Kommentar zum Bürgergutachten Ein weiteres Experiment für die Bonner Bäder

Meinung | Bonn · Noch im Mai sollen hundert Bonner ab 14 Jahren per Zufallsverfahren aus dem Einwohnermelderegister ausgewählt, angeschrieben und gebeten werden, ein Konzept zur Zukunft der Bonner Bäder zu erarbeiten. Für GA-Redakteur Philipp Königs agiert die Stadt bisher ohne einen klaren Plan.

Die Neuorganisation der Bonner Bäderlandschaft ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Sie ist nicht vergleichbar mit dem Aufstellen einer Parkbank oder dem Anlegen eines Blumenbeets. Wünsche, Standorte, Kosten und die Ansprüche von Schulen, Vereinen, Freizeitschwimmern und Leistungssportlern müssen in die Überlegungen einfließen. Für Bürgerentscheide ist die Frage, ob ein sanierungsbedürftiges Bad geschlossen bleibt oder ein neues gebaut werden soll, eigentlich ungeeignet. Zweierlei haben diese Voten in Bonn aber an die Oberfläche gebracht: den Unmut der Bürger darüber, sich etwas vorsetzen zu lassen. Und sie haben, das ist trotz der Debatte über eine Spaltung der Bürgerschaft und gezielte Fehlinformationen in der Sache durch Beteiligte positiv hervorzuheben, viele Bonnerinnen und Bonner für einen politischen Diskurs interessiert.

Die nun beginnende Bürgerbeteiligung mithilfe von Planungszellen ist ein Experiment. So verfährt man zum ersten Mal in der Stadt. Es ist schwer zu sagen, ob die Arbeit der auserwählten Bürger auf Akzeptanz stoßen wird. Nach den dürftigen Ergebnissen der Planungswerkstatt zum Viktoriakarree verfolgen die Beauftragten zumindest viel stärker das Ziel, die beteiligten Bürger eingehend und intensiv mit der Materie zu befassen. Verwaltung und Politik sollten sich diesen Prozess (und folgende) genau anschauen. Die Akzeptanz umstrittener Großprojekte ist ein wichtiges Thema unserer Zeit, und der mögliche Bau einer Seilbahn zwischen UN-Campus und Venusberg ist vielleicht die nächste Gelegenheit, Bürger frühzeitig einzubinden.

Es liegt zwar schon seit einigen Jahren ein seitenstarker Katalog zu Leitlinien der Bürgerbeteiligung vor, gleichwohl hat man oft das Gefühl, die Bonner Verwaltung agiere ohne einen wirklichen Plan. Im Februar hatte sie auf einer Bürgerveranstaltung zu einer Straßenneuordnung im Bonner Talweg wahllos Teilnehmer zu einer Planungswerkstatt eingeladen. Ein solches Vorgehen wirkt nicht nur kopf- und gedankenlos, sondern bindet Kräfte im städtischen Planungsamt, die an anderer Stelle sicher sinnvoller zum Wohl der Stadt und der Bürger eingesetzt werden könnten.

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