Auf den Spuren der Franzosen Familientag im Stadtmuseum Bonn

Bonn · Kai-Ingo Weule nimmt seine Gäste im Bonner Stadtmuseum mit auf eine Zeitreise. Schon 921 war die Stadt ein wichtiger Schauplatz für die Beziehungen zwischen den beiden zukünftigen Nationen.

Als Brigardier Ravillion, Kommandeur der französischen Truppen in Bonn im Jahr 1673, erklärt Kai-Ingo Weule den Mädchen und Jungen an einem Modell die damaligen Befestigungsanlagen der Stadt Bonn.

Als Brigardier Ravillion, Kommandeur der französischen Truppen in Bonn im Jahr 1673, erklärt Kai-Ingo Weule den Mädchen und Jungen an einem Modell die damaligen Befestigungsanlagen der Stadt Bonn.

Foto: Thomas Kölsch

Mal Freunde, mal Feinde: Das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen war über die Jahrhunderte hinweg immer wieder großen Schwankungen ausgesetzt. Nur wenige Städte im Rheinland haben dies stärker zu spüren bekommen als Bonn. Mehrfach stand es unter französischer Besatzung und hat doch den westlichen Nachbarn zugleich ungeheuer viel zu verdanken. Im Stadtmuseum stand diese wechselhafte Geschichte nun im Mittelpunkt eines Familientages, bei dem ebenso kurze wie kurzweilige Kostümführungen unterschiedliche Epochen beleuchteten und die Spuren aufzeigten, die die Franzosen in Bonn hinterlassen haben.

Bonn war mehrfach unter Kontrolle der Franzosen

Schon 921 war die Stadt ein wichtiger Schauplatz für die Beziehungen zwischen den beiden zukünftigen Nationen, die damals noch Teile des west- und des ostfränkischen Reiches waren. Der Rhein war zu jener Zeit die Grenze zwischen den beiden Herrschaftsgebieten, das eine noch unter der Kontrolle des Karolingers Karl dem Einfältigen, das andere unter der des gewählten Königs Heinrich I. von Sachsen.

Mitten auf dem trennenden Fluss, bei Bonn, trafen die beiden Könige damals aufeinander, um Freundschaft zu schließen, wie der Panzerreiter Wido de Mielenhem (Kai-Ingo Weule) als Zeitzeuge berichtete. Lange hielt dieses informelle Abkommen nicht vor – und auch wenn Bonn in den nächsten Jahrhunderten unter deutscher Herrschaft blieb, wuchs und gedieh, sollten die Franzosen doch zurückkehren. 1673, 1689 und 1703 war Bonn unter ihrer Kontrolle, die mittlere Besatzung endete mit einer Bombardierung, die die Stadt nahezu vollständig zerstörte.

Nur noch wenige Überreste von damals im Stadtbild

Auch deshalb gebe es nur noch wenige Überreste aus jener Zeit im Bonner Stadtbild zu finden, wie Museumspädagoge Weule zwischen seinen liebevoll gestalteten Kostümführungen ausführte. „Es gibt lediglich noch ein paar Befestigungsanlagen unter dem Sparkassengebäude und noch ein paar Bastionsreste, die die Franzosen während ihrer Besatzungszeit errichtet haben.“ Ausgeprägter sei der französische Einfluss in den großen Prunkbauten des 18. Jahrhunderts zu sehen, etwa im kurfürstlichen Schloss, das der Pariser Hofarchitekt Robert de Cotte zu einer Rokokoanlage ausbaute, oder im Poppelsdorfer Schloss.

Weiter ging die Zeitreise, hin zur napoleonischen Besatzung ab 1794, die auf der einen Seite Bonn aus wirtschaftlicher Sicht zu einem Provinzstädtchen degradierte, auf der anderen aber mit dem „Code Civil“ zahlreiche Bürgerrechte einführte. „Aus dieser Zeit stammen auch rheinische Begriffe wie 'Fisematentchen', was ja eine Verballhornung von 'Visitez ma tente' ist“, erläuterte Horst Pierre Bothien.

Ausstellung ist bis zum 24. Februar zu sehen

Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Stadtmuseums hat unter anderem auch die Sonderausstellung „Bonn sur le Rhin“ kuratiert, die sich mit der Rheinlandbesatzung von 1918 bis 1926 beschäftigt. Auch darauf ging das Haus beim Familientag ein und verwies unter anderem auf Areale rund um die Reuterbrücke und um den Chlodwigplatz, auf denen noch einige Gebäude aus jener Zeit zu sehen sind. Die anwesenden Kinder sowie einige Erwachsene nahmen das Angebot gerne wahr, vor allem die Vorträge von Weule faszinierten. Für die Kleinen standen zudem ein Basteltisch sowie das Singen französischer und deutscher Kinderlieder auf dem Programm.

Das Stadtmuseum, Franziskanerstraße 9, ist mittwochs von 9.30 bis 14 Uhr, donnerstags bis samstags von 13 bis 18 Uhr und sonntags von 11.30 bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung „Bonn-sur-le-Rhin. Die Besatzungszeit 1918 - 1926“ ist bis 24. Februar zu sehen. Der Eintritt kostet 2,50, ermäßigt 1,60 Euro. Weitere Infos auf www.bonn.de/stadtmuseum

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