Kommentar zur geplanten Seilbahn in Bonn Falscher Griff

Meinung | Bonn · Die Seilbahn auf den Venusberg ist eine Idee, die einen langen Bart hat. So lang, dass sich kaum einer mehr an die Anfänge erinnern kann. Erstmals ist in Bonn über ein solches Projekt wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nachgedacht worden.

Später war es der nun kritisch beäugte Verkehrsplaner Heiner Monheim, der ein schwebendes Fortbewegungsmittel für prüfenswert hielt, auch das ist schon viele Jahre her.

Dass dieses als exotisch wahrgenommene Verkehrsmittel gerade jetzt stärker in den Fokus des Möglichen rückt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass Kommunalpolitik und Verwaltung immer mehr in Zugzwang geraten: Der Verkehr auf der Straße nimmt zu.

Die nächsten 15 Jahre jagt eine große Großbaustelle die nächste. Dauerstau ist programmiert. Und für kreative Lösungen bleibt nicht mehr viel Zeit. Eine Seilbahn ist vergleichsweise schnell installierbar und mit weniger Eingriff in die Natur verbunden als eine Straße.

Man kann die Menschen in Dottendorf verstehen, die sich nun in einer Initiative zusammengeschlossen haben. Die sich überrumpelt fühlen, wenn sie hören, dass im zweiten Halbjahr 2017 das Planfeststellungsverfahren (mit erneuter Bürgerbeteiligung) beginnen könnte. Sofern die Politik zustimmt.

Kosten völlig unklar

Ähnlich wie beim geplanten Bau eines Bades in Dottendorf ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar, welche Kosten auf die Stadt, das Land und damit auf den Steuerzahler zukommen.

Dass Heiner Monheims Büro Raumkom die Bürgerbeteiligung organisiert, erweist sich als unglückliche Entscheidung der Stadt. Er hat die Bonner Seilbahn einst ins Gespräch gebracht. Er schreibt auf seiner Internetseite, sein Büro würde den Seilbahnhersteller Doppelmayr bei seiner Expansionsstrategie beraten.

Auch wenn der emeritierte Professor und ausgewiesene Verkehrsfachmann mit der technischen Studie nichts zu tun hat, schafft das unnötige Angriffsfläche. Ein weiterer Punkt ist problematisch: Wer Monheim bei den bisherigen Bürgerbeteiligungsrunden erlebt hat, sah ihn weniger in der Rolle eines neutralen Referenten denn als Erklärer der Seilbahn. Der Stadt blieb gar keine andere Wahl, als ihn aus der Schusslinie zu nehmen und eine neutrale Moderatorin einzusetzen.

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