Bonnorange kooperiert mit der Ermekeilinitiative Dienstkleidung von Bonnorange wird zu neuen Taschen

Bonn · Bonnorange kooperiert mit der Ermekeilinitiative und spendet alte Dienstkleidung, die zu Taschen umfunktioniert wird. Der Verkaufserlös wird für einen guten Zweck verwendet.

 Niza Kosa näht mit seiner Kollegin Nazek Khalil Taschen aus ausgedienter Dienstkleidung.

Niza Kosa näht mit seiner Kollegin Nazek Khalil Taschen aus ausgedienter Dienstkleidung.

Foto: Benjamin Westhoff

Nizar Kosa fädelt geschickt den Faden ein. „Man sieht gleich auf den ersten Blick, dass er sich mit den Industrienähmaschinen auskennt“, bewundert Hartmut Göbelsmann vom Verein Ermekeilinitiative den 33-jährigen Syrer, der seit zwei Jahren in Bonn lebt. Nur noch den Nähfuß absenken, schon rattert Kosa im Eiltempo los. An einer zweiten Maschine ist Nazek Khalil bereits mit dem Versäubern der Naht beschäftigt.

„Das Einarbeiten des Vlies ist etwas kompliziert“, lacht die 44-Jährige. Doch auch das klappt mittlerweile ganz gut. Seit ein paar Wochen schneidern beide Handyhüllen, Umhänge- sowie Laptoptaschen in einem besonders leuchtenden Farbton. Unter dem Motto „Nutzen statt wegwerfen“ entwerfen sie aus ausgemusterter Arbeitskleidung von Bonnorange pfiffige Alltagsbegleiter für jedermann.

„Sobald wir in der Wäscherei feststellen, dass die Kleidung für unsere rund 300 Müllwerker und Mitarbeiter der Stadtreinigung nicht mehr einwandfrei ist wird sie aussortiert“, erklärt Jasmin Mangold von Bonnorange. Dennoch gehören die robusten Stoffe längst nicht in die Altkleidersammlung. „Sie sind immer noch fest, auffällig und vor allem funktionell. Viel zu schade für den Müll“, ergänzt Anna-Lena Hutt von der Initiative. Seit August 2017 werden ausrangierte Arbeitshosen, T-Shirts sowie Jacken gereinigt in der Kaserne abgegeben.

„Die Reflektionsstreifen sind ebenfalls viel zu schade für die Tonne“, meint Mangold. Daher legen die beiden syrischen Schneider Wert darauf, dass sie solche Stoffstücke verwenden, auf denen viele dieser leuchtenden Bänder angebracht wurden. „Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit ist das eine tolle Sache und sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr“, fügt Hutt hinzu. „Mit solch einer Tasche wird man sofort gesehen.“

Jedes Stück ein Unikat

Bisher haben Kosa und Khalil erst die Sommerkleidung der Müllwerker verarbeiten können. „Wir freuen uns schon, wenn wir ausrangierte Winterkleidung bekommen“, erklärt Göbelsmann. Denn aus diesen wasserabweisenden Stoffen ließen sich sicher ganz hervorragende Fahrradtaschen schneidern.

Doch auch Nizar Kosa, der in Syrien lange als Schneider gearbeitet hat, hat bereits neue Ideen für die „Bonn-Orange-Kollektion“. Beim Einkaufen hatte er am Morgen eine Frau gesehen, die eine Umhängetasche aus einer alter Jeans dabeihatte. „Sofort hat er sich eine passende Hose aus dem Fundus gesucht und einen Prototypen gemacht. Der geht sicher bald in Serie“, freut sich Mangold und bewundert die Arbeit des 33-Jährigen.

Nachdem Nazek Khalil die letzte Naht an der Umhängetasche geschlossen hat, muss nur noch das Logo aufgenäht werden. „Dafür haben wir unseres mit dem der Initiative ergänzt. Schließlich wollen wir auch Werbung für unsere gemeinsame Aktion machen“, sagt Mangold und fügt hinzu. „Jedes Stück ist wirklich ein Unikat. Es gibt nichts von der Stange.“

Die Taschen werden jeweils mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr im Haus an der Ermekeilstraße 27 zum Preis von 5 bis 30 Euro verkauft. Das Haus 8 ist nur über die Reuterstraße neben Haus 61 zu erreichen. Den Erlös verwendet die Initiative für gemeinnützige Arbeit. So soll damit beispielsweise Flüchtlingen das Kochen eigener Gerichte in den Räumen des Vereins ermöglicht werden.

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