Für Auslandseinsatz Fachkräfte der GIZ in Bonn lernen im Kottenforst

Röttgen · Der Campus Kottenforst der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhält das Gold-Zertifikat der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen. Mitten im Wald werden Fachleute auf internationale Einsätze vorbereitet.

 Mitten im Kottenforst bildet die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Fachkräfte aus.

Mitten im Kottenforst bildet die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Fachkräfte aus.

Foto: Stefan Hermes

Als man den Architekturwettbewerb für den im Januar 2018 eröffneten Campus Kottenforst der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ausschrieb, „da war schon klar, das kann hier kein normales Lernhaus werden“, sagt Günter Podlacha. Jetzt wurde die von dem Darmstädter Architekturbüro Wächter & Wächter entworfene zweigeschossige Holzkonstruktion auf einem Untergeschoss aus Stahlbeton, als eine von vier Finalisten unter 100 Bewerbern mit dem Gold-Zertifikat der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet.

Vorgabe für die 20 Architekten, die an dem Wettbewerb für den Neubau im Campus Kottenforst, der vis-à-vis der ehemaligen An-dreas Hermes Akademie des Bauernverbandes, dem jetzigen Haus I der GIZ teilnahmen, war neben der Bedingung, die Holzfassade des heute als Gästehaus dienenden Baus aus den 80er-Jahren aufzunehmen, vor allem Lernräume zu schaffen, die dem methodisch didaktischen Ansatz der GIZ-eigenen Akademie für internationale Zusammenarbeit (AIZ) gerecht wird. „Weg von den klassischen Formen der Wissensvermittlung“, sagt Podlacha als Leiter des Kompetenzzentrums für Methodik und Didaktik der AIZ für das Konzept des „offenen Lernens“. So entstand mit dem Haus II der Akademie ein Neubau, der im Höchstmaß mit der angrenzenden Landschaft des Kottenforstes korrespondiert.

Im Inneren gibt es fließende Übergänge zum Außenbereich und den dort befindlichen Lernterrassen durch raumhohe Verglasungen. Alle Seminarräume öffnen sich zur Natur hin. Es gibt keine Flure. Das offene Raumkonzept des sich in 74 Holzmodulen gliedernden Neubaus schafft in 42 Seminarräumen auf einer Gesamtfläche von 2650 Quadratmetern lichtdurchflutete Orte mit Glasfenstern und -türen. Als Sichtschutz können Vorhänge an den Wänden angebracht werden.

Trainings auf dem Außengelände

Oft finden Trainings jedoch auch auf dem gesamten Außengelände statt. Rundwege durch den Kottenforst, die mit Längen von 20, 40 und 60 Minuten vorgegeben sind, laden zu Einzelgesprächen („Walk and Talk“) oder zur Kontemplation ein. Die hohe Energieeffizienz des CO2-frei betriebenen Gebäudes erbrachte nun unter anderem das Nachhaltigskeits-Zertifikat: Kühlung und Heizung erfolgen hauptsächlich durch die Nutzung von Geothermie (22 Bohrungen mit einer Tiefe von 89 Metern) und einer Wärmepumpe.

Zusätzliche Energie und Wärme werden durch ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk erzeugt. CO2-Messungen in den Räumen geben Auskunft über die Anwesenheit von Personen und regeln die Frischluft über Kanäle und Lüftungsauslässe im Fußboden. Auch im übertragenen Sinn ein Klima, in dem sich die AIZ-Jahresmottos wie „Zukunft des Lernens“ (2018) oder aktuell, „Lernen und Kultur“ gut umsetzen lassen.

So sind Lage und Architektur des Gebäudes vielleicht auch ein inspirierender Grund dafür gewesen, dass die AIZ-Mitarbeiter mit „Ökotti“ eine Umweltinitiative gegründet haben, die sich in vier Gruppen für Nachhaltigkeit, Biodiversität und Bienen sowie für nachhaltiges Veranstaltungsmanagement einsetzt. Unmittelbar sichtbar werden deren Aktivitäten bereits durch die Blühwiesen und Bienenstöcke auf dem Gelände.

Rund 2400 Fach- und Führungskräfte aus über 35 Organisationen der deutschen internationalen Zusammenarbeit nehmen jährlich das Angebot für Vernetzung und gemeinsames Lernen auf dem Campus Kottenforst wahr, um sich auf einen bevorstehenden Auslandseinsatz vorzubereiten. In ihrer Freizeit sind sie oft auch in den Geschäften Röttgens anzutreffen oder sind mit einem der rund zwei Dutzend Leihfahrrädern der Akademie im Kottenforst unterwegs.

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