Platz vor dem Hauptbahnhof Durchbruch bei Bonner Südüberbauung

Bonn · Ten Brinke hat Unterschriften der Eigentümer. Koalition bereit zum Verkauf städtischer Flächen.

 Das Maximilian Center soll vier Stockwerke hoch werden und eine Natursteinfassade bekommen. Auch die Passage zum Hauptbahnhof soll umgebaut werden.

Das Maximilian Center soll vier Stockwerke hoch werden und eine Natursteinfassade bekommen. Auch die Passage zum Hauptbahnhof soll umgebaut werden.

Foto: Ten Brinke

Nach jahrzehntelanger Hängepartie erhält der Platz vor dem Hauptbahnhof jetzt höchstwahrscheinlich ein modernes Gesicht. Der Investor für das geplante Kaufhaus Maximilian Center hat nach GA-Informationen einen Durchbruch erzielt. Alle privaten Teileigentümer der alten Südüberbauung am Hauptbahnhof haben notarielle Kaufverträge mit der Ten-Brinke-Gruppe unterzeichnet, wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren ist – bisher die größte Hürde für das Projekt. Nun fehlen nur noch städtische Flächen, über deren Verkauf der Rat am 30. Juni entscheiden soll. Eine Mehrheit dafür scheint sicher zu sein.

„Nach meiner Kenntnis haben alle privaten Teileigentümer unterschrieben“, bestätigt CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger auf GA-Anfrage. Er sei optimistisch, dass Ten Brinke das Projekt verwirklichen könne. Zusammen mit dem gegenüberliegenden Neubau Urban Soul (Nordfeld) werde damit das Eingangstor zur Innenstadt völlig neu gestaltet. „Das wird ein Meilenstein in der City-Entwicklung“, sagt Fenninger.

Auch von den Grünen ist bekannt, dass sie das Maximilian Center wohlwollend begleiten. Und für FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich steht die Bedeutung des Projektes ohnehin außer Frage: „Das ist eine einmalige und wahrscheinlich die letzte Chance an dieser Stelle“, betont er. „Das wollen wir jetzt umsetzen.“

Ten Brinke plant, das Gebäude aus den 70er Jahren abzureißen und durch einen vierstöckigen Neubau zu ersetzen. Auch die zur Südüberbauung gehörende Passage zum Busbahnhof und zu den Bahnsteigen soll umgestaltet werden. Der Neubau mit knapp 9000 Quadratmetern Handelsfläche soll an einen großen Textilhändler vermietet werden – nach sicheren GA-Informationen hat die Primark-Kette einen entsprechenden Vorvertrag unterschrieben.

Ten-Brinke-Projektleiter Moritz Tank äußert sich noch vorsichtig. „Ja, wir sind sehr weit mit dem Projekt“, bestätigt er lediglich. Klar ist, dass der Investor, der 40 Eigentümer vom Zahnarzt über den Büdchenbetreiber in der Passage bis hin zur Krankenkasse unter einen Hut gebracht hat, zügig loslegen könnte. Eine Abriss- und eine Baugenehmigung liegen vor; ein neues Bebauungsplanverfahren ist nicht erforderlich. „Wenn der Stadtrat den nötigen Beschluss fasst, starten wir im Oktober oder November mit der Entkernung“, so Tank. Der Abriss könnte im Januar beginnen. Die Bauzeit dürfte anderthalb bis zwei Jahre betragen.

Wenn das Maximilian Center steht, wird sich der Abstand zum Bahnhofsgebäude im Vergleich zu heute deutlich vergrößert haben. Die Stadt, die den größeren Freiraum für eine optimierte Verkehrsführung nutzen will, muss dem Investor deshalb Flächen abkaufen. Unterm Strich soll Ten Brinke die städtischen Anteile der Südüberbauung plus eine Summe im unteren einstelligen Millionenbereich erhalten. Das Geld soll aus dem Verkaufserlös des Urban Soul-Grundstücks fließen, der für die Stadt danach noch einen knapp zweistelligen Millionen-Gewinn bringen soll.

Für dieses Vorgehen holte sich die Stadtverwaltung in dieser Woche in vertraulicher Runde die Zustimmung der Spitzen der Ratskoalition. Eine Beschlussvorlage soll in der Ratssitzung am 30. Juni vorgelegt werden. „Die Verwaltung bereitet eine Beschlussvorlage zum Gesamtkomplex Bahnhofsvorplatz vor, die sowohl Vorschläge im Zusammenhang mit der Südüberbauung als auch zum Nordfeld beinhalten wird“, berichtet Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Dabei dürfte es auch um den Urban Soul-Neubau gehen: Der ragt, wie berichtet, nach bisherigem Stand so weit auf den Bahnhofsvorplatz, dass die geplante Rolltreppe vom Maximilian Center zur U-Bahn-Ebene tangiert würde. Dem Vernehmen nach ist Ten Brinke aber mit den Urban Soul-Investoren (developer Projektentwicklung GmbH) in konstruktiven Gesprächen. Diskutiert wird offenbar, die Kosten für die Zugänge zur Bahn zu je einem Drittel zwischen den Investoren und der Stadt aufzuteilen.

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