Ein guter Kollege mit Biss So arbeitet die Hundestaffel der Bonner Polizei

BONN · Neun Hunde unterstützen die Arbeit im Bonner Präsidium. Sie kommen bei Drogenrazzien, der Suche nach Sprengstoff oder Straftätern zum Einsatz und sind demnächst bei der Weltklimakonferenz dabei. Wir begleiten die Diensthundestaffel.

Wenn Jola im Einsatz ist, weiß sie genau, was sie zu tun hat. Auch wenn die Hündin eher so wirkt, als würde sie lieber spielen, ist sie in Wirklichkeit hoch konzentriert. Ein Blick, ein Klick, ein Wort ihres Hundeführers genügt, und Jola läuft zu dem Auto, das die Polizisten gerade angehalten haben. Sie richtet sich auf, steckt ihren Kopf in den Kofferraum, riecht an Tüten und Rucksäcken, wedelt mit dem Schwanz - und schlägt an. Denn der Fahrer des Wagens hat nicht nur Cannabis konsumiert, er hat auch noch etwas in seinen Sachen verstaut.

Jola ist Teil der Diensthundestaffel der Bonner Polizei. Genau wie Anela, Ben, Pepples, Heidi, Mitch, Rocco, Toni und Rajo. Das Aufgabenfeld der neun Vierbeiner – vornehmlich Malinois, also belgische Schäferhunde – ist breit gefächert. Rauschgiftrazzien gehören ebenso dazu wie die Suche nach Vermissten oder das Aufspüren von Einbrechern und anderen Straftätern. Außerdem waren die Hunde in die Vorbereitungen des G-20-Außenministertreffens involviert, waren beim Einsatz zum AfD-Parteitag in Köln dabei und sind am Start, wenn im November die Weltklimakonferenz auf dem Programm steht.

"Sie wirken einschüchternd"

Auch bei Demonstrationen und Fußballspielen sind sie präsent. Denn: „In erster Linie handelt es sich um Schutzhunde. Im Regelfall geht es darum, die Wachen zu unterstützen und für die Sicherheit der Kollegen im Einsatz zu sorgen“, erklärt Polizeihauptkommissar Joachim Waszilewitz, der die Hundestaffel leitet. Für den Schutz sorgen die Tiere nicht nur, indem sie aktiv werden, sondern auch durch ihre pure Präsenz. „Ein bis zwei Hunde können schon sehr hilfreich sein“, so der 47-Jährige. „Wichtig ist der psychologische Aspekt: Sie wirken einschüchternd.“

Ist es notwendig, greifen sie aber auch ein. Wie, ist genau festgelegt. Solange sich der Verdächtige nicht bewegt, soll der Hund nur bellen. Greift der Täter an oder versucht zu flüchten, wird zugebissen. Einmal. Dann hält er den Verdächtigen fest. „Der Hund wird auf das Körperteil trainiert, das ihm am nächsten ist und das ihm entgegengestreckt wird“, erklärt Trainer Lutz Engel. Im Regelfall sei dies der Arm.

Doch was qualifiziert einen Vierbeiner als Polizeihund? „Er muss einen ausgeprägten Spieltrieb haben. Der Hund muss zum Beispiel Materialien lang anhaltend suchen, ohne dass er abbricht“, erklärt Engel. Außerdem komme es auf das Sozialverhalten und die Kondition an. Die Tiere, die in Sachen Spielzeugsuche besonders hartnäckig sind, werden zu Rauschgift-, Personen- oder Sprengstoffspürhunden ausgebildet. Im Einsatz wird ihnen dann vorgegaukelt, dass sie ihr Spielzeug suchen sollen. Meistens qualifizieren sich belgische Schäferhunde für den Dienst, in NRW werden aber auch Rottweiler oder Dobermänner eingesetzt, allerdings nur vereinzelt, so Engel.

Bis zu zwei Jahre in der Ausbildung

18 bis 24 Monate dauert es, bis die Ausbildung abgeschlossen ist. Damit die bellende Truppe fit bleibt, müssen die neun mit ihren Hundeführern, darunter zwei Frauen, regelmäßig zum Training anrücken. „Optimal ist einmal pro Woche“, sagt Engel. Einmal im Jahr legen Mensch und Tier eine Prüfung ab. „Das Training ist absolut gewaltfrei“, betont der 51-Jährige, der seit 1991 bei der Hundestaffel ist. Gearbeitet werde mit positiver Verstärkung. Wer etwas richtig macht, bekommt eine Belohnung – entweder Futter oder sein Spielzeug. Strafe für „falsches“ Verhalten gibt es demnach nicht.

Das Alter der Hunde spielt übrigens keine Rolle. In diesem Jahr stößt zum Beispiel ein Welpe aus der landeseigenen Zucht zum Bonner Team. „Es können aber auch ältere Hunde sein“, sagt Waszilewitz. Sind die Hunde neun bis zehn Jahre alt, werden sie pensioniert. Was dann mit ihnen geschieht, entscheidet der Hundeführer, der „seinen“ Vierbeiner meist als Privathund behält.

Eine neue Situation ist das für beide Seiten nicht: Auch während ihrer aktiven Dienstjahre leben die Hunde bei „ihren“ Polizisten. „Die Beziehung zwischen beiden ist sehr eng“, beschreibt Waszilewitz. So müsse es auch sein. Denn, so erklärt der Leiter der Hundestaffel: „Wenn eine Distanz da ist, funktioniert es nicht. Man verlässt sich schließlich aufeinander.“

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