GA-Serie Bonner Köpfe Ex-Stadtdirektor Rolf Ackermann im Porträt

Bonn · Rolf Ackermann gilt als Vater der Bonner Altenhilfe. Die baute der heute 88-Jährige als Sozialdezernent und Stadtdirektor auf. Ein Porträt.

Es gab ein Gremium, das den nachmaligen Stadtdirektor Rolf Ackermann vor 50 Jahren mit der Crème de la Crème der Bundeshauptstadt Bonn zusammenbrachte. „Ja, im Kuratorium der gerade gegründeten Stiftung Bonner Altenhilfe saßen jede Menge Prominente“, erinnert sich der heute 88-Jährige beim Gespräch in seiner Ippendorfer Wohnung und zeigt auf Fotos, die ihn sogar mit der englischen Königin Elizabeth II. zeigen.

Wilhelmine Lübke, die in der Seniorenhilfe engagierte Gattin des damaligen Bundespräsidenten, saß im Kuratorium neben Ackermann. Annemarie Renger, die nachmalige Bundestagspräsidentin, übernahm sogar den stellvertretenden Vorsitz. „Mit ihr habe ich einige auch für sie nützliche Pressetermine gemacht“, weiß Ackermann noch. Und auch Ministergattin Brigitte Schröder, Kuratoriumsvorsitzende ab 1971, habe der Stiftung Türen geöffnet. „Nach Empfängen ihres Ministergatten sind die Finanzen immer sprunghaft gestiegen.“ Ackermann lacht.

Der alte Herr mit den hellwachen Augen brennt immer noch für die Bonner Altenhilfe. Und das nicht ohne Grund: Er hat sie als Sozialdezernent und dann Stadtdirektor bis 1993 selbst aufgebaut, nachdem er 1967 den ersten kommunalen Altenplan für Bonn geschrieben hatte. „Ich war in meiner Funktion ganz nah dran an den damaligen Problemen älterer Menschen“, sagt der Mann, der heute noch im Kuratorium Deutsche Altershilfe und als Ehrenmitglied im Kuratorium der Bonner Stiftung mitmischt.

Bürger plagten Nöte

Auch in der Dortmunder Forschungsgesellschaft Gerontologie ist sein Rat weiterhin gefragt. Schon aus demografischen Gründen sei Altenhilfe doch heute mindestens so wichtig wie vor 50 Jahren, meint Ackermann. Und freut sich natürlich über das Lob von Altersforscherin Ursula Lehr, die kürzlich im Stiftungskuratorium erklärte, Bonns Altenplan von 1967 sei wegweisend gewesen: „Bonn war Vorreiterin in der Altenpolitik.“

Gerne blickt Rolf Ackermann zurück in die 1960er Jahre. Da hatte er, der 1950 als Mitarbeiter der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) aus dem Hunsrück nach Bonn gekommen war, sein ideales Arbeitsgebiet in der Stadtverwaltung gefunden. Damals hätten ältere Bürger vor allem Wohnungs- und finanzielle Nöte geplagt, berichtet Ackermann. Für ihn, dem als Halbwaisen die akademische Bildung verwehrt geblieben war, sei klar gewesen: „Ich will mich um die Menschen kümmern, die sich selbst nicht mehr helfen können.“

Mit seinem Altenplan, der auch heute in Überarbeitung die Grundlage städtischer Seniorenpolitik bildet, wurde er zum „Vater der Bonner Altenhilfe“. Den Grundstock des Stiftungsvermögens bildeten anfangs zwei Millionen D-Mark, die ab da Projekte anschoben, um hilflosen älteren Bürgern das Leben zu erleichtern.

Nicht überall große Anerkennung

Problematisch sei anfangs die Situation in Altenheimen gewesen, berichtet Ackermann. „Da gab es dort noch Zimmer mit 20 Leuten. Ich wollte also die Heime modernisieren und die Belegung auf zwei Betten reduzieren.“ Senioren, die ihre Wohnungen nicht heizen konnten, wurden im Winter drei Monate auf Landurlaub in warme Räume geschickt. „Ich bin noch nie von älteren Damen so gedrückt worden wie für dieses Überwinterungsprojekt“, lacht Ackermann.

Die Anerkennung für andere Tätigkeitsfelder sei jedoch nicht überall so groß gewesen, fügt der 88-Jährige dann schmunzelnd hinzu. Er als SPD-Mann sei vom damaligen CDU-Oberbürgermeister Wilhelm Daniels gezielt zur SPD-Landesregierung geschickt worden, um bis 1969 die kommunale Neuordnung für Bonn auszuhandeln.

Und als er danach im eingemeindeten Bad Godesberg in der Stadthalle auftrat, habe man ihn hier fast verprügelt. „Da stand einer auf, zeigte auf mich und schrie: Das ist der Mann, der Bad Godesberg abhängig gemacht hat.“

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