Bahnhofsvorplatz Einkaufscenter soll den "Klotz " ersetzen

BONN · Nach jahrzehntelangem Ringen ist jetzt offensichtlich der Durchbruch für die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes gelungen: Der Rat der Stadt Bonn gab am Donnerstagabend in nichtöffentlicher Sitzung grünes Licht, dass die Stadt Bonn den Vertrag mit dem Investor, der German Development Group (GDG), zum Abschluss bringen und notariell beurkunden lassen kann.

Mit Ja stimmten CDU und Grüne, alle anderen Fraktionen lehnten ab. Demnach steht der Investorengruppe rund um den Niederländer Roger Sevenheck nun nichts mehr im Wege, ihr Konzept umzusetzen, den "Klotz" der Südüberbauung durch einen Neubau, das sogenannte Maximilian-Center, zu ersetzen. Sevenheck zeigte sich am Freitag gegenüber dem GA zuversichtlich, auch mit den 38 Eigentümern der Südüberbauung handelseinig zu werden. Mit mehr als 30 habe er bereits Kaufverträge abgeschlossen, mit den restlichen wolle er sich nach Vertragsabschluss einigen.

Als Ankermieter hat Sevenheck nach eigenen Angaben Saturn und die Drogeriekette dm an der Hand. Insgesamt biete das neue Einkaufscenter eine Handelsfläche von 10.500 Quadratmetern. Eine Baugenehmigung für das Gebäude mit vier Geschossen und einer Natursteinfassade hat Sevenheck bereits seit 2010 in der Tasche. Gegenüber einer vom Rat ebenfalls beschlossenen Bürgerinformation zeigte er sich aufgeschlossen. Schon im Herbst will der Investor mit den Abrissarbeiten für das insgesamt 66-Millionen-Euro-Projekt starten.

Möglich wurde das Ergebnis erst durch bis zuletzt verhandelte zusätzliche Eckpunkte. Unter anderem geht es dabei um Rücktrittsrechte und Sicherheiten für die Stadt. Aus dem Weg geräumt wurden zudem strittige Punkte wie etwa die Zukunft der Wache Gabi. Überlegt wird zurzeit, die Wache zusammen mit der Bundespolizei in einem sogenannten neuen Haus der Sicherheit auf der Freifläche zwischen Hauptbahnhof und Südunterführung unterzubringen. Preiswerter wäre die Lösung, Gabi im Maximilian-Center zu belassen.

Fragen hinsichtlich der Finanzierung bleiben

Auch wenn sich Schwarz-Grün erleichtert zeigte, den Vertragsabschluss auf den Weg gebracht zu haben, so blieb doch ein Rest Skepsis hinsichtlich der Finanzierung des Projekts und der Frage, ob es tatsächlich gelingt, alle Eigentümer unter einen Hut zu bringen. "Wir sehen die Risiken natürlich, wollen aber auch weiterkommen", sagte CDU-Ratsherr Georg Fenninger. Für seinen Koalitionspartner Tom Schmidt (Grüne) ist entscheidend, dass mit den GDG-Plänen endlich mehr Platz vor dem Bahnhof gewonnen und damit eine Neuordnung des Verkehrs ermöglicht werde.

Die SPD kritisierte den Beschluss nicht zuletzt mit Blick auf das benachbarte sogenannte Nordfeld (heutiger Parkplatz), für das jetzt zunächst ein Interessensbekundungsverfahren durchgeführt werden soll. "Für das Areal muss eine Gesamtplanung her. Sonst wird am Ende ein hässlicher Klotz durch einen neuen Klotz ersetzt", klagte Ratsherr Werner Esser. Auch hegt die SPD trotz des inzwischen vorgelegten Finanzierungsplans der Bank Sevenhecks und dessen Eigenkapitalnachweises nach wie vor Zweifel an der Bonität des Investors. In diese Richtung gehen auch die Bedenken der anderen Fraktionen.

Planungsdezernent Werner Wingenfeld begründete gestern auf GA-Nachfrage, warum die Verwaltung letztlich im Rat die Empfehlung gab, den Vertrag zu schließen. Es handele sich um eine "Güterabwägung, deren Für und Wider sorgfältig abzugleichen war und deren Ergebnis eine Gratwanderung ist". Es bestehe aber "bei allen beschriebenen Unwägbarkeiten eine realistische Chance, an einem überaus wichtigen Ort für die Stadt weiterzukommen. Diese Einschätzung sollte das Risiko wert sein", sagte Wingenfeld.

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