Familientag im Bonner Haus der Geschichte Familientag taucht in die Zeit des Wirtschaftswunders ein

Bonn · Das Haus der Geschichte veranstaltete am Sonntag einen Familientag rund um die Wirtschaftswunderzeit. Dort konnten Besucher alles über „Kino, Käfer, Petticoat“ erfahren. Der Tag endete um 16 Uhr mit dem Heinz-Erhardt-Film „Mein Mann, das Wirtschaftswunder“.

 Beim Familientag im Haus der Geschichte steht die Wirtschaftswunderzeit der 1950er Jahre im Fokus.

Beim Familientag im Haus der Geschichte steht die Wirtschaftswunderzeit der 1950er Jahre im Fokus.

Foto: Thomas Kölsch

Die 1950er Jahre: Eine Zeit des Aufschwungs. Deutschland schüttelt das Trauma des Zweiten Weltkriegs ab, fängt an zu wachsen, schafft Wohlstand. Heute hat das Haus der Geschichte jene Ära in den Mittelpunkt ihres Familientags gestellt.

Dazu präsentierten die Holly Hoppers Beate und Kai-Ingo Weule mit Tolle und Petticoat an verschiedenen Stationen innerhalb der Dauerausstellung ihr Tanzgeschick. Auch das Kaffee- und Kuchenangebot in der Eisdiele im ersten Stock sowie die Vorführung des Heinz-Erhardt-Films „Mein Mann, das Wirtschaftswunder“ waren etwas Besonderes.

Doch so sehr die Besucher diese Aktionen auch zu schätzen wussten, war zumindest am Vormittag das grundlegende Interesse allgemeinerer Natur. „Wir sind jetzt nicht gezielt wegen des Familientags zur Wirtschaftswunderzeit hierher gekommen“, erzählte etwa Rüdiger Dolle. „Wir wollten in erster Linie unserer zehnjährigen Tochter einen Zugang ermöglichen, wie Deutschland entstanden ist. Dafür ist das Haus der Geschichte eigentlich ideal.“

Auch Sven Fernholz interessierte sich für diese Frage. „Ich bin in Deutschland geboren worden, aber 1983 ist meine Familie nach Australien ausgewandert“, erklärt er. „Ich bin jetzt zum ersten Mal in einem Museum, das sich gezielt auf die neuere deutsche Geschichte konzentriert, und finde das überaus spannend. Zuhause in Melbourne werden gerade die Jahren zwischen 1945 und 1988 nämlich so gut wie nicht berücksichtigt.“

Tatsächlich ist die Dauerausstellung abwechslungsreich gestaltet und schafft dank reizvoller Kulissen immer wieder eine bemerkenswerte Immersion in die jeweilige Zeit. Wenn die Besucher etwa zum „Lichtspielhaus“ kommen, werden vor allem jene, die die 1950er Jahre erlebt haben, gleich nostalgisch. „Es ist so schön, all diese Sachen wiederzusehen“, meinte etwa Elisabeth Herzschel, die mit einer Gruppe aus dem münsterländischen Oelde angereist war. „Das Wirtschaftswunder war schließlich genau unsere Zeit.“

Daher verständnisvolles Nicken angesichts des Skandals um den Hildegard-Knef-Film „Die Sünderin“, leuchtende Augen angesichts des schwarzen VW-Käfers und viel Vergnügen in der altehrwürdigen Eisdiele, in der eine funktionsfähige Jukebox mit Schlagern und Rock 'n' Roll Begeisterung bei den Besuchern hervorrief.

Auch dort traten die Holly Hoppers auf, brachten Leben in die Bude und führten zudem mit kleinen Geschichten immer wieder in jene Zeit zurück. Dr. Oetker und Elvis Presley, das Wunder von Bern und das von Lengede, der Aufschwung der Industrie und die wachsende Lebenslust des Volkes: All dies war am Sonntag im Haus der Geschichte erfahrbar.

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