Fabrik 45 in Bonn Duo Cellodion schaffen Neues aus Jazz und Klassik

BONN · Ein Bogen flirrt über Saiten, parallel dazu flitzen Finger über schwarze und weiße Tasten: Cellodion probt. Hier Cellist Philipp Matthias Kaufmann, den Kopf konzentriert gesenkt, dort Akkordeonist Frank Beilstein, in dessen Haus in Dransdorf sich die beiden Freunde zum Üben treffen.

 Akkordeonist Frank Beilstein und Cellist Philipp Matthias Kaufmann bilden das Duo Cellodion. Sie proben für ihre nächsten Auftritte.

Akkordeonist Frank Beilstein und Cellist Philipp Matthias Kaufmann bilden das Duo Cellodion. Sie proben für ihre nächsten Auftritte.

Foto: Privat

Ihre Musik speist sich aus Tango, Klezmer, Jazz und Klassik, nimmt diese Einflüsse auf und schafft daraus etwas Neues.

"Wir werden tatsächlich öfters bei einem Konzert gefragt, wo denn die Klezmer-Stücke bleiben würden", sagt Kaufmann, "dabei haben wir höchstens mal entsprechende Tonfolgen oder bestimmte Ideen aus dieser Richtung in unseren Kompositionen verarbeitet. Wir lassen uns eben gerne inspirieren, aber abgesehen von ein paar Piazolla-Tangos, die wir für unsere Spielweise arrangiert haben, verzichten wir inzwischen weitgehend auf Klassiker und spielen lieber eigene Werke."

Seit gut fünf Jahren besteht das Duo. "Wir haben uns glaube ich 2007 kennengelernt, weil wir beide im Kult 41 proben durften", erinnert sich Beilstein. "Und es muss dann 2009 gewesen sein, dass wir erstmals zusammen gespielt haben und erst einmal alles mögliche ausprobierten. Sogar ein Stück für zwei Melodikas, was aber überhaupt nicht funktionierte." Die beiden lachen. Dann doch lieber die Instrumente, mit denen sie sich am wohlsten fühlen. Denn nur so funktioniert die Improvisation, die bei dem Duo einen beträchtlichen Platz einnimmt.

"Für mich war das damals völliges Neuland", erzählt Kaufmann. "Ich bin halt klassisch ausgebildeter Cellist, habe also immer brav nach Noten gespielt und die Jazzer bewundert, die aus dem Stehgreif irgendwelche Melodien entstehen lassen konnten. Mittlerweile hat sich das gewandelt, ich spiele jetzt viel intuitiver. Dieses Freispielen habe ich durch Cellodion gelernt."

Und durch die Erfahrung Beilsteins in diesem Bereich. Der war neben seiner Tätigkeit als Akkordeon- und Schlagzeuglehrer schon in allen nur denkbaren Formationen aktiv, hat dort unter anderem Reggae, Jazz, Rock und Weltmusik gespielt - und könnte sich für Cellodion durchaus auch mal ein Metal-Stück vorstellen, wie er zum Spaß sagt.

Hauptsache offen sein. Und sich mal was trauen. "Wenn man aufhört, die Soli als Zwang zu empfinden, hat man viel erreicht", erklärt er. "Und wenn man irgendwann so wie wir an einem Punkt ankommt, dass ein Blick ausreicht, um zu wissen, dass jetzt der Partner mal acht Takte für sich haben möchte, ist das einfach toll." Auch wenn es noch das "Phrasenbuch" gibt. "Das stimmt", sagt Kaufmann lachend und erklärt: "Wenn uns bei einer Improvisation eine schöne Wendung eingefallen ist, schreiben wir die tatsächlich auf - nur um dann nach ein paar Wochen festzustellen, dass wir inzwischen an der selben Stelle etwas vollkommen anderes spielen. Das zeigt mir, wie weit wir inzwischen gekommen sind." Um dies noch weiter auszubauen, versucht Cellodion derzeit, möglichst regelmäßig auftreten zu können.

Die nächsten Termine von Cellodion: Dienstag, 17. März., 19.30 Uhr, Fabrik 45, Bonn; Sonntag, 12. April, 20 Uhr, Café La Victoria, Bonn; Sonntag, 3. Mai, 17 Uhr, Kulturcafé "Lichtung", Köln.

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