Deutschlands Führungsrolle in der EU "Europa nicht beherrschen wollen"

BONN · Hans-Dietrich Genschers Sicht der Dinge, wie auch sein neues Buch heißt, interessiert die Menschen. Neben Helmut Schmidt gilt er als erfahrenster deutscher Staatsmann.

 Im Gespräch: (v. l.) Botschafter Hans-Dieter Heumann, GA-Chefredakteur Helge Matthiesen und der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

Im Gespräch: (v. l.) Botschafter Hans-Dieter Heumann, GA-Chefredakteur Helge Matthiesen und der ehemalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

Foto: Nicolas Ottersbach

Deshalb war das Universitätsforum mit etwa 200 Gästen gestern Abend voll belegt. Dort berichtete der ehemalige deutsche Außenminister, der 23 Jahre lang Mitglied der Bundesregierung war und die Deutsche Einheit außenpolitisch absicherte, von seinen Erfahrungen und Erlebnissen. Und nahm mit den anderen Diskussionsteilnehmern Stellung zur aktuellen Weltpolitik.

So fragte Moderator und GA-Chefredakteur Helge Matthiesen gleich zu Beginn, ob Deutschlands Führungsrolle während der Wirtschafts- und Flüchtlingskrise zu stark sei. Genscher antwortete darauf mit einem Zitat aus der Nachkriegszeit von 1945, das von Frankreich an Deutschland gerichtet worden war: "Ihr sollt Europa nicht beherrschen wollen, sondern die Völker davon überzeugen, dass wir nur gemeinsam Gewicht haben."

Dass die Deutschen überhaupt in der Lage seien, den Ton anzugeben, hätten sie der Europäischen Union zu verdanken. Genscher setzte und setzt sich dafür ein, die EU voranzutreiben. Allerdings habe der Nationalstaat noch nicht ausgedient, bemerkte Historiker Andreas Rödder, der ebenfalls auf dem Podium saß. "Das sehen wir gerade in Krisen", sagte er. Die Differenz innerhalb der EU sei zudem größer, als man es sich 1990 gedacht habe. Trotzdem sei sie ein wichtiger Akteur in der multipolaren Weltpolitik, so Botschafter Hans-Dieter Heumann.

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