tragen muss. Grießl: "Dafür bekommt sie aber ein Festspielhaus und die Chance, den Namen Bonns 2020 in Verbindung mit Beethoven weltweit bekannt zu machen." Das bringe auch wirtschaftliche Impulse.

Die Deutsche Post DHL, die 30 Millionen Euro investieren will, hat einen straffen Zeitplan erarbeitet. Kippt er, weil der Rat nicht entscheidet, will der Konzern endgültig aussteigen. "Jetzt muss der Elfmeter geschossen werden", unterstrich Wolfgang Clement im Namen der Beethoventaler-Genossenschaft. Das Beethoven-Jubiläum werde ein Weltereignis. "Das ist eine Chance für die ganze Region", sagte der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister.

Die Stadträte könnten am 23. Juni ohne Risiko eine Entscheidung fällen, erklärte Stephan Eisel von den Bürgern für Beethoven. Die Kosten für die Stadt fielen erst an, wenn wirklich gebaut werde. Und der Bauantrag, für die privaten Bauherren mit Kosten von rund fünf Millionen Euro verbunden, werde 2015 nur dann gestellt, wenn Gesamtbaufinanzierung, Nutzungskonzept und Businessplan geklärt seien. "Die Stadt kann nur gewinnen", sagte Eisel. "Sie müsste auf dem Gelände ohnehin investieren, zum Beispiel in den Abriss des Hochbunkers."

Die Post rechnet mit Baukosten von rund 70 Millionen Euro. Der Förderverein hat nach Grießls Angaben Zusagen über etwa sechs Millionen Euro. Die Beethoventaler-Genossenschaft könnte derzeit die Finanzierung für einen Kredit von drei Millionen Euro beisteuern, wie Clement berichtete. Sie baue auf zusätzlichen Schwung nach dem Ratsbeschluss. Clement: "Es laufen auch Gespräche mit der Postbank über eine Beteiligung an den Baukosten." Die Bank war, ebenso wie die Telekom, aus der Finanzierung ausgestiegen, als das Projekt auf Eis lag.

Die Initiativen forderten eine "angemessene" Beteiligung der Stadt an der geplanten Betriebsstiftung. Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen jährlichen 500 000 Euro über zwanzig Jahre reichten nicht aus. "Der neue Standort bietet die Möglichkeit, einen Campus der Musik zu entwickeln, der für alle Generationen und Musikrichtungen offen ist", betonte Monika Wulf-Mathies, die Vorsitzende der Festspielhausfreunde. Der Rat müsse sich "endlich auf Beethoven besinnen".

Der aktuelle Sachstand

Das Festspielhaus soll südlich der Beethovenhalle an der Ecke Theaterstraße und Erzbergerufer gebaut werden. Die Post hat zehn hochkarätige Architektenbüros aus aller Welt eingeladen, das Baufeld zu beplanen. Stimmt der Rat der Grundstücksübergabe zu, beginnt im August die Suche nach einem Generalunternehmer. Im Oktober diskutiert das Preisgericht die Architektenentwürfe, die dann im Posttower öffentlich ausgestellt werden. Im Januar 2015 folgt eine "marktbasierte Kostenschätzung" des Projekts. Im März könnten die Investoren entscheiden, ob sie den Bauantrag stellen. Im zweiten Quartal 2016 könnte Baubeginn, drei Jahre später Schlüsselübergabe sein.

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