Universitätsfrauenklinik Direktor an der Uniklinik Bonn geht nach Differenzen

VENUSBERG · Walther Kuhn verlässt die Universitätsfrauenklinik. Grund ist eine Neustrukturierung, die er nicht mittragen könne. Brust-Experte Andree Faridi kommt als Leiter einer neuen Abteilung.

Der Direktor der Universitätsfrauenklinik, Walther Kuhn, hört zum 30. Juni auf. Als Grund nennt er in einem Brief an seine Patienten „eine Neustrukturierung unserer Frauenklinik“, die er nicht mittragen könne. Für Fragen nach den genauen Gründen war Kuhn telefonisch nicht erreichbar, wohl aber der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums, Wolfgang Holzgreve: „Wir haben einen Spezialisten für Brusterkrankungen eingestellt, der unser Angebot verbessern wird.“ Das sei aus seiner Sicht notwendig, weil die Behandlung der Brust ein großes Fachgebiet sei. Die Medizin sei so weit fortgeschritten, dass Mediziner mittlerweile in vielen Fällen die Brust bei schweren Erkrankungen erhalten könnten.

Die Leitung der neu gegründeten Abteilung für Senologie am Universitätsklinikum Bonn übernimmt Andree Faridi. Mit der Einstellung einer Führungskraft an seiner Seite in der von Kuhn geführten Gynäkologie sei dieser nicht einverstanden gewesen. „Er hätte auf seiner Position weitermachen können, hat sich aber anders entschieden. Ich respektiere das“, erklärte Holzgreve im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Er danke Kuhn er für sein langjähriges Wirken an der Klinik. Seine Stelle werde neu ausgeschrieben.

Der 58-Jährige Faridi will das zertifizierte Brustzentrum, die rekonstruktive und die plastisch-ästhetische Brustchirurgie ausbauen und dafür eine spezialisierte Einheit auf dem Venusberg etablieren. Dabei setzt er unter anderem auf eine gute Kommunikation mit niedergelassenen Ärzten und Selbsthilfegruppen. Faridi war zuvor Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Brustzentrums des Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin. Zudem ist er Gastprofessor an der Universität in Baotou, eine Stadt in der Autonomen Region Innere Mongolei der Volksrepublik China.

Der neue Chefarzt ist auf die Diagnose und die Behandlung rund um Brustdrüsenerkrankungen, insbesondere von Brustkrebs, spezialisiert. Dabei legt er besonderen Wert auf eine individuelle Versorgung der Betroffenen, die neben der medizinischen Seite auch deren persönliche Situation berücksichtigt. „Mein Motto ist eine kompetente, empathische und ganzheitliche Versorgung unter Einbeziehung alternativer Heilmethoden, die wissenschaftlich vertretbar sind“, sagte Faridi. Durch die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachabteilungen der Uniklinik soll es schnelle Diagnosen geben. „Durch Früherkennung und moderne Operationstechniken gelingt uns, die Mehrzahl der betroffenen Frauen brusterhaltend zu operieren.“

Falls bei einem Tumor die Brust entfernt werden muss, bietet Faridi in der neuen Abteilung für Senologie verschiedene Möglichkeiten des Brustwiederaufbaus mit Implantat oder Eigengewebe an. Auch Frauen mit Fehlbildungen der Brust oder einer missglückten Brustoperation sowie Transsexuelle fänden Hilfe. Zudem besteht die Möglichkeit, an Studien sowohl bei der onkologischen Forschung als auch der Versorgungsforschung teilzunehmen. Faridi will unter anderem der Frage nachgehen, ob und wieweit Sport und Ernährung den Krankheitsverlauf und eine gegebenenfalls notwendige Chemotherapie positiv beeinflussen können.

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