Schallplattenbörse im Beueler Brückenforum Ein Paradies für Vinylliebhaber

Beuel · Bei der zweimal im Jahr stattfindenden Schallplattenbörse im Beueler Brückenforum suchten Fans in tausenden LPs nach persönlichen Musikschätzen. Sowohl Käufer als auch Händler haben dabei ein Plädoyer für die Platte abgegeben.

 Für jeden etwas dabei: Musikfreunde stöbern im Brückenforum nach neuen Schallplatten.

Für jeden etwas dabei: Musikfreunde stöbern im Brückenforum nach neuen Schallplatten.

Foto: Sebastian Laubert

Abschied von einer Bonner Institution“ titelte der General-Anzeiger am 30. Januar 2017. Denn mit dem Bonner Platten- und CD-Laden „Mr. Music“ macht nach 25 Jahren im Sommer ein Geschäft zu, das bei Plattenfans äußerst beliebt ist. Doch eine Bezugswelle der Vinylscheibe haben die Bonner Plattenliebhaber noch: die Schallplattenbörse im Beueler Brückenforum. Seit über 10 Jahren findet diese zweimal im Jahr statt, zuletzt am vergangenen Sonntag. Und das Angebot ist mit Sicherheit größer und vielfältiger, als ein Laden je bieten kann.

„Die klassische, analoge Schallplatte kommt wieder“, sagt Ulrich Lauber, Mitveranstalter der Plattenbörse. „CDs sind out“, ergänzt er. Es gibt sie noch, aber immer weniger, und meist zu kleinen Preisen. Er nennt auch einen erstaunlichen Grund: CDs verlieren im Laufe der Zeit ihre Daten, was einer analogen Platte nicht passieren kann. Platten können höchstens durch schlechte Behandlung verkratzen, aber Datenverlust ist auch bei den Ältesten nicht zu verzeichnen.

Und Lauber hat noch einen Grund für die gute, alte Vinylplatte parat: der Frequenzumfang und somit die Musikqualität. CDs werden, so sagt er, im Frequenzbereich beschnitten, benötigen somit weniger Dateninformationen, weshalb auf eine CD mehr passt. Platten, die analog aufgenommen wurden, benötigen viel Platz in den Rillen, weshalb eine Seite oft nicht sehr lange spielt.

Privatanbieter verkauft alles

Der Ansturm auf die Schallplattenbörse begann am Sonntag nach der Sprengung des Bonn-Centers, die viele Besucher zuvor von der Kennedy-Brücke aus beobachtet hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ein kleiner Privatanbieter sein Tagesgeschäft schon gemacht: Noch bevor der erste Besucher den Saal betreten hatte, hatten ihm die Profiverkäufer sein Angebot komplett abgekauft.

Dirk Borrmann ist einer von diesen Profiverkäufern. Er hat einen Schallplattenladen in Köln-Kalk, besucht viele Plattenbörsen, kauft und verkauft nur Vinyl-Platten und keine CDs. Er bestätigt die bessere Qualität der alten Platten, muss allerdings eins zugeben: an den ganz leisen Stellen von klassischer Musik, da seien CDs besser. „Doch in den meisten Fällen klingt Vinyl tatsächlich besser“, bestätigt er.

Eine Ecke alleine für sein Angebot im Foyer hat Houman Ghadimi gebucht. Er besucht im Jahr rund 50 Börsen, reist sehr viel und bringt viele Platten aus dem Ausland mit. Er kauft auch Restbestände auf, wie die meisten seiner Kollegen. „Aus dem Hobby ist die Profession entstanden“, sagt er. Er ist mit etwa 6000 Platten vor Ort und kann zu jeder einzelnen etwas sagen. „Alles ist ausgewählt und gezielt eingekauft“, erklärt er sein Geschäftsmodell.

Kerstin Bartels hat ihren Rucksack bereits voller Platten. Besonders mit Frank Zappa hat sie sich eingedeckt. Doch bei einer LP von Eric Burden muss sie am Stand von Ghadimi nochmals zugreifen. „Ich kenne diese Platte. Ich habe sie als CD, doch dadurch hält sie nicht so lange“, erklärt auch sie. 18 Euro war ihr diese Datenerhaltung wert.

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