Kommentar zu Rheinufer-Ideen Ein dickes Brett

Bonn · Die Bonner lieben den Rhein. Daran besteht kein Zweifel. Und dennoch gibt es andere Städte, die seine Ufer um Längen besser in Szene setzen, ihre Stadt zum Fluss öffnen, statt ihm schnöde den Rücken zu kehren.

 Ringvorlesung mit Rheinblick: Stadtplaner Thomas Sieverts (l.) und Architekt Benedikt Stahl im Rheinpavillon.

Ringvorlesung mit Rheinblick: Stadtplaner Thomas Sieverts (l.) und Architekt Benedikt Stahl im Rheinpavillon.

Foto: Benjamin Westhoff

Es mangelt in Bonn nicht an Ideen, wie das Rheinufer zu einer Attraktiuon würde: Wasser-Taxi, Fluss-Schwimmbad, Rhein-Bühne fürs Beethovenfest oder die Öffnung der Parks von Villa Hammerschmidt und Palais Schaumburg als Durchgang zum Strom – jeder einzelne Punkt wäre eine Attraktion. Eine ideenreiche Neugestaltung des Uferzugangs unterhalb der gerade für viel Geld in Sanierung befindlichen Beethovenhalle muss eigentlich eine städtebauliche Selbstverständlichkeit sein. Eben eine Chance, die genutzt werden will.

Doch das ist leider keine Stärke der Bundesstadt, Gelegenheiten beim Schopf zu packen. Die Regionale 2010 lässt grüßen. Während andere Städte Fördermittel einstrichen, um ihre Ideen umzusetzen, konnte Bonn mit seinen Plänen für die Rheinufergestaltung nicht überzeugen – und ging leer aus. Aber woran liegt's eigentlich? Oder besser: An wem? Während die einen mit dem Finger auf die mangelnde Umsetzungsstärke der Verwaltung zeigen, beklagen die anderen fehlenden Mut der Kommunalpolitik. Beides stimmt. Hinzu kommt eine hohe Klagebereitschaft einzelner Bürger, die sich gegen alles zu Wehr setzen, was Spaß und vielleicht auch Lärm macht, sowie eine typisch deutsche Regelungswut.

Ein dickes Brett. Also empfiehlt sich die Holzwurm-Strategie, damit am Ende nicht die Mehrheit der Bonner in die Röhre guckt. Wer sich also mehr Leben und mehr Gastronomie am Rhein wünscht, der muss Druck machen, sich zu Wort melden, Kräfte bündeln und ungewöhnliche Koalitionen bilden, da hat der lang gediente Architekt und Stadtplaner Thomas Sieverts recht. Er weiß es aus Erfahrung, schließlich hat er die Bundesgartenschau begleitet, den letzten großen Wurf am Rhein. Was beweist: Es ist höchste Zeit für neue Ideen, vor allem aber für deren Umsetzung.

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