Offene Ganztagsschulen in Bonn Für Eltern ist der Kompromiss eine „Kröte“

Bonn · Die Bonner Ratskoalition erhöht die Trägerpauschale um fast 500 Euro, streicht dafür aber den Geschwisterfreibetrag.

 Kinder basteln in der OGS Heiderhof.

Kinder basteln in der OGS Heiderhof.

Foto: Ronald Friese

Auf den letzten Drücker hat sich die Jamaika-Koalition nach monatelangem Streit doch noch auf eine Lösung für die künftige Ausrichtung der Offenen Ganztagsschule (OGS) geeinigt. Ihr Änderungsantrag soll Donnerstag, 25. Februar, im Rat beschlossen werden. Danach bleibt es zwar bei der von den OGS-Trägern und Eltern kritisierten Kürzung der wöchentlichen Betreuungszeit von 25 auf 22,5 Stunden. Dafür soll wieder eine sechswöchige Ferienbetreuung im Angebot enthalten sein.

Zudem bekommen die Träger mehr Geld: Pro Kind und Jahr soll die Pauschale von derzeit 2100 auf 2585 Euro angehoben werden. Das geht zu Lasten der Eltern. Sie werden ab Sommer stärker zur Kasse gebeten.

Sichtlich erleichtert über diese Einigung zeigten sich am Dienstag die Vertreter der Ratskoalition. Christian Gold, Verena Lautz (beide CDU), Tim Achtermeyer (Grüne) und Achim Kansy (FDP) priesen ihren Vorschlag als bestmöglichen Kompromiss, der weitestgehend dem Anliegen der Träger und Eltern Rechnung trage und auch für den städtischen Haushalt verkraftbar bleibe. „Wir haben das Problem ja gesehen, dass die OGS-Träger chronisch unterfinanziert sind“, sagte Gold.

Bei diesem Modell entstehen Achtermeyer zufolge Zusatzkosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro jährlich, davon trage die Stadt Bonn etwa 760.000 Euro. Der Rest soll über höhere Elternbeiträge finanziert werden. Entgegen kommt der Koalition dabei, dass das Land NRW den Deckel für den Höchstsatz der Elternbeiträge ab dem kommenden Schuljahr von 170 auf 180 Euro im Monat anheben will. Fällig wird der Höchstbeitrag in Bonn künftig für Familien ab einem Jahresbruttoeinkommen von 85.898 Euro.

Außerdem soll der erst vor wenigen Jahren eingeführte Geschwisterfreibetrag in der OGS entfallen. Eltern von mehreren Kindern sollen künftig wie gehabt den teuersten Betreuungsplatz eines Kindes voll bezahlen und für jedes weitere Kind, das in der OGS betreut wird, bis zu 50 Prozent des Beitrags. Bisher sind rund 30 Prozent der Kinder in der OGS frei.

Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag

Das Aus für den Geschwisterfreibetrag ist für Igor P. Thom „eine Kröte, die wir Eltern schlucken müssen“. Der Sprecher der OGS-Elternräte nannte den Kompromiss zwar eine Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Vorschlag, nach dem es keine Ferienbetreuung mehr geben und die Trägerpauschale lediglich um knapp 200 Euro angehoben werden sollte. „Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack, weil letztlich wir Eltern tiefer in die Tasche greifen müssen.“ Kritisch sieht Thom auch die Kürzung der Betreuungsstunden. „Das geht auf Kosten der Verzahnung von Schule und OGS.“ Jamaika setzt bei diesem Punkt aber auf die Schulen selbst: Sie sollen die Unterrichtszeiten so gestalten, dass auch künftig eine Betreuung der Kinder in der OGS bis 16.30 Uhr möglich bleibt.

Auch Hans-Peter Jagusch, Vorsitzender der Gruppe Grundschulen in der Stadtschulpflegschaft, kritisiert, dass die Eltern finanziell erneut stärker belastet werden sollen. Der Wegfall der Geschwisterermäßigung sei „unausgewogen, sozial unverträglich, familienfeindlich“, sagte er.

Die OGS-Träger begrüßten dagegen, „dass eine geregelte und pauschal finanzierte Ferienbetreuung von sechs Wochen vorgesehen ist. Dies entspricht dem Bedarf der Bonner Familien und ermöglicht uns Trägern, Personal in einem realistischen Stunden-Umfang zu beschäftigen“, sagte der Sprecher der OGS-Träger, Stephan Düllberg, am Dienstag. Auch Geschäftsführer Ulrich Hamacher vom Diakonischen Werk lobte die Einigung als einen Kompromiss, „mit dem wir gut leben können“.

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