Helmut Kollig Dienstältester Bürgermeister in Bonn tritt ab

Bonn · Helmut Kollig ist seit 2004 Bonner Bezirksbürgermeister. Ende August gibt er seinen Posten ab - an die Grünen. Das sieht eine Absprache zwischen SPD und Grünen vor. Seine Nachfolgerin wird Brigitta Poppe.

 Bezirksbürgermeister Helmut Kollig

Bezirksbürgermeister Helmut Kollig

Foto: Richard Bongartz

Sein Wort zu halten, ist für Helmut Kollig selbstverständlich. Seit 2004 ist er Bonner Bezirksbürgermeister. Jetzt ist nach drei Jahren die aktuelle Legislaturperiode zur Hälfte vorbei, und der 68-Jährige wird nach den Sommerferien den Staffelstab weitergeben. Diese auch schriftlich festgelegte Absprache entstand nach der Kommunalwahl 2014, die in einem Bonner Bezirksparlament ohne feste Koalitionen mündete. CDU und SPD gewannen jeweils fünf der 19 Sitze, die Grünen vier. Letztere schlugen sich im Verbund der Linken und FDP auf die Seite der Sozialdemokraten, sodass Kollig wiedergewählt wurde. Konkurrent Wolfgang Maiwaldt hatte das Nachsehen und wurde nur Vize.

Nun steht Brigitta Poppe (Grüne), so der Deal, in den Startlöchern und will den dienstältesten Bürgermeister der Stadt beerben. Die Stimmen der SPD sind ihr aufgrund der Vereinbarungen dabei sicher. Wie Maiwaldt ist auch Poppe derzeit Vize: Wenn sie hochrückt, muss das Parlament am 5. September zudem einen neuen stellvertretenden Bezirksbürgermeister wählen.

Seit 1989 in der Kommunalpolitik tätig

„Nach 14 Jahren, die wirklich sehr schön waren, bin ich nicht traurig, wenn ich einen guten Nachfolger bekomme“, sagt Kollig. Seit 1989 mischt er in der Kommunalpolitik mit, zunächst als sachkundiger Bürger im Bau- und Vergabeausschuss. Seit 1994 sitzt er in der Bezirksvertretung Bonn, vom ersten Tag an als SPD-Fraktionsvorsitzender. Ab 1998 war er für ein Jahr Bezirksvorsteher (so die frühere Bezeichnung des Bezirksbürgermeisters), als HerbertSpoelgen zurücktrat, danach bis 2004 Stellvertreter.

Kollig erhofft sich ab Herbst mehr Zeit fürs Privatleben. „Irgendwann brennt der Ofen auch nicht mehr so“, sagt er und will gerne Jüngere ranlassen. Trotzdem ist er bis zum Schluss mit Leidenschaft dabei, leitet souverän, geduldig und durchaus gelassen die oftmals bis nach Mitternacht dauernden Sitzungen. Wenn ihm aber etwas gegen den Strich geht, dann haut er auch gern mal auf den Tisch. Kollig sieht sich nicht als Machtpolitiker: „Irgendwer hat schon mal gesagt, dass ich ein gar nicht so politischer Bezirksbürgermeister bin“, sagte er einmal in einem Interview. Er wolle aber schon Politik machen, dabei aber ausgleichend wirken.

Gern erinnert sich Kollig an seinen Auftritt als Napoleon beim Karnevalsauftakt vor ein paar Jahren. Oder an die jüngste Sitzung der Kunstkommission, als er seine Einschätzung zu einem Kunstwerk geben sollte. „Ich bin doch kein Sachverständiger“, hielt er sich zurück. „Wieso? Sie sind doch Malermeister“, meinte Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Das war witzig, stimmte aber nicht: Kollig ist Elektromeister. Der gebürtige Kessenicher lebt seit 1971 in der Altstadt.

Einige Punkte seiner Bilanz:

Kollig verspricht sich viel vom neuen Stadtquartier „West.Side“ in Dransdorf, wo bis zu 550 Wohnungen plus Büro- und Gewerberäume entstehen. Weiter westlich, wo heute noch der kaum genutzte Sportplatz liegt, sieht die Stadt Bonn auf 4,7 Hektar bis zu 350 neue Wohnungen vor. Auch dem geplanten Clemens-August-Quartier in Poppelsdorf steht der Bezirksbürgermeister positiv gegenüber.

Beim Parkraumkonzept (heute Mobilitätskonzept) vom Venusberg über Poppelsdorf bis zur Nordstadt könnte es schneller gehen, findet Kollig.

Es gibt zu wenig barrierefreie öffentliche Toiletten, findet der Bürgermeister. Die Stadt sei nun am Zuge, die Pläne für einen neuen Kiosk samt ebenerdigem WC auf dem Remigiusplatz vorzulegen.

Im Bebauungsplan Innere Nordstadt will Kollig den Passus streichen lassen, dass neue Lokale in der Altstadt nicht zugelassen werden dürfen. Das werde nicht nur die Kneipenmeile beleben, sondern hole auch die deutsch-türkischen Kulturvereine aus ihrer Grauzone.

„Die Städtepartnerschaft mit Oxford läuft gut“, sagt Kollig. Anlässlich des 70-jährigen Bestehens geht es vom 25. bis 29. Mai zur Bonn Week nach England.

„Der Stadtbezirk ist schön, toll und lebt. Er hat viele nette Ecken und Menschen, die ich ohne das Amt nie kennengelernt hätte“, sagt Helmut Kollig. Seinem Nachfolger rät er, „nicht alles so heiß zu essen, wie es gekocht wird“.

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