Sightseeing mal anders Ein Jahr Stadtführungen mit den Bonn Greeters

Bonn · Seit einem Jahr gibt es die Bonn Greeters. Sie bieten ehrenamtliche Stadtführungen an. Dabei erhält jede Führung eine persönliche Note durch die individuellen Erfahrungen der Greeters mit der Stadt Bonn.

Greeter Willi Baukhage führt Familie Dinauer durch Bonn.

Greeter Willi Baukhage führt Familie Dinauer durch Bonn.

Foto: General-Anzeiger Bonn

Die kleine Gruppe um Willi Baukhage macht es sich an einem Tisch in der Ecke gemütlich. „Jetzt machen wir erst einmal eine Pause und wärmen uns auf“, schlägt er vor. Er und Familie Dinauer aus Kempten im Allgäu sind seit einer Stunde unterwegs durch Bonn. Baukhage ist ein sogenannter Bonn Greeter (deutsch: Bonn Begrüßer). Diese bieten kostenlose Stadtführungen an. Ihr Motto lautet: „Als Fremde kommen, als Freunde gehen.“

„Bei uns ist jede Stadtführung anders“, sagt Baukhage. „Denn jeder von uns zeigt sein persönliches Bonn.“ Familie Dinauer besucht Tochter Monika, die seit April in Bonn studiert. Ihr Vater ist bereits zum vierten Mal in der Stadt, für alle anderen ist es der dritte Besuch. „Bisher hatten wir nicht viel Zeit bei unseren Besuchen, deswegen wollten wir dieses Mal eine Stadtführung machen“, erzählt Monikas Schwester Stefanie. Sie ist auf der Internetseite der Stadt auf die Bonn Greeters gestoßen.

Individuelle Interessen werden berücksichtigt

Bei der Buchung konnte sie angeben, welche speziellen Interessen in der Gruppe vertreten sind. „Das ist für unsere Familie sehr praktisch, da unsere Interessen sehr unterschiedlich sind“, sagt sie und lacht. Ihr Lieblingsfach in der Schule war Geschichte, daher interessiert sie sich auch für Jahreszahlen. Ihr Bruder Konrad ist Maurermeister, da liegt das Interesse eher bei den Gebäuden der Stadt. „Durch die kleinen Gruppen ist es persönlicher, und ich kann auf alle Fragen individuell eingehen“, sagt Baukhage.

Fragen hat Familie Dinauer viele. Sie sind aufmerksame Gäste. Beim Verlassen der Gaststätte in der Bonngasse fallen Mutter Isolde die Glasfliesen auf der Straße auf. „Das sind berühmte Bonner Persönlichkeiten“, erklärt Baukhage. Ein Stückchen weiter vor dem Rathaus wundert sie sich über die Schilder auf dem Boden des Vorplatzes. „Das sind Buchrücken“, erkennt Monika. „Von Autoren, die zum Beispiel hier an der Universität studiert haben“, ergänzt Baukhage. Seine Gäste sind begeistert von der Art der Führung. „Wir machen gerne Stadtführungen“, sagt Isolde. „Wir haben schon viele mitgemacht und es ist schön, dass jemand so viel Zeit für uns hat, man jedes Wort versteht und wirkliche alle Fragen beantwortet werden können.“

Weltweites Konzept

Greeters gibt es weltweit. Das Konzept stammt aus New York und entstand vor etwa dreißig Jahren. Der Leiter der Bonn Greeters, Matthias Ohm, brachte die Idee in die Bundesstadt – den Verein gibt es nun seit einem Jahr. Rund 40 Bonner sind mittlerweile ehrenamtlich engagiert und es können Stadtführungen in 14 verschiedenen Sprachen angeboten werden. „Im vergangenen Jahr haben wir rund 70 Führungen geleitet mit Gästen aus Argentinien, Kanada, Russland, aber auch aus Griechenland und Spanien“, resümiert Baukhage.

Nach drei Stunden, einem Besuch des Poppelsdorfer Schlosses, des Alten Zolls, des Beethovenhauses und des Marktes endet die Führung auf dem Weihnachtsmarkt. „Deswegen sind wir hier“, freut sich Vater Helmut. Die Dinauers sind begeistert von den liebevoll geschmückten Buden auf dem Münsterplatz. Baukhage gibt noch Tipps, wo es die beste Bratwurst und den leckersten Glühwein gibt und entlässt dann seine Gäste.

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