Bonner Köpfe: Josef und Kriemhild Feikes Ehepaar setzt die Münster-Krippe in Szene

Bonn · Seit Jahren sorgt Kriemhild Feikes dafür, dass die Figuren der Milieukrippe im Bonner Münster passend gekleidet sind. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Josef setzt sie die verschiedenen Szenen in der Advents- und Weihnachtszeit um.

 In ihrem Element sind Josef und Kriemhild Feikes. Das Ehepaar kleidet die Figuren der Milieukrippe aus und setzt sie immer wieder neu in Szene. Die Nähmaschine ist dabei für die begeisterte Hobbyschneiderin unverzichtbar.

In ihrem Element sind Josef und Kriemhild Feikes. Das Ehepaar kleidet die Figuren der Milieukrippe aus und setzt sie immer wieder neu in Szene. Die Nähmaschine ist dabei für die begeisterte Hobbyschneiderin unverzichtbar.

Foto: Barbara Frommann

Der junge Mann kann einfach alles tragen. Gerade noch wartete er in einem bunten Dashiki, dem traditionellen Gewand afrikanischer Männer, an einer Haltestelle des Bonner Busbahnhofs, schon muss er für den nächsten Einsatz komplett neu eingekleidet werden. Diesmal in Samt und Seide. „Er wird einer der drei Könige sein“, verrät Kriemhild Feikes aus Endenich. Sie weiß schon genau, wie sie ihn dafür ausstaffieren wird. „Natürlich in einem prächtigen Gewand“, ergänzt die 75-Jährige.

Die Darstellung der Weihnachtsgeschichte im Münster ist anders als andere. Es gibt keinen Stall, keine Futterkrippe, keine Schafe und weder Ochs noch Esel. „Dafür gibt es Figuren, die Menschen darstellen, denen man durchaus in der Stadt begegnen kann“, erklärt Josef Feikes, der auch Mitglied in der Cassius-Florentius-Bruderschaft ist. „Denn“, so betonte Stadtdechant Wilfried Schumacher bei der Vorstellung, „diese Krippe ist nicht nur Adventsdekoration, sondern sie soll immer auch Provokation und Einladung sein.“

Freude über authentische Kostüme

Sobald Kriemhild Feikes das Motto der Adventsszenen kennt, macht sie sich in ihrem Nähzimmer an die Arbeit. Aus Kartons und Tüten greift sie zielsicher Stoffreste heraus, legt Jersey, Wolle oder Taft über die Schulter einer Holzfigur und überlegt. „Eigentlich habe ich gleich ein passendes Bild im Kopf“, sagte die ehrenamtliche Schneiderin. „Ich muss ja einfach nur das umsetzen, was man sieht, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht.“ Sie freut sich besonders, wenn sie authentische Kostüme nähen kann. „Für den Mitarbeiter der Müllabfuhr habe ich von Bonnorange eine ausrangierte Uniform bekommen. So konnte ich einen Arbeitsanzug nähen, der aussieht wie das Original“, erklärt die Endenicherin.

Besonders stolz ist sie auf die Figur des Bettlers: „Das ist einer, der gerade erst aus der Bahn geworfen wurde.“ Deshalb trage er noch ein graues Jackett aus „guten Tagen, als er noch Arbeit hatte“. Für den Bettler hat Kriemhild Feikes nicht nur die Nähmaschine gestartet. Auch einen Miniaturschal hat sie für den Obdachlosen gestrickt.

Ein modernes Outfit trägt dagegen die Kundin am Obststand: karierte Hose, Wollmantel und eine Tasche aus Kunstfell mit passender Mütze. Kapuzenshirt, Workerhose mit Oberschenkeltaschen, die rote Jacke eines Sanitäters, ein feiner Herr im Trenchcoat mit Burberryschal – Kriemhild Feikes weiß genau, was angesagt ist. Und sie kann sich auf ihre Fantasie verlassen. „Einmal musste ich eine Prostituierte einkleiden“. Und in einer frisch angelieferten Tüte fand sie das passende Stück schwarze Spitze.

Manchmal ist aber auch Improvisation gefragt. So wie bei dem Rollstuhl. „Ich habe lange nach Rädern dafür gesucht“, erinnert sich Josef Feikes. Bei einem Verwandtenbesuch entdeckte er schließlich ein altes Hochrad, das er sofort mit nach Bonn nahm. Daraus wurde ein Rollstuhl konstruiert.

Leidenschaft an Kinder weitergegeben

Schon seit frühester Kindheit ist Kriemhild Feikes begeistert von Stoffen, Nadel und Faden: „Meine Tante war Schneiderin. Zu ihr bin ich gerne gegangen und habe gemeinsam mit den Lehrmädchen in der Werkstatt gearbeitet. So habe ich alles gelernt.“ Ihre Leidenschaft hat sie auch an ihre vier Kinder weitergegeben. Besonders die älteste Tochter hat das „Näh-Gen“ der Mutter geerbt.

Mittlerweile ist auch schon der erste Stadtsoldat in der Krippe angekommen. Noch darf er allerdings nur versteckt hinter dem Rathaus hervorlugen. Erst wenn die drei Könige angekommen sind, ziehen auch wieder Prinz und Bonna in der Milieukrippe ein. „Denn auf den Karneval können wir hier nun mal nicht verzichten“, sagt Josef Feikes lachend.

Für den 77-Jährigen gibt es in diesen Tagen besonders viel zu tun – nicht nur im Bonner Münster. Denn auch die große Krippe in der Endenicher Pfarrkirche wird unter seiner Regie aufgebaut. Und dann wäre da noch die Familienkrippe im Hause Feikes. Auch die wird natürlich nicht kleinformatig sein. Angekommen ist bisher erst der Verkündigungsengel. Aber bis Heiligabend wird auch diese Krippe fertig sein. „Allerdings ganz traditionell“, betont Ehefrau Kriemhild.

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