GA-Treff in Poppelsdorf Diskussion über Fahrverbot und Schleichverkehr

Poppelsdorf · Beim Poppelsdorfer GA-Treff diskutieren Experten am Dienstag, 11. Juni, über Verkehrsprobleme und Lösungen. Die Stadtverwaltung erstellt deshalb ein Parkraumkonzept für Poppelsdorf und die angrenzende Weststadt.

Poppelsdorf ist ein beliebter und attraktiver Wohnort. Senioren, Familien, Singles und Studenten schätzen die zentrale Lage, die guten Einkaufsmöglichkeiten, die Botanischen Gärten mit dem Schloss und natürlich das vielseitige Gastronomieangebot. Mit Universität und Marienhospital haben in Poppelsdorf zudem zwei große Arbeitgeber ihren Sitz.

Das bleibt aber nicht ohne Auswirkungen auf den Verkehr, der im Stadtteil große Probleme macht. Erschwert wird es auch durch den Durchfahrverkehr der Mitarbeiter, Patienten und Besucher der Unikliniken auf dem Venusberg. Sollte ein Fahrverbot auf der Reuterstraße dazukommen, fürchten die Poppelsdorfer, dass noch mehr Schleichverkehr als ohnehin schon durch Sebastian-, Sternenburg- und Lotharstraße fließen wird. Hinzu kommt der wachsende Parkdruck in den vorwiegend engen Straßen. Und der wird weiter wachsen – schließlich wird die Uni den Campus Poppelsdorf weiter ausbauen.

Die Stadtverwaltung erstellt deshalb ein Parkraumkonzept für Poppelsdorf und die angrenzende Weststadt, erklärt Andrea Schulte vom städtischen Presseamt. Wie das aussieht und wann es vorgelegt wird, stehe noch nicht fest. Zudem wolle die Stadt das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster zum möglichen Fahrverbot auf der Reuterstraße abwarten. Wie berichtet, wird das Urteil für Anfang August erwartet.

„Die Stadt unternimmt viele Anstrengungen für bessere Luft, auch um die Anordnung von Fahrverboten durch die Bezirksregierung Köln zu vermeiden. Sollte es tatsächlich zu einem Fahrverbot auf der Reuterstraße kommen, wären Ausweichverkehre wahrscheinlich“, sagt Schulte. In diesem Fall wolle die Stadt „verkehrslenkende Maßnahmen“ ergreifen, die die Autos eben nicht durch die Stadtteile, sondern auf das übergeordnete Straßennetz führen, etwa über die Autobahn. Was das konkret bedeutet, war von der Stadt indes nicht zu erfahren.

Eine Entlastung des innerörtlichen Verkehrs könnte die seit Jahrzehnten diskutierte Hardtbergbahn bringen, die auch am Campus vorbeiführen soll. Um sie war es ruhig geworden, 2015 hatte der Stadtrat die damaligen Pläne für eine unterirdische Lösung beerdigt. Die Stadt sollte stattdessen oberirdische Varianten für eine Straßenbahn prüfen. Dass diese Stoßrichtung für die weitere Planung nun wieder Fahrt aufgenommen hat, hat vor allem mit dem Bundesprojekt Lead-City zu tun, an dem Bonn teilnimmt und für das der Bund erhebliche Fördergelder in Aussicht stellt. Ziel ist es, den ÖPNV zu stärken, um Schadstoffe und Stau verursachenden Autoverkehr von der Straße zu bekommen. Deshalb hat Bonn die Hardtbergbahn beim NRW-Verkehrsministerium als vorrangiges längerfristiges Projekt im ÖPNV-Bedarfsplan angemeldet und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. „Eine Vorlage für die politischen Gremien erfolgt voraussichtlich noch vor der Sommerpause“, sagt Schulte.

Die Universität setzt aufs Radfahren und einen autofreien Campus. Bewirtschaftete Parkplätze gibt es lediglich auf einem Streifen entlang der Autobahn. Das ist auch ganz im Sinne des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs. Der ADFC sieht allerdings in punkto Radwege in Poppelsdorf erheblichen Nachholbedarf. „Es braucht eine Grundsatzdebatte, was man in Poppelsdorf mit dem Autoverkehr machen will“, sagt ADFC-Sprecher Axel Mörer. Denn der zu geringe Platz für Fußgänger und Radfahrer auf beinahe allen Straßen führe zwangsläufig zu immer größeren Problemen.

Als Beispiel nennt Mörer den Radweg in beide Richtungen an der Clemens-August-Straße: „Dieser ist aufgrund der Enge ein ständiger Konfliktherd zwischen Radfahrern und Fußgängern. Obendrein wird der Fußweg an einigen Stellen von der Außengastronomie unterbrochen.“ Eine weitere Gefahrensituation entstehe durch einparkende Autos, die dabei auf den Radweg gerieten. „Unser Vorschlag: Radverkehr auf die Straße, Tempo 30 auf der Clemens-August-Straße, Ladezonen auf regulären Parkplätzen einrichten und das Ganze regelmäßig kontrollieren.“ Weitere Gefahrenquellen für Radler aus Sicht des ADFC: der Kreisel an der Trierer Straße sowie die zu schmalen Radspuren entlang der Sebastian- und Sternenburgstraße.

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