Aufzeichnung auf Youtube veröffentlicht Mutmaßlicher Brandstifter in Bonn bei Tat gefilmt

Endenich · Wer ist der unbekannte Brandstifter aus Endenich, der seit rund drei Jahren immer wieder Müllcontainer anzündet? Womöglich wird die Polizei das bald wissen.

Erst kundschaftet der mutmaßliche Täter die Container aus, dann legt er in einem Feuer. Aus rechtlichen Gründen haben wir das Gesicht des Mannes gepixelt.

Erst kundschaftet der mutmaßliche Täter die Container aus, dann legt er in einem Feuer. Aus rechtlichen Gründen haben wir das Gesicht des Mannes gepixelt.

Foto: youtube

Auf einem Video, das ein Privatmann aufnahm und ins soziale Netz stellte, ist jedenfalls ein tatverdächtiger Mann mit Halbglatze zu erkennen, wie er in einem Fall einen Container in Brand setzt und in einem anderen Fall die Ausführung seiner Tat abbricht. Das Video ist bei Youtube unter den Suchbegriffen „Serienbrandstifter Bonn“ zu finden.

Aber der Reihe nach: Der Privatmann, dem die Aufnahmen gelangen, ist selbst ein Geschädigter. Vor seinem Haus brannten im vorigen Jahr Container, wodurch ein Auto zerstört und eine Hausfassade beschädigt wurde. Der Mann, dessen Name der Redaktion bekannt ist, der aber in der Öffentlichkeit anonym bleiben möchte, hängte bereits im vorigen Jahr eine Videokamera auf.

Mit dieser gelang es ihm, eine weitere vollendete Tat am 31. Juli 2016 um 4.50 Uhr aufzuzeichnen. Der Täter allerdings war wegen der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen. „Inzwischen habe ich die Umfeldkameras meines Hauses in der Einstellung optimiert“, sagt der Privatmann.

Weitere Erkenntnisse für die Polizei

Damit gelangen ihm am 10. Juni dieses Jahres neue Bilder. Vermutlich derselbe Tatverdächtige hantierte um 2 Uhr nachts an den Müllcontainern, als eine Lichtquelle (über den Bewegungssensor) auslöste und es schlagartig hell wurde. Der Mann erschrak, brach sein Tun ab und ging unverrichteter Dinge fort.

Der Privatmann kann sich trotzdem vorstellen, dass seine Bilder ausreichen, um Hinweise auf den mutmaßlichen Täter zu bekommen. Denn er hat nach Auswertung weitere Details festgestellt: „Man kann erkennen, dass der Brandstifter Linkshänder ist, denn er hält das Feuerzeug in der linken Hand. Zu Jeans trägt er einen Sakko. Er hat schlanke, blank geputzte Schuhe, erkennbar an der Lichtreflexion.“ Außerdem habe er sehr dünnes und kurzes Haar, sei etwa 1,75 bis 1,85 Meter groß und schlank.

Für die Polizei liefert das neue Video weitere Erkenntnisse, um den Tatverdächtigen zu finden, bestätigte deren Sprecher Simon Rott. „Das wird in die Ermittlungen miteinbezogen.“ Bereits das erste Video aus dem vorigen Jahr habe der Polizei vorgelegen, aber nicht zur Feststellung der Identität des Tatverdächtigen ausgereicht. Das könnte jetzt anders sein, weil das Gesicht des Mannes diesmal besser erkennbar ist.

Mindestens 26 Brandstiftungen

Der Privatmann, der die Aufnahmen machte, hat einen weiteren Verdacht: So lassen die regelmäßigen Zeiten der Brandstiftungen bei ihm den Verdacht aufkommen, dass der Täter nach einer Nachtschicht mit dem Nachtbus nach Endenich kommen könnte. Den Vorwurf, dass die Polizei keine Videoaufnahmen aus den entsprechenden Bussen gesichert habe, weist Polizeisprecher Rott zurück. „Solche Bilder haben wir sehr wohl beigezogen, es gab auch eine Handzettelaktion in der Umgebung, ohne dass ein einziger Hinweis bei uns einging.“

In dem Text zu seinem Video schreibt der Privatmann, dass der Unbekannte im Verdacht stehe, mindestens 26 Brandstiftungen in einem örtlichen Radius von rund 600 Metern verübt zu haben. Auch bei der Polizei ist von einer Häufung der Fälle die Rede. Aktenkundig wurden in diesem Jahr neun Brände im Raum Endenich, im vorigen Jahr waren es 13 Fälle, sagte Rott. Parallelen zu Bränden, die vor einigen Monaten gehäuft auf dem Brüser Berg stattfanden, sehen die Ermittler nicht.

Der Privatmann sieht wegen seines Tuns keine Schwierigkeiten mit dem Gesetz auf sich zukommen. Er habe schließlich aus rechtlichen Gründen eine leicht entschärfte Filmversion bei Youtube eingestellt, erklärt er.

In der Tat ist der einzige, der sich wegen Verletzung des Datenschutzes beschweren könnte, wohl der Tatverdächtige selbst. Ob er das tun wird, ist eher nicht anzunehmen. Sollte er noch einmal diesen Ort aufsuchen, könnte es ihm schlecht ergehen. Denn der Privatmann hat weiter aufgerüstet: „Ich habe die Kamera inzwischen weiter optimiert auf eine Qualität von sogenannten Wildbeobachtungskameras mit Nachtsichtfähigkeit.“

Wer Hinweise zu dem mutmaßlichen Brandstifter in dem Video geben will, kann sich unter 02 28/1 50 an das Kriminalkommissariat 11 der Bonner Polizei wenden.

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