Ludwig Güttler gastiert in der Kreuzkirche Ein Herzensbindung bis zum letzten Ton

Bonn · Ludwig Güttler gastiert mit seinem hochkarätigen Blechbläserensemble am 19. Januar in der Kreuzkirche. Mit dem sächsischen Startrompeter sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Viele Preise krönen Ludwig Güttlers Trompetenspiel. Bereits in der DDR war er einer der erfolgreichsten Musiker.

Viele Preise krönen Ludwig Güttlers Trompetenspiel. Bereits in der DDR war er einer der erfolgreichsten Musiker.

Foto: Presse Ludwig Güttler

Spielt man anders in der Kirche als im Konzertsaal?
Ludwig Güttler: Es kommt natürlich darauf an, was man im Bewusstsein des Raumes dort musiziert. Damit meine ich nicht nur den liturgischen Bezug, sondern auch den Raum als architektonisches Phänomen, als Hülle, als durch die Akustik mitarbeitendes Element. Das alles sollte man mit Ehrfurcht vor dem Gebäude wahrnehmen.

Was bedeutet Kirche für Sie persönlich?
Güttler: Heimat. Ich blicke dabei auch auf meine Vorfahren zurück, die in jedem Dorf dieses Haus größer, höher und schöner als ihre eigenen Häuser gebaut haben. Auf der mütterlichen Seite gab es tatsächlich Baumeister aus dem Erzgebirge.

Welches Repertoire spielen Sie in Bonn?
Güttler: Werke von der Renaissance bis zum Barock, und zwar in meinen Arrangements. Wir spielen deutsche Komponisten, aber auch deren flämische und italienische Wurzeln. Ich komme mit meinem Blechbläserensemble, meiner zweiten Ensemblegründung. Und es verbinden mich Jahre, ja Jahrzehnte der Zusammenarbeit mit diesen Kollegen.

Was muss man eigentlich als guter Trompeter können?
Güttler: Man sollte das Bewusstsein haben, dass das eine sehr zerbrechliche Kunst ist, und dass es keinen Tag gibt, an dem man sich nicht darum bemühen muss. Es gibt keine Batterie, die das Können speichert. Man muss einsehen, dass die Natur der Gewohnheit folgt. Wer sich nicht bewusst nach vorne bewegt, wird nach hinten bewegt.

Aber Sie bleiben am Ball...
Güttler: Wenn der Ball dahin rollt, wohin ich will...

Ein kurzer Blick in die Anfänge: Sie haben zuerst Ziehharmonika gespielt?
Güttler: Die hatte mir meine Großmutter zu Weihnachten geschenkt. Dann kamen Akkordeon und Klavier, von den Mundharmonikas rede ich gar nicht erst. Der Weg ging weiter über Horn, Posaune und Cello.

Das heißt: Sie hatten alles durch...
Güttler: Nicht alles, aber offensichtlich war Trompete dann mit 13 Jahren meine letzte Chance. Wenn das nichts geworden wäre, würden Sie jetzt nicht mit mir reden.

Aha. Und wie haben Sie gemerkt, dass es das ist?
Güttler: Als ich damals eine Rundfunkübertragung von Bachs Weihnachtsoratorium mit einem damals legendären Trompeter hörte. Nach der sechsten Kantate wusste ich: Das will ich auch.

Über Ihre lange Karriere könnten wir jetzt stundenlang reden. Welcher Moment war für Sie der schönste?
Güttler: Der kommt noch (lacht). Es gab natürlich Momente, bei denen ich nicht wusste, ob ich überhaupt noch spielen konnte, zum Beispiel bei der Weihe der Dresdener Frauenkirche 2005...

... auf diese Momente haben Sie doch selbst so intensiv hingearbeitet ...
Güttler: Ja. Aber natürlich erinnere ich mich gerne auch an Spielorte wie Tokio oder die Markuskirche in Venedig. Auch wenn man in Griechenland im ehemaligen Amphitheater von Epidaurus spielen darf, fühlt man Demut. Kein Dach ist darüber, da sind nur die geometrische Form und der Stein. Und doch klingt das Instrument so etwas von berückend und fantastisch, dass es der Letzte von den 20.000 da oben in der 87. Reihe noch hört. Da denkt man nur noch: Was habe ich für ein Glück, hier dabei sein zu können.

Wenn man bedenkt, dass das Tollste ja noch kommt...
Güttler: (lacht) Ja, aber es gibt auch laufend erhebende Erlebnisse. Es gibt Aufführungen, da könnte ich mit jedem Mitwirkenden bis zum letzten Ton eine Herzensverbindung eingehen. Wir werden also auch die Rheinländer in der Bonner Kreuzkirche zu überzeugen wissen.

Karten für das Konzert am Montag, 19. Januar, 20 Uhr, in der Kreuzkirche gibt es für 41 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

Zur Person

Ludwig Güttler, 1939 im Erzgebirge geboren, war einer der erfolgreichsten Musiker der DDR. Nach der Wende initiierte er den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Erfolge feiert der vielfach preisgekrönte Solotrompeter auch als Dirigent und Musikforscher.

Das 1978 von Güttler gegründete Blechbläserensemble vereinigt Solisten der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Dresdner Philharmonie, des Gewandhausorchesters Leipzig und der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz.

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