Weststadt in Bonn Drei Unternehmen und Stadtplaner arbeiten an neuem Entwicklungskonzept

BONN · Verstopfte Straßen, großer Lärm, viele Industrie- und Gewerbebauten: Das Gebiet rund um den alten Schlachthof in der Weststadt ist alles andere als eine Augenweide. Doch jetzt tut sich etwas im Dreieck zwischen Endenicher Straße, Autobahn 565 und Bahngleisen.

 Sie stehen hinter NEWest (von li.): Planer Hermann Ulrich, Michael Niemeyer (Knauber), Ines Knauber-Daubenbüchel, Jürgen Reining, Marco Westphal (beide SWB), Manfred Becker (MVA). Die Eaton-Chefs waren beim Gespräch mit dem GA verhindert.

Sie stehen hinter NEWest (von li.): Planer Hermann Ulrich, Michael Niemeyer (Knauber), Ines Knauber-Daubenbüchel, Jürgen Reining, Marco Westphal (beide SWB), Manfred Becker (MVA). Die Eaton-Chefs waren beim Gespräch mit dem GA verhindert.

Foto: Andreas Baumann

Die Stadtplaner machen sich ebenso Gedanken um die Zukunft des zentral gelegenen Viertels wie eine ungewöhnliche Allianz aus Grundstückseigentümern. Knauber, Eaton und die Stadtwerke Bonn (SWB) haben sich zur Initiative NEWest zusammengeschlossen, um eigene Bauprojekte aufeinander abzustimmen und ein Gesamtkonzept für das Gebiet zu entwickeln.

"Wir glauben an das Zukunftspotenzial dieser Gegend", sagt Ines Knauber-Daubenbüchel, geschäftsführende Gesellschafterin der Carl Knauber Holding. Ihr Unternehmen engagiere sich auch im eigenen Interesse: "Wir wollen unseren Standort langfristig sichern."

Der Impuls, gemeinsam zu agieren, ging bereits 2011 vom Elektronik-Hersteller Eaton Industries aus. "Wir kennen uns alle", sagt SWB-Geschäftsführer Jürgen Reining. "Und gemeinsam können wir etwas Größeres erreichen." Die Einzelprojekte:

  • Knauber-Markt: Das Unternehmen plant für mehr als drei Millionen Euro eine energetische Sanierung sowie einen Erweiterungsbau für seine Verwaltung.
  • Müllverwertungsanlage: Alte Gebäude sollen abgerissen, der Müllbunker erweitert und ein größeres Lagerhaus errichtet werden. Die MVA-Leitung will ihr Gelände optimieren, damit große Lastwagen mehr Bewegungsfreiheit bekommen. Der Wertstoffhof könnte umziehen, eventuell auf das Schlachthofgelände.
  • Stadtwerke: Die Fertigstellung des neuen Heizkraftwerk (Investition: rund 80 Millionen Euro) ist für 2013 vorgesehen. Die Stadtwerke planen zudem ein neues Verwaltungsgebäude mit rund 10 000 Quadratmetern, es soll bereits ab 2015 nutzbar sein.
  • Eaton Industries: Der wachsende Konzern (früher Moeller) will seinen Parkplatz umgestalten und plant ein neues Bürogebäude.

Gemeinsam beauftragten die drei Partner das Stadtplanerbüro "ulrich hartung" mit einem Strategieentwurf für das Viertel. Kernidee: Die Immenburgstraße soll "Innovationsachse" für das Quartier werden, an der sich Firmen vor allem aus den Bereichen Recycling und Energie ansiedeln. "Die freien Grundstücke sollten eine niveauvolle Nutzung bekommen", betont Planer Hermann Ulrich, der auch eine Umgestaltung des öffentlichen Raums für nötig hält, um das Image des Viertels zu verbessern. Der "Straßenstrich", so der Vorschlag, solle nach Norden unter die Autobahn verlagert werden.

Beispiel für die Kooperation in der Initiative: Für Neubauten auf der "Innovationsachse" bieten die Stadtwerke einen Grundstücksstreifen an der Immenburgstraße an. "Um das zu ermöglichen, würden wir unser neues Lagerhaus weiter hinten bauen", so Manfred Becker, Geschäftsführer der Müllverwertungsanlage Bonn GmbH.

Die Initiative plant einen Dialogprozess mit Werkstatt- und Forumterminen, in den sie Ratsfraktionen, Stadtverwaltung, weitere Unternehmen und Eigentümer einbeziehen wollen. "Wir gehen sehr transparent vor", erklärt SWB-Geschäftsführer Reining. "Wir wollen eine Dynamik entwickeln, der man sich nur schwer entziehen kann." Im Planungs- und Wirtschaftsausschuss stießen die Unternehmen bereits auf positive Resonanz. Ergebnisse erhoffen sie sich in der ersten Jahreshälfte 2013.

Labor und Forschung:
Die Stadtverwaltung entwickelt gemeinsam mit der Initiative "Gestaltungsvorstellungen", die zur Aufwertung führen (etwa durch einen neuen Platz an der Immenburgstraße) und einen Rahmen für die "strukturelle Fortentwicklung" setzen sollen. Die Stadt schlägt vor, nördlich der Immenburgstraße, in zweiter Reihe, Verwertungs- und Recyclingfirmen anzusiedeln. Entlang der Straße sollen mehrgeschossige Häuser für Dienstleister und Büronutzer entstehen.

Auf dem 22.700 Quadratmeter großen ehemaligen Schlachthof favorisieren die Stadtplaner den Schwerpunkt "Labor und Forschung". Dazu laufen Sondierungsgespräche.

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