Bonner Köpfe Eckart von Hirschhausen lacht gerne über sich selbst

Bonn · Er ist nicht nur Deutschlands bekanntester Arzt, erfolgreicher Moderator, Kabarettist und Sachbuchautor. Eckart von Hirschhausen hat vor zehn Jahren die Stiftung „Humor hilft heilen“ gegründet - und damit Tausenden von Menschen geholfen.

Heute schon gelacht? „Natürlich! Ich lache immer., am liebsten über mich“, schmunzelt Eckart von Hirschhausen. Obwohl ihm vor wenigen Minuten das Lachen wahrscheinlich vergangen war. „Ich hatte mich verfahren und musste einen großen Umweg nehmen“, erzählt er ein wenig außer Puste, nachdem er sein Fahrrad vor dem GA-Verlagshaus abgestellt hatte. Aber als Mediziner steht er Bewegung natürlich immer positiv gegenüber. „Geben Sie mir ein paar Minuten, dann bin ich nicht mehr außer Atem.“

Die Zeit soll er haben. Minuten später zaubert er eine rote Nase aus der Tasche, setzt sie auf und strahlt. Da ist er: Eckart von Hirschhausen, Deutschlands bekanntester Arzt, Moderator, Kabarettist sowie erfolgreicher Sachbuchautor. „Die rote Nase ist ein emotionaler Airbag“, erklärt er. „Wenn man an einer Situation nichts ändern kann, dann kann man wenigstens seine Haltung ändern.“

Feier zum Zehnjährigen der eigenen Stiftung

Hirschhausen hat den Humor dorthin gebracht, wo es eigentlich nichts zu lachen gibt: In Krankenhäuser, Kinderkliniken, zu Senioren und Demenzkranken, sogar auf die Palliativstation der Uniklinik. Vor zehn Jahren gründete der 51-jährige Berliner seine Stiftung „Humor hilft heilen“, die jetzt ihren Hauptsitz nach Bonn verlegt hat und hier am Sonntag im GOP ihr zehnjähriges Bestehen feiert. In dieser Zeit wurden sechs Millionen Euro in Clownsvisiten, Humorworkshops, Forschungsprojekte, in Humortrainer sowie Weiterbildungsakademien investiert.

Bundesweit wurden 250 Projekte finanziert oder angeschoben, 10.000 Klinik-Clownsvisiten für Kinder, Erwachsene und Senioren durchgeführt, rund eine Million rote Nasen verteilt, in 700 Humor-Workshops über 10.000 Pflegekräfte geschult und sowie 600 Klinikclowns fortgebildet. „Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist diese Region, beispielsweise die Kinderklinik St. Augustin, das Marienhospital und auch das neue Eltern-Kind-Zentrum der Uniklinik. Denn die einzige Infektion, die man sich im Krankenhaus holen sollte, ist ein ansteckendes Lachen“, macht er deutlich.

"Das Herz wird nicht dement"

Doch längst nicht jeder darf sich eine rote Nase aufsetzen und im Auftrag der Stiftung zu Patienten gehen. „Ein Klinikclown ist kein Zirkusclown. Er tritt nicht vor großem Publikum auf, sondern er muss sich auf die Situation einlassen und den Patienten, die Angehörigen und das Pflegepersonal zum Star werden lassen.“ Empathie und Improvisationstalent seien die wichtigsten Voraussetzungen. Auch bei Demenzkranken. „Das Herz wird nicht dement. Stimmungen bleiben erhalten, auch wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt.“ Durch Musik und altbekannte Schlager erreiche man diese Menschen erstaunlich gut. „Wir stärken das Humane in Pflege und Humanmedizin, denn das ist durch die gnadenlose ökonomische Optimierung der letzten Jahre ernsthaft bedroht.“

Dem Arzt, der in seiner Freizeit gerne wandert, schwimmt und Gitarre spielt, liegt die seelische Gesundheit von Frühchen und Kindern ebenfalls am Herzen. „Wir wissen längst, dass sich Musik und Bewegung positiv auf die Hirnentwicklung auswirken. Aber wenn in der Schule etwas ausfällt, dann der Musik- und Sportunterricht.“

Mit Sängern in die Grundschulen gehen

Gerade in der Beethovenstadt sollen Kinder jedoch zum Singen animiert werden. Unter dem Motto „Starke Kinderstimmen“ plant er „Singpausen“ anzubieten. Dafür will er motivierte und speziell geschulte Sänger in Grundschulen schicken, die in Zusammenarbeit mit den Musiklehrern die Begeisterung für das gemeinsame Singen wecken sollen. „Im Hinblick auf das Beethovenjahr wünsche ich mir, dass die Musikförderung alle erreicht, nicht nur eine Elite. Deshalb wird es mit allen beteiligten Kindern auch 2020 ein großes Konzert geben. Darauf freue ich mich jetzt schon.“

Die Bilanz seiner Stiftung kann sich anlässlich des zehnjährigen Bestehens sehen lassen: In dieser Zeit hat „Humor hilft heilen“ mehr als 500.000 Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Angehörige erreicht. Trotzdem hat von Hirschhausen Wünsche für die Zukunft: „Ich will, dass Humor und die positive Wirkung des Lachens endlich ernst genommen werden. Von Ärzten, Pflegekräften und vor allem den Krankenkassen.“

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