Fertigstellung bis 2019 Beethovenhallensanierung unter Zeitdruck und strenger Aufsicht

Bonn · Bei der Sanierung der Beethovenhalle muss die Stadt auch die Urheberrechte und den Denkmalschutz beachten. 2019 soll alles fertig sein.

Das Studio ist ein Trümmerfeld, über dem die Winterwolken ziehen. Der Baggerführer senkt den Hydraulikhammer. Mit ohrenbetäubendem Geratter pulverisiert die Stahlspitze einen Betonklotz in dem runden Raum, der kein Dach mehr hat. Aus dem Boden wölben sich rötliche Backsteine – Überreste einer Frauenklinik aus dem 19. Jahrhundert. „Der Denkmalschutz war schon hier“, sagt Bauleiter Nicolai Wienzoschek. „Das kann alles weg.“

Fünf Meter sollen sich die Arbeiter bis Ende Januar ins Erdreich unter dem Studio gegraben haben. Hier entsteht das neue Prunkstück der Halle: ein 480 Quadratmeter großer Kammermusiksaal für das Beethoven Orchester, mit variablen Hubböden, finanziert mit fünf Millionen Euro von der Sparkasse Köln-Bonn. Das Tropenholzparkett, das im Studio lag, wartet in Umzugskartons im Foyer auf weitere Verwendung; wahrscheinlich wird es im Raucherfoyer verlegt.

Das neue Dach des Studios wächst aus akustischen Gründen 50 Zentimeter höher als bisher – mit freundlicher Genehmigung durch Constanze Falke, die über die Urheberrechte der Nachfahren des Architekten Siegfried Wolske wacht. „Das höhere Dach wird nicht allzu sichtbar sein“, sagt die Kunsthistorikerin. Ein Kompromiss, mit dem sie leben kann.

Beethovenfest 2019 verursacht Zeitdruck

Denn die Urheberrechte müssen bei der Sanierung der 1959 eröffneten Beethovenhalle ebenso beachtet werden wie der Denkmalschutz. Seit Jahresbeginn laufen die Arbeiten, und die Stadt steht unter großem Zeitdruck, weil das Beethovenfest 2019 wieder in der Halle gefeiert werden soll. Die Kosten sind immer weiter gestiegen, auf derzeit rund 75 Millionen Euro (siehe „Bonns teure Baustelle“). Eine umfassende Betonsanierung ist darin nicht enthalten; die Wände werden laut Bauleitung nur dort überarbeitet, wo es notwendig ist.

Dicker Brocken im Wortsinn: der unterirdische Erweiterungsbau mit Räumen für Technik und Personal, der an der Nordseite entlang der Wachsbleiche entsteht. Im Moment fressen Spezialbohrer sechs Meter tiefe Löcher in die Erde, eins neben dem anderen, je 80 Zentimeter im Durchmesser. „Sie werden mit Beton ausgegossen und ergeben so eine Stützmauer“, erläutert Bauleiter Wienzoschek. Die Mauer schirmt die Halle ab. Ist sie fertig und waren auch die Bodendenkmalschützer da, kann die Baugrube ausgehoben werden.

Bonns teure Baustelle

Deutlich filigraner geht es beim Restaurant auf der Rheinuferseite zu. Mit einer Mauertrennsäge lösen Arbeiter das Glassteinmosaik mit seinen zahllosen Blautönen großflächig von der Fassade ab. Ein Mosaikleger aus dem Ruhrpott arbeitet die Glassteine auf, setzt sie neu und ergänzt fehlende Stücke mit Originalmaterial aus den 50er Jahren. „Er hat 20 Tonnen in allen Farben auf Lager“, freut sich Denkmalschützerin Falke. „Sein Vorfahre hat das Mosaik an der Beethovenhalle damals angebracht.“

Akustik soll besser werden

Oben auf dem Dach der Halle wird noch an der Dämmung gearbeitet. Später kommt wieder eine Kupferabdeckung darüber. Bis die verwittert ist und den Grünton annimmt, den die Bonner seit Jahrzehnten kannten, vergehen Jahre.

Die Herzkammer der Beethovenhalle, der große Saal, steht voller Baugerüste. Aus den Lüftungsschächten wird Asbest entfernt. Die beauftragte Firma hat dafür einen Spezialmeißel entwickelt, der die ursprünglich geplanten Kosten reduziert. Die Wandverkleidung aus japanischem Eschenholz ist demontiert; sie wird abgebeizt und später wieder verwendet. Die wellenartigen Akustikelemente dahinter werden erneuert. Sie waren zum Teil bei einem Brand 1983 beschädigt worden. Wichtig für den Klang im Mehrzwecksaal ist auch die gewölbte Gipsputzdecke, die an Drähten hängt. „Sie ist in gutem Zustand und wird bleiben“, sagt Urheberrechtswächterin Falke. „Die Akustik wird besser werden, als sie zuletzt war, und das nicht nur auf der Bühne.“

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