Kommentar zu den Altlasten am Bonner Bogen Es riecht nach Skandal

Meinung · Die Stadt hat beim Verkauf des Rhein-Palias-Geländes am Bonner Bogen Fehler gemacht, findet Redakteur Holger Willcke.

Bauen, Immobilien und Grundstücke: Diese Themen fallen nahezu jedem Bonner Oberbürgermeister immer wieder auf die Füße. Das gilt für die Ära Bärbel Dieckmann genauso wie für die Amtszeit von Jürgen Nimptsch. Ein Skandal jagt den nächsten, und Konsequenzen blieben in der Regel aus. Jetzt wird Ashok Sridharan mit den Missständen in seiner Stadtverwaltung heftig konfrontiert. Der aktuelle Skandal heißt Rhein-Palais und ist im Bonner Bogen verortet.

Dort brodelt eine Altlast im Erdreich, die zu einem heftigen Streit zwischen der Stadtverwaltung und dem Kölner Investor Ewald Hohr geführt hat. Vertraglich ist laut Bauherr geregelt, dass die Stadt für die Entsorgung der Altlasten finanziell aufkommt. Und ein Gutachter geht mittlerweile von Kosten von fast zehn Millionen Euro aus. Ein Paukenschlag – erst recht, wenn man bedenkt, dass die Stadt nur etwa 15 Millionen Euro für das Areal in bester Lage bekommen hat.

Um die Funkstille zu beenden, hat Sridharan nun zum Telefon gegriffen und mit Hohr gesprochen. Mit der Kontaktaufnahme und der Verständigung auf das weitere Vorgehen im Altlasten-Skandal ist ein erster Schritt getan – mehr aber auch nicht. Der Investor hält an seiner Forderung fest. Mit den nun geforderten Millionen kann die Stadt beim Abschluss des Kaufvertrags im Jahr 2010 nicht gerechnet haben. Ansonsten ist es nicht nachvollziehbar, warum sie sich per Vertrag auf den Deal eingelassen hat. Der Verdacht drängt sich auf, dass Art und Umfang der Schadstoffbelastungen auf dem Gelände der ehemaligen Zementfabrik vor Vertragsunterzeichnung nicht verantwortungsvoll geprüft worden sind.

Dass die Verwaltung nun einen externen Gutachter mit einer Untersuchung des Geländes und Bewertung der Kostenaufstellung beauftragt, ist nachvollziehbar. Der OB wird gegenüber der Politik erklären müssen, wie diese horrende Summe zustande gekommen ist. Ob diese Plausibilisierung ausreicht, um die absehbare Verärgerung der Politiker zu beschwichtigen, ist fraglich. Die Zeche zahlen wird letztlich ohnehin wieder der Steuerzahler.

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