Sonderschau im Ernst-Moritz-Arndt-Haus Erstaunliches über Professoren und Studenten in Bonn

Bonn · Nach dem Erfolg der Einzelausstellung über August Wilhelm Schlegel, der einer der Gründungsprofessoren der Bonner Universität war, öffnete Stadtmuseumsdirektorin Ingrid Bodsch am Mittwochabend eine neue Sonderschau im Ernst-Moritz-Arndt-Haus.

 Quadratisch, praktisch: Ingrid Bodsch, Leiterin des Bonner Stadtmuseums, vor dem Reisekoffer von Ernst Moritz Arndt, der lange in den Archiven des Museums schlummerte. Der Koffer ist aus Holz und mit Seehundleder überzogen.

Quadratisch, praktisch: Ingrid Bodsch, Leiterin des Bonner Stadtmuseums, vor dem Reisekoffer von Ernst Moritz Arndt, der lange in den Archiven des Museums schlummerte. Der Koffer ist aus Holz und mit Seehundleder überzogen.

Foto: Stefan Hermes

Die Sonderschau ist prominenten Professoren und Studenten aus der Gründungszeit der Bonner Universität gewidmet. Auf zwei Dutzend Tafeln im Erdgeschoss und weiteren 15 Bild- und Textmontagen im Obergeschoss zeichnen Lebensläufe, Porträts und vor allem viele persönliche Schriften von Professoren und Studenten ein lebhaftes Bild des privaten und universitären Lebens in Bonn.

Nicht ohne Grund weist die Historikerin Bodsch darauf hin, dass es sich bei den ausgewählten Persönlichkeiten um eine „subjektive Auswahl“ handelt. Ihre große Begeisterung für Schriften und Fundstücke aus der Zeit ab 1818 wird in den ausgestellten Texten und Gegenständen deutlich. So ist im ersten Stock ein Reisekoffer von Ernst Moritz Arndt zu sehen, der laut Bodsch „schon ewig im Archiv darauf gewartet hat, an die Öffentlichkeit zu kommen“. Sie vermutet, dass der Holzkoffer vielleicht so lange der Öffentlichkeit vorenthalten wurde, weil er mit Seehundleder wenig artenschutzgerecht überzogen ist. Der Schriftsteller, Historiker und Freiheitskämpfer Arndt kam mit 49 Jahren nach Bonn, kaufte in damals preiswerter Rheinlage einen Weinberg unweit der Uni und ließ auf dem Grundstück dann sein Haus errichten.

Arndt gehörte mit August Wilhelm von Schlegel, Barthold Georg Niebuhr, Karl Dietrich Hüllmann und Friedrich Argelander zu den damals schon berühmten Wissenschaftlern, die der neuen Königlich Preußischen Rhein-Universität Glanz verleihen sollten. Bodsch hat dazu viele Schriftstücke ausgegraben, die unter anderem das durchaus turbulente Liebesleben einiger Professoren beleuchten. „Man hat schon damals viel geklatscht“, amüsiert sich die Historikerin.

Im Detail nachvollziehbar wird beispielsweise der gestörte Ehefrieden im Hause Hüllmann. Christian Daniel Nees von Esenbeck spannte seinem Professorenkollegen Hüllmann die Frau aus und wurde alsbald nach Breslau strafversetzt. Ebenso überrascht der Inhalt eines Briefes, den Niebuhr 1826 an einen Minister schrieb, in dem er sich ausführlichst über die „desolaten Verhältnisse der Philologen an der Universität zu Bonn“ beschwert.

Die Ausstellung „Bonner Professoren und Studenten der ersten Jahrzehnte der Königlich Preußischen Rhein-Universität (Teil 1)“ im Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Adenauerallee 79, bis zum 8. Juli jeweils mittwochs und samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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