Lehrer ist Mitglied in Raczek-Burschenschaft Enthüllungsbrief verursacht Wirbel an Schule

BONN · Wirbel hat am Montag ein "offener Brief" am Robert-Wetzlar-Berufskolleg verursacht. In dem mehrseitigen Schreiben geht es um einen namentlich genannten Lehrer, der Mitglied bei der "Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks" ist.

 Mitglieder von Burschenschaften. (Symbolfoto)

Mitglieder von Burschenschaften. (Symbolfoto)

Foto: dpa

Und genau diese Mitgliedschaft "im rechtesten Teil des ohnehin schon rechten ... Dachverbands “Deutsche Burschenschaft„" werfen ihm die Unterzeichner vor und fordern ihn zum Austritt aus dem "braunen Sammelbecken" auf. Unterzeichner sind "Mitschülerinnen und Mitschüler aus den FOS 12 und 13", also den Jahrgangsstufen 12 und 13 der Fachoberschule.

So steht es unter dem Brief, den der Verdi-Jugendvorstand NRW-Süd am Montag per Mail an "Presse, Parteien, Schulpolitik und Schulaufsicht" verschickte und dessen Anliegen auch die "Bonner Jugendbewegung" unterstützt.

Wie die Schulaufsichtsbehörde, die Bezirksregierung Köln, am Nachmittag mitteilte, bildete sich als Reaktion auf den "offenen Brief" eine Initiative von Schülern für den Lehrer, der unter anderem Politik unterrichtet.

Zu den Vorwürfen des Schreibens sagte der Sprecher der Bezirksregierung: "Uns ist kein Fehlverhalten des Lehrers im Unterricht bekannt." Der Lehrer selbst war am Montag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Laut Schulleiterin Birgit Hufnagel war der Brief am Montagmorgen vor dem Berufskolleg verteilt worden. Wie viele Schüler exakt den Brief verfasst haben, wollte einer von ihnen, mit dem der GA sprach, nicht sagen.

Nur: "Es sind weniger als zehn." Der GA kennt seinen Vornamen, in der Zeitung will der junge Mann ihn aber nicht lesen, "weil ich Angst vor Repressionen habe". Sprich: Der Schüler befürchtet einen Schulverweis.

Während durch den "offenen Brief", dem eine ähnlich gelagerte Facebook-Seite mit einem Foto des Lehrers folgte, nun am Berufskolleg sehr viele Schüler wissen dürften, dass der Lehrer seit langem Mitglied der als rechtslastig geltenden Burschenschaft ist, sagte Hufnagel: Das Thema sei schon vor Jahren angesprochen und geklärt worden. "Außerdem ist die Mitgliedschaft nicht verboten."

Der Lehrer sei im Unterricht nie durch entsprechende Äußerungen aufgefallen. Hufnagel wehrte sich auch gegen den Eindruck, viele Schüler stünden hinter dem Inhalt des Briefs: Diejenigen aus den Jahrgangsstufen 12 und 13, mit denen sie gesprochen habe, hätten sich von dem Brief distanziert. Das sieht der Mitverfasser anders: "Viele Schüler tragen den Brief mit."

Schlagzeilen machten die Raczeks zuletzt beim "Zwischentag" im September in Bonn. Weil bei der Veranstaltung auch völkisch-neurechte und islamfeindliche Organisationen wie "Politically Incorrect", "Pax Europa" und die "Identitäre Bewegung" vertreten waren, hatten 80 Aktivisten der linken Szene gegen die Veranstaltung in der Johannes-Henry-Straße demonstriert.

Einer der Aktivisten war der Schüler, der den Brief mit verfasst hat. Er erkannte den Lehrer mit Kappe und Farben der Raczeks, wie er in dem Brief schildert.

Schon zuvor war die Burschenschaft in die Schlagzeilen geraten. Unter anderem, weil der Raczek Norbert Weidner in einem Leserbrief in einer Mitgliedszeitschrift der Burschenschaft den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als Landesverräter und seine Verurteilung zum Tode durch ein SS-Standgericht als rein juristisch für gerechtfertigt bezeichnet hatte.

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