Neue Buslinie in Bonn Diese Linie ist noch ein Geheimtipp für Pendler

Bonn · Die Strecke der neuen Buslinie 632 von Beuel zur Uniklinik ist bei Fahrgästen noch weitgehend unbekannt. Aber bei denen, die sie bereits nutzen, ist sie wegen der Zeitersparnis ein Geheimtipp.

 Quelle: Stadtwerke Bonn / ©General-Anzeiger

Quelle: Stadtwerke Bonn / ©General-Anzeiger

Seit dem 9. Dezember gilt ein neuer Fahrplan für den ÖPNV in Bonn. Die wohl größte Veränderung gibt es bei der Buslinie 632: Auf einem neuen Linienweg führt sie nun vom Beueler Bahnhof zum Uniklinikum auf dem Venusberg – ohne Umweg über den Hauptbahnhof. Eine nicht repräsentative Umfrage unter den Fahrgästen zeigt: Erst wenige Pendler haben die Linie entdeckt. Aber wer sie nutzt, spart Zeit und Nerven. Die Linie solle die Innenstadtbusse und die Stadtbahnlinie 61 entlasten und überdies den neu entstehenden Bereich Am Vogelsang/Westside anbinden, berichtet Werner Schui, leitender Pressesprecher der SWB.

Am Donnerstag trifft der Bus an der Haltestelle Sandkaule um 11.03 Uhr ein – mit drei Minuten Verspätung. Genauso viele Menschen sitzen in dem Fahrzeug, einer von ihnen ist Heiko Limberg. Ihm gefalle die neue Direktverbindung, sagt er. Auf dem Weg zur Arbeit am Meteorologischen Institut der Uni Bonn fahre er nun täglich mit der 632 vom „Konrad-Adenauer-Platz“ in Beuel zum „Immenburgpark“ in Endenich. „Vorher musste ich zum Hauptbahnhof fahren und dort in die 608 oder 609 umsteigen.“

Direktverbindung zum Beueler Bahnhof

Früher fuhr die 632 von der Haltestelle „Uniklinikum Nord“ bis zum „Poppelsdorfer Platz“. Nun startet die Linie bereits am „Uniklinikum Süd“ und bietet die erste Direktverbindung vom Venusberg über Endenich und die Nordstadt bis zum Beueler Bahnhof. Die beiden Fahrtrichtungen unterscheiden sich an einigen Stellen deutlich (siehe Grafik). Um den Linienweg zu vereinheitlichen, planen die Stadtwerke (SWB) laut Werner Schui an zwei Stellen, die Ampelanlagen bis zum Fahrplanwechsel Ende August zu verändern: am „Poppelsdorfer Platz“/Ecke Sebastianstraße und an der Kölnstraße/Kaiser-Karl-Ring.

Studentin Alexandra Caspers ist gerade auf dem Weg zum Venusberg. „Ich habe Freundinnen in Endenich, Poppelsdorf und Castell. Die Linie ist wie für uns gemacht“, freut sie sich. Und ein Einzelhandelskaufmann, der nur Eddy genannt werden möchte, freut sich über einen kürzeren Arbeitsweg. Er steigt an der neu eingerichteten Haltestelle „Propsthof Nord“ ein, die die Stadtbahnlinien 16 und 63 ans Busnetz anbindet.

Insgesamt entstanden knapp zehn Haltestellen neu. Weil die alte Strecke verändert wurde, werden einige Haltestellen Richtung Beuel nicht mehr angefahren. Das betrifft die Bereiche zwischen Sertürnerstraße und Haager Weg auf dem Venusberg sowie zwischen Graf-Stauffenberg-Straße, Lotharstraße und Sternenburgstraße in Poppelsdorf.

Fahrzeit für Schüler halbiert sich

Am Marienhospital füllen an diesem Tag Schüler den Bus. Auf der Gegenseite stehen mindestens doppelt so viele Kinder. Nach dem Richtungswechsel am „Uniklinikum Süd“ steigt Atalay Ata ein. „Ich liebe diese Linie“, sagt er auf Englisch. Durch die Direktverbindung habe sich seine Fahrzeit auf 20 Minuten halbiert. Der Mann aus Istanbul absolviert gerade ein Praktikum für sein Masterstudium der Neurowissenschaften. „Die 601 und 602 sind immer voll, immer zu spät. Hier kriege ich um 8.20 Uhr immer einen Platz.“

Dass bisher nur wenige Leute die Linie nutzten, sei kein Wunder, meint SWB-Sprecher Schui. „Es dauert in der Regel ein bis zwei Jahre, bis sich eine neue Linie bei Kunden etabliert hat.“ Und die Pünktlichkeit? „Eine erste Einschätzung zeigt, dass die Linie derzeit durch erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Kölnstraße in Richtung Beuel Bahnhof Pünktlichkeit einbüßt, genauso wie der Autoverkehr“, sagt Schui.

Sogar gegen 13 Uhr braucht die 632 in Fahrtrichtung Beuel mehrere Ampelphasen, um von der Kölnstraße links auf den Bertha-von-Suttner-Platz abbiegen zu können. Das bedeutet zwölf Minuten Verspätung. Auch die Strecke vom Lievelingsweg über den Verteilerkreis, der zu den Autobahnen 555 und 565 führt, könnte für Verspätungen sorgen. Am Kreisel bilden sich selbst mittags lange Schlangen. Nächstes Jahr solle eine ein- bis dreimonatige Erhebung aussagekräftigere Ergebnisse liefern, verspricht Schui.

Neue Linie erspart Linzer einmal Umsteigen

An der Endhaltestelle „Beuel Bahnhof“ steigt nachmittags Markus Bleckwenn in die 632. „Die Zuganbindung ist jetzt besser“, sagt der Hausarzt, der mit dem Zug aus Linz kommt. Er will am Venusberg ein Staatsexamen abnehmen. Mit der 632 dauere die Fahrt sogar ein paar Minuten länger, als am Hauptbahnhof umzusteigen. „Aber beim letzten Umsteigen habe ich mir dort die Achillessehne gerissen“, erklärt Bleckwenn.

Mit der 631 fährt so zwischen Poppelsdorf und Endenich grob alle 15 Minuten ein Bus, denn der Takt der 632 wurde verdichtet. Sie kommt nun montags bis freitags von 5.30 bis 20.30 Uhr und samstags von 8.30 bis 20.30 Uhr alle 30 Minuten, sowie sonn- und feiertags zwischen 9.30 und 20.30 Uhr alle 60 Minuten – allerdings erst einmal im Testbetrieb. „Ob diese Linie aufgrund des Verkehrsaufkommens pünktlich und somit attraktiv für die Fahrgäste betrieben werden kann, ist noch unklar“, sagt Pressesprecher Werner Schui.

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