Neues Schwimmbad in Bonn Elf wichtige Antworten zum Wasserland-Projekt

Bonn · Attraktiver Neubau, aber höhere Preise und weitere Wege für Schulklassen: Die Pläne für den Bau eines Schwimmbades in Dottendorf stoßen nicht nur auf Gegenliebe. Der GA fasst die wichtigsten Fragestellungen rund um das Projekt zusammen.

Wie ist die Ausgangslage?

Über die Zukunft der Hallen- und Freibäder diskutiert der Rat seit Jahrzehnten, während der Sanierungsstau immer größer wird. Das Kurfürstenbad hat die Stadt schon geschlossen, gerade musste sie wegen technischer Mängel die Beueler Bütt auf unbestimmte Zeit außer Betrieb nehmen, und auch das Rüngsdorfer Freibad kann nächsten Sommer laut Stadtverwaltung nur nach einer Notreparatur aufmachen.

Um den gordischen Knoten zu durchschlagen, fasste die Ratsmehrheit 2016 einen Grundsatzbeschluss: Die Stadtwerke Bonn (SWB) sollen am Heizkraftwerk in Dottendorf ein neues Hallenbad bauen und betreiben; Kurfürsten- und Frankenbad im Gegenzug aufgegeben werden. Stadtsportbund und Schwimmvereine unterstützen das Wasserland-Projekt. Wird es am Donnerstag endgültig beschlossen, soll zudem das Hardtbergbad saniert werden.

Woher kommt das Geld für den Neubau?

Die Stadt nimmt einen Kredit von rund 60 Millionen Euro auf und reicht das Geld an die SWB weiter. Laufzeit und Zins – noch unklar. Weil die Kommune aber besonders günstige Zinsen erhält, müssen die Stadtwerke ihr eine sogenannte Avalprovision zahlen – sonst könnte die EU den Kredit als unerlaubte Beihilfe werten. Die Stadtwerke bleiben Eigentümer des Neubaus, die 60 Millionen Euro werden lediglich als nachrangiges Darlehen ins Grundbuch eingetragen.

Heißt: Für den unwahrscheinlichen Fall einer SWB-Insolvenz müsste sich die Stadt als Gläubigerin hinten anstellen. Das Konstrukt sei so gewählt worden, um die Kreditwürdigkeit der SWB nicht zu belasten, erklärt die Stadtverwaltung. Denn der kommunale Konzern muss in den nächsten Jahren zum Beispiel neue Niederflurbahnen finanzieren.

Was würde eine Sanierung der alten Bäder kosten?

Laut neuem Gutachten im Auftrag der Stadt für Kurfürsten- und Frankenbad zusammen rund 28,7 Millionen Euro. Mit Blick auf die Entwicklung in der Beethovenhalle, die von der Stadt saniert wird, wäre aber wohl mit Kostensteigerungen bis zu 30 Prozent zu rechnen.

Warum ist der Eintritt ins Wasserland deutlich teurer als in anderen Bonner Bädern?

Aus wirtschaftlichen Gründen und weil der Neubau viel attraktiver sein wird, betonen SWB und Stadtverwaltung. Kann man sonst für vier Euro den ganzen Tag baden, reicht das im Wasserland nur für 75 Minuten. Für eine Tageskarte zahlen Erwachsene 9,50 Euro, am Wochenende 11,50 Euro. Die Familienkarte (zwei Kinder) kostet 22 Euro, am Wochenende 26 Euro. Mit Bonn-Ausweis gibt es 50 Prozent Nachlass.

Haben Schulklassen einen Nachteil?

Vor allem Schulen aus dem Norden und Süden der Stadt fahren etwas länger als bisher zum Schwimmunterricht – die Unterschiede liegen aber im Minutenbereich. Von der Grundschule Am Domhof in Mehlem zum Beispiel sind es ohne Staus bis zum Wasserland etwa 20 Minuten Fahrzeit, von der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Tannenbusch rund 22 Minuten.

Sind die Besucherzahlen zu optimistisch kalkuliert?

Die Stadtwerke gehen von 410.000 im Jahr aus. Sie stützen sich auf einen Vergleich mit dem Aqua-Bad in Troisdorf, eine Analyse der bundesweit aktiven Unternehmensberatung Altenburg und ältere Zahlen der Bäder-Gutachterin Kim Adam. Kämen zum Beispiel zehn Prozent weniger Besucher als erwartet, würde das laut Stadtverwaltung einen Einnahmeverlust von etwa 150 000 Euro im Jahr bedeuten. Oberbürgermeister Ashok Sridharan geht nicht davon aus, dass Beueler Bütt und Hardtbergbad wegen des Neubaus unter Besucherschwund leiden würden – der Bedarf sei hoch genug.

Wird der Verkehr rund um das neue Bad zunehmen?

Auf der Dottendorfer Straße auf jeden Fall, durch das Bad laut Prognose um rund 800 Fahrten pro Tag. Auf dem benachbarten Miesengelände sollen außerdem in den nächsten Jahren viele neue Arbeitsplätze entstehen. Die Stadt verweist aber auf Entlastungseffekte durch den neuen UN-Bahnhaltepunkt und die geplante Unterführung unter den Gleisen an der Ollenhauer Straße.

Droht ein neues Bürgerbegehren?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit. Axel Bergfeld von der Initiative „Kurfürstenbad bleibt!“ hat angekündigt, den am Donnerstag zu erwartenden Ratsbeschluss mit einem kassierenden Bürgerbegehren anzugreifen. Die Initiatoren haben drei Monate Zeit, um knapp 10 000 Unterschriften zu sammeln. Danach könnte ein erneuter Bürgerentscheid folgen. Schon im Frühjahr hatten die Bonner über die Rettung des Kurfürstenbades und damit indirekt das Wasserland-Projekt abgestimmt. Bergfeld und Co. unterlagen haarscharf mit 48,4 Prozent der Stimmen.

Was wird aus dem Frankenbad-Gebäude?

Noch unklar. Zunächst soll dazu eine Bürgerbeteiligung gestartet werden. Von der späteren Nutzung hängen auch die millionenschweren Kosten der Sanierung ab, um die sich die Stadt bei dem denkmalgeschützten Haus nicht drücken kann. Diese Investition kann sich die Stadt möglicherweise durch den Verkauf des Kurfürstenbad-Grundstücks zumindest in Teilen wieder hereinholen.

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