Kommentar zur Geldforderung der Oper Falscher Zeitpunkt

Bonn · Das städtische Kulturamt glaubt wohl nicht so recht daran, dass Bonn in absehbarer Zeit einen Opern-Neubau bekommen könnte. Oder wie sonst wäre der Vorschlag zu verstehen, in diesem Jahr 375 000 Euro in eine Akustikanlage für den Opernsaal zu investieren?

Wir erinnern uns: Gemeinsam mit SPD und FDP hat die CDU einen Prüfauftrag durchgesetzt, ob ein Neubau – an welchem Standort auch immer – womöglich sinnvoller wäre, als 82 Millionen Euro (oder auch mehr) in eine reine Instandsetzung zu investieren, die aus der Oper noch kein modernes, effizientes Gebäude machen würde. Bis zum Sommer, so die sportliche Vorgabe, soll dieses Gutachten vorliegen.

Jetzt einen Beschluss zu fassen, eine Akustikanlage zu kaufen, birgt die Gefahr, dass diese 375 000 Euro schon in wenigen Jahren in den Wind geschrieben wären – nämlich dann, wenn der Rat tatsächlich Abriss und Neubau beschließen sollte. Dieses Geld kann die Stadt aber im Zweifel besser in das eine oder andere abgerockte Schulgebäude stecken. Natürlich ist es richtig, die Arbeitsbedingungen der Musiker im Orchestergraben der Oper mit Schallelementen zu verbessern. Wenn der Klang dadurch für die Zuschauer schlechter wird, sind sicherlich auch Ausgleichsmaßnahmen notwendig – aber doch erst, wenn der Rat endgültig über die Zukunft des Opernhauses entschieden hat.

Falls das bedeutet, dass die Opernbesucher zumindest in der Spielzeit 2018/2019 mit einem weniger exquisiten Hörgenuss klarkommen müssen, ist das schlicht eine Folge der desolaten Haushaltslage der Stadt Bonn. Diese Kommune hat keinen einzigen Cent zu verschenken. Dafür wird das städtische Theater sicher auch bei seinen Besuchern mit entsprechender Aufklärung Verständnis wecken können. Wenn der Stadtrat glaubwürdig bleiben will, darfer die 375 000 Euro für die Saalakustik jetzt nicht genehmigen.

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