Kommentar zur Beethovenhalle Fehler nicht wiederholen

Meinung | BONN · Die Verwaltung räumt bei der Voruntersuchung vor der Beethovenhallen-Sanierung weitreichende Fehler ein. Die Planung offenbart ein häufig zu sehendes Dilemma: Politisch motivierte Zeit- und Kostenpläne treffen auf mangelnde Kompetenz in der Verwaltung.

Die Sanierung der Beethovenhalle wird doppelt so teuer und dauert mehr als doppelt so lange wie geplant. Bisher hat die Stadtverwaltung gern so getan, als sei dieses Desaster ebenso unvorhersehbar wie unvermeidlich gewesen. Jetzt räumt sie endlich eigene Fehler ein. Das ist ein wichtiger Schritt, um für die Zukunft zu lernen.

Besonders atemberaubend in der Problemanalyse der Stadt: Sie muss einräumen, dass sie Erdreich und Gebäudesubstanz vor Projektstart nicht gründlich genug untersucht hat. Und das bei einem 60 Jahre alten Baudenkmal. Auf einem Trümmergrundstück, dem ein Gutachter schon 1996 genau neben der Halle massive Baugrundprobleme attestiert hat. Unfassbar.

Warum nicht ausreichend untersucht wurde? Unter anderem, weil die Zeit bis zum Beethoven-Jubeljahr zu knapp geworden wäre. Und bis dahin wollte die Jamaika-Ratskoalition die Sanierung unbedingt erledigt haben – mangels Alternativen, nachdem das Festspielhausprojekt zerredet worden war.

Es ist das klassische Dilemma bei Bauprojekten der öffentlichen Hand: Politisch motivierte Zeit- und Kostenpläne treffen auf mangelnde Kompetenz in der Verwaltung. Die Verantwortung dort trägt das Städtische Gebäudemanagement ebenso wie der zuständige Stadtdirektor Wolfgang Fuchs und letztlich Oberbürgermeister Ashok Sridharan als Chef der Stadtverwaltung. Das Projekt läuft seit mehr als einem Jahr völlig aus dem Ruder. Sridharan hätte früher eingreifen können – und müssen.

Was man dem Oberbürgermeister zugute halten muss, ist die unter seiner Federführung vorgelegte Analyse eigener Fehler. Künftige Großprojekte will die Verwaltung mit mehr Zeit und einer Kostenberechnung angehen, die realistische Risikopuffer enthält – eben so, wie es jedes Unternehmen macht. Auch der Rat dürfte sich davon nach der Beethovenhallen-Blamage überzeugen lassen. Daraus die Lehren zu ziehen, ist für kommende Großprojekte entscheidend, ob Stadthaus, Stadthalle oder Oper. Dazu gehört eine ergebnisoffene Prüfung, ob beim Opernhaus Abriss und Neubau die vernünftigere Lösung wären – und zwar als Zweispartenhaus mit Schauspielbühne. Natürlich fordert das vor den Kommunalwahlen 2020 politischen Mut, weil viele Godesberger schäumen werden, wenn das Schauspiel wegzieht. Aber: Es geht um das Beste für die Gesamtstadt.

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