So wurde bereits kurz nach der Gründung das Pflichtzölibat abgeschafft, und auch im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden immer wieder Entscheidungen getroffen, mit denen sich die Alt-Katholiken von der römisch-katholischen Kirche unterscheiden. Anfang der 90er Jahre hatte die Synode beschlossen, auch Frauen zu Priestern zu weihen. "Das war die markanteste und wichtigste Entscheidung der letzten Jahrzehnte", sagt Thomas Schüppen, Pfarrer von St. Cyprian, der zweiten Bonner Kirche der Alt-Katholiken.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Kirchengemeinden bilden die Alt-Katholiken seit längerer Zeit eine wachsende Gemeinschaft. "Es treten mehr Menschen bei und werden getauft, als dass Gemeindemitglieder austreten oder sterben", sagt Schüppen. Besonders in den vergangenen zehn bis 30 Jahren habe die Gemeinde viele neue Mitglieder aufnehmen können. "Wir sind eine sehr lebendige Gemeinde. Und wir haben in Beuel eine Alt-Katholische Kita, dadurch werden viele junge Familien angesprochen", erklärt sich Schüppen das Wachstum.

Nach dem Neujahrsgottesdienst mit Bischof Matthias Ring feierten die Gemeindemitglieder gemeinsam mit vielen anderen Gästen in der alt-katholischen Bischofskirche im Zentrum Bonns weiter. Rector Ecclesiae Michael Schenk hatte eine große Neujahrsbrezel angeschnitten. Anschließend schlug Gemeindemitglied Brigitte Dickten-Struck die Kirchenglocke nach bestimmten Melodien. Mit diesem sogenannten Beiern zeigte die Alt-Katholische Gemeinde, dass der 1. Januar für sie ein ganz besonderer Feiertag ist.

Am Mittwoch, 6. Januar, dem Dreikönigstag, erfolgt in der Namen-Jesu-Kirche an der Bonngasse um 10 Uhr die Aussendung der Sternsänger.