Auslandseinsätze der Bundeswehr Ehemalige Soldaten kritisieren Haus der Geschichte in Bonn

Bonn · Einige Veteranen kritisieren das Haus der Geschichte. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr würden nach der Überarbeitung zu klein präsentiert. Das Museum tritt den Vorwürfen entgegen.

Vom Zusammenbruch und Neubeginn 1945 bis zu den internationalen Konflikten der Gegenwart auf wenigen hundert Metern: Mehr als 220.000 Besucher haben die Geschichte der Bundesrepublik im gleichnamigen zeithistorischen Museum an der Willy-Brandt-Allee in Bonn besucht, seit die Dauerausstellung insbesondere an ihrem (vorläufigen) Ende vor einem halben Jahr eine Überarbeitung erfuhr. Weiterhin scheint sich das Konzept mit seinen gegenständlichen Exponaten und den vielen Möglichkeiten zur Interaktion großer Beliebtheit zu erfreuen. Aus den Reihen einer gesellschaftlichen Gruppe hat sich das Museum nun Kritik eingehandelt.

Anlass zur Diskussion gibt offenbar die Rezeption der Auslandseinsätze der Bundeswehr. In Veteranenkreisen hält man dieses Kapitel der deutschen Zeitgeschichte für unterrepräsentiert. Konkret haben sich einige Soldaten nach einem Besuch im Haus der Geschichte enttäuscht gezeigt, Medien griffen das Thema auf. So zitiert etwa die Reservistenzeitschrift „Loyal“ einen Oberstleutnant der Reserve, der seiner Tochter in dem Museum eigentlich sein Feldtagebuch aus Afghanistan zeigen wollte, es nach der Überarbeitung dort aber vergeblich suchte. „Viele Kameraden sind schockiert“, sagte er.

Vorherige Präsentation ausführlicher

Das Haus der Geschichte, so der Vorwurf, habe das Thema „zusammengeschrumpft“. Zuvor, als etwa die in Afghanistan zerschossene Tür eines gepanzerten Fahrzeuges „Dingo“ präsentiert wurde, habe die Ausstellung vielen Soldaten das Gefühl gegeben, gesellschaftlich anerkannt zu sein, so der Oberstleutnant. Hierbei spielt indirekt auch eine andere Frage hinein: Wie steht es im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland generell um die Wertschätzung von Veteranen? Etwas aus dem Blick gerät dabei der Umstand, dass das Haus der Geschichte der Gründung der Bundeswehr im Kapitel der 1950er Jahre einen eigenen Bereich widmet.

Tatsache ist allerdings auch: Im Vergleich zu optischen Schwergewichten wie dem US-Militärjeep gleich zu Beginn, dem sowjetischen T-34-Panzer (zum Volksaufstand in der DDR am 17.Juni 1953) oder – gleich neben dem Bereich „Afghanistan“ – Rainer Woelkis Flüchtlingsboot kommen die Auslandseinsätze der Bundeswehr in ihrer Gesamtanmutung eher dezent daher. Auch Themen wie die Anti-Atomkraft-Bewegung oder die Gründung der „Grünen“ wirken auf den ersten Blick vergleichsweise großformatig.

Die Museumsleitung tritt allerdings den Vorwürfen entgegen, das Thema Auslandseinsätze sei „auf ein Paar Plakate“ reduziert worden. Gerade das Ende sei den aktuellen globalen Herausforderungen angepasst worden. Hier widme sich nun eine „eigene, großzügige Ausstellungseinheit der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus in Folge der Anschläge vom 11. September 2001“, erklärt Petra Rösgen von der Pressestelle des Museums und ergänzt: „In diesem Zusammenhang thematisieren wir auch die Einsätze der Bundeswehr, die jetzt weitaus prominenter und augenfälliger präsentiert werden als zuvor. Eine eigene Wand spiegelt den schwierigen Einsatz der Isaf in Afghanistan und widmet sich auch den deutschen Gefallenen am Beispiel des 26-jährigen Oberfeldwebels Florian Pauli, der am 7. Oktober 2010 bei einem Selbstmordanschlag getötet worden ist.“ Erste Evaluationen gäben dem Konzept recht, da sich Besucher nun konzentrierter mit dem Thema Auslandseinsätze beschäftigten.

Keine namentliche Würdigung

Dass neben Oberfeldwebel Pauli die weiteren 52 in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten im Haus der Geschichte keine namentliche Würdigung erfahren, hatte der Vertreter eines Veteranenverbandes kritisch angemerkt. Petra Rösgen indes versichert, aufs Ganze gesehen und mit Blick auf den verfügbaren Platz: Man könne nur schlaglichtartig einzelne Aspekte beleuchten. Hoffnung auf eine Umgestaltung können sich die Kritiker offenbar nicht machen. Sie ist, so Rösgen, „zu Lasten anderer Themen nicht vorgesehen“.

Das Feldtagebuch des Oberstleutnants dürfte inzwischen übrigens den Weg ins Depot gefunden haben. „Artefakte, die sich nicht im Besitz der Stiftung befinden, gehen nach Ende der Präsentationszeit an den Leihgeber zurück“, erläuterte Rösgen. Während die Kritik von einzelnen Soldaten geäußert wurde, gibt es zwischen dem Museum und der Bundeswehr offenbar keine grundlegenden Differenzen. Erst vor einigen Wochen wählten die in Bonn beheimateten Führungskommandos das Haus als Ort für ihren Jahresempfang mit mehreren hundert Gästen.

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