Trauer um Père Alain-Florent Gandoulou Ehemaliger Bonner Pfarrer in Berlin getötet

Bonn/Berlin · Der ehemalige Bonner Pfarrer Père Alain-Florent Gandoulou ist am vergangenen Donnerstag in Berlin getötet worden. Die Bestürzung ist groß, die Hintergründe der Tat sind unklar.

Trauer um Pfarrer Père Alain-Florent Gandoulou.

Trauer um Pfarrer Père Alain-Florent Gandoulou.

Foto: Privat

Pfarrer Père Alain-Florent Gandoulou, der viele Jahre in Bonn lebte und am Albertinum ausgebildet wurde, ist am vergangenen Donnerstagabend in Berlin getötet worden. Laut Polizei soll es im Pfarrbüro der französischsprachigen katholischen Gemeinde in Charlottenburg, der Pfarrer Père Alain-Florent angehörte, zu einem Streit zwischen ihm und einem 26 Jahre alten Kameruner gekommen sein. Die Bestürzung in Bonn und Berlin ist groß. Am 18. März wird es um 11.15 Uhr einen Gedenkgottesdienst in St. Josef in Beuel geben.

Was genau Donnerstagabend in Berlin-Charlottenburg geschah, haben die Ermittler noch nicht vollständig rekonstruieren können. Laut Zeugen habe es einen lautstarken Streit auf Französisch im Pfarrbüro gegeben, ehe auf Schmerzensschreie Stille folgte. Die Polizei fand Père Alain-Florent leblos in einer Blutlache auf dem Boden liegen. Der mutmaßliche Täter hatte ihn offenbar mit Gegenständen aus dem Zimmer den Schädel eingeschlagen und mit einem Messer auf ihn eingestochen.

Wenige Stunden später nahm die Polizei den verdächtigen Kameruner fest und führte ihn einem Haftrichter vor. Inzwischen ist er wegen eines Unterbringungsbeschlusses in eine Psychiatrie eingewiesen worden. „Aufgrund seines psychischen Zustandes wurde entschieden, dass er in eine Klinik kommen muss“, so ein Polizeisprecher. Die Hintergründe der Tat seien noch unklar, ebenso in welcher Beziehung die beiden Männer zueinander gestanden haben.

Am Sonntag gedachten Gemeindemitglieder und Angehörige des 54-Jährigen in Berlin. Auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch besuchte die Gemeinde, um seine Verbundenheit und Trauer zum Ausdruck zu bringen. Die Bonner Kirchengemeinden und damit auch den Beueler Pfarrer Winfried Evertz erreichte die schreckliche Nachricht über den Tod seines geistlichen Ziehsohns am Wochenende. Der Dechant des Pfarrverbands St. Josef und Paulus war damals Leiter des Albertinums, als Père Alain-Florent Gandoulou seine Ausbildung begann. „Bei allen ist die Bestürzung groß. Er war sehr liebevoll und warmherzig und konnte die Menschen mit seinem freudigen Herzen anstecken“, sagt Evertz.

Père Alain-Florent wurde 1995 vom Bischof aus der Demokratischen Republik Kongo nach Deutschland berufen. Bereits 1991 war er zum Priester geweiht worden. In Beuel fand Gandoulou daraufhin ein neues Zuhause. „Jeden Tag fuhr er mit dem Bötchen vom Albertinum nach Beuel und zurück“, erinnert sich Evertz. Er gestaltete das christliche Gemeindeleben mit, wirkte während seiner theologischen Ausbildung als Subsidiar in Beuel und legte seine Promotion an der Bonner Universität ab. Seine Doktorarbeit schrieb er über die Machenschaften des totalitären Regimes seines Heimatlandes. „Deshalb konnte er nicht mehr in den Kongo zurückkehren“, erzählt Franz Emde, der ihn aus dem Kirchenchor St. Josef und Paulus gut kannte. Père Alain-Florent sang dort und begleitete den Chor auf der Gitarre.

Auch nach seinem Umzug im Jahr 2005 nach Paris und 2009 nach Berlin blieb er dem Chor verbunden. „Zuletzt besuchten wir ihn im Sommer vergangenen Jahres in seiner Berliner Gemeinde“, sagt Emde. An Pfarrfesten, Gottesdiensten und Jubiläen in Beuel nahm er regelmäßig teil. „Der freundschaftliche Kontakt brach nie ab.“

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