Hans Viol ist tot Ex-Präsident des Bonner SC verstorben

Bonn · Hans Viol, der frühere Präsident des Bonner SC ist im Alter von 72 Jahren verstorben. Viol war fast 16 Jahre - bis 2011 - Präsident und Mäzen des Clubs.

John Viol hatte immer Pläne. Meistens große. Ob mit dem Bonner SC, mit den Kubanern oder mit Marmor und Granit. Noch vor drei Wochen telefonierte er mit seinem ehemaligen Geschäftspartner Shakeel Khawaja und erzählte, dass er seine Lagerbestände in den USA verkaufen wolle. „Er klang ganz normal“, sagte Khawaja am Montag, als er vom Tod Viols erfuhr. „Und natürlich hatte er Pläne. Pläne – das war der John.“

Der langjährige BSC-Präsident wurde am Montag in einem Duisdorfer Hotel tot aufgefunden. Es gibt keine Hinweise auf ein Verbrechen. Viol starb offenbar eines natürlichen Todes. Er wurde 72 Jahre alt.

Es gab eine Zeit, da lebte Viol auf ziemlich großem Fuß. Simbabwe, Italien, Kanada, Kuba, Polen, USA oder die Schweiz – Stationen, an denen der umtriebige Unternehmer Marmor und Granit kaufte, verkaufte und abbaute. Oder nach Fußballern für den BSC Ausschau hielt.Er war großzügig und ließ es sich selbst gut gehen. Am Ende war wohl nicht mehr viel davon geblieben. Zuletzt fuhr der Unternehmer einen alten Golf.

Es war Viols großer Traum, den BSC in die 2. Bundesliga zu führen. Dafür investierte er. Jahr für Jahr. Nach eigener Aussage knapp zehn Millionen Euro. Viol war aber nicht nur ein Fußball-Verrückter. Er war Präsident, Mäzen, Alleinunterhalter, Fluch und Segen des BSC. Fast 16 Jahre lang bis 2011. Unsummen steckte er in den Verein, aber am Ende ging er durch die Hintertür, weil der Verein insolvent war.

„Es hat ihm niemand gedankt“, sagt Dietmar Sebus. Der Geschäftsstellenleiter beim BSC kannte Viol länger als zwei Jahrzehnte und hat aus der Nähe beobachtet, wieviel er in den Verein steckte: Herzblut und Geld. „Er hat sein letztes Hemd gegeben“, glaubt Sebus. Und irgendwie musste man das am Ende beinahe wörtlich nehmen.

Kein Heiliger. Im Gegenteil.

Viol war jedoch kein Heiliger. Im Gegenteil. Viele hielten ihn für chaotisch, selbstherrlich und unzuverlässig. Manche auch für bedingt gesetzestreu. Eine Zeitlang wurde von Waffenhandel gemunkelt, ohne dass das irgendjemand nachgewiesen hätte. Viol wurde oft und ausdauernd kritisiert. Respektiert wurde er wegen seiner Fußballbegeisterung. Die stellte niemand infrage.

Der Mann aus der Bonner Nordstadt, der eigentlich Hans-Robert hieß, war im heutigen Simbabwe zu Geld gekommen. Auch darum rankten sich Gerüchte. Die Rede war von Fremdenlegion und bizarren Auftritten im Kampfanzug in Bonner Kneipen. Jedenfalls hatte Afrika ihn geprägt. Alles ist irgendwie zu regeln, lautete sein Credo. Und sei es durch eine großzügige Spende in die Kaffeekasse. In Deutschland und im deutschen Fußball biss er mit dieser Haltung auf Granit.

Nichts illustriert die Person Viol besser als die Kuba-Geschichte: 1998 war es, als er die kubanische Nationalelf für den BSC auflaufen lassen wollte. Die komplette Mannschaft. In der Oberliga. Viol flog mit dem damaligen Trainer Rainer Thomas in die Karibik und verhandelte vor Ort. Wenn er am Strand von Havanna nach einem Platz für eine BSC-Dependance Ausschau hielt und die Fantasie mit ihm durchging, vergaß er leicht, dass er gerade in Schuhen durchs Meerwasser lief. Egal, nur der BSC war wichtig.

Weltweites Aufsehen und Misstrauen

Das alles sorgte zwar weltweit für Aufsehen, aber auch für Misstrauen. Und war zudem schlampig vorbereitet. Der damalige Regierungspräsident und Kuba-Freund Franz-Josef Antwerpes witterte „Sklavenhandel“ und torpedierte den Coup mit Erfolg. Wieder mal zu viel gewollt. Nicht zum ersten Mal. Und nicht zum letzten Mal.

Beim BSC war Viol zuletzt nur noch selten. Dass der Verein in der Regionalliga in kleinen Schritten vorankommen will, auf kleine Sponsoren baut und keine großen Reden schwingt, beobachtete er mit Freude, aber auch mit Skepsis. „Ich verstehe nicht, dass die großen Unternehmen nicht einsteigen“, sagte Viol vor zwei Jahren. „Aber das war ja auch das Problem in meiner Zeit.“

Damals schrieb Viol die Geschichte eines Fußballverrückten, der Gutes tun wollte und dabei das meiste falsch machte. Der dem BSC ein Gesicht gab, aber kein vertrauenerweckendes. Der Dutzende Trainer und Hunderte Spieler kommen und wieder gehen sah. Der sich wirklich engagierte, doch dabei seinen Ruf ruinierte. Der Millionen verpulverte und träumte, aber in der Landesliga wieder aufwachte. „War 'nen Versuch wert“, hat Viol mal gesagt.

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