Mit Kühlakkus unter den Handgelenken Die heißesten Arbeitsplätze in Bonn

Bonn · Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und Sonne satt: Das Wetter zeigte sich am Mittwoch zum kalendarischen Sommeranfang von seiner besten Seite. Während die einen im Freibad Abkühlung suchen, schwitzen die anderen an ihrem Arbeitsplatz.

 Kerstin Hartmann lässt sich von der Hitze nicht den Spaß an der Arbeit nehmen.

Kerstin Hartmann lässt sich von der Hitze nicht den Spaß an der Arbeit nehmen.

Foto: Laszlo Scheuch

„Unser Büro ist im obersten Stockwerk, direkt unter einem Flachdach und hat keine Klimaanlage“, sagt Sandra Gassert, die bei true fruits in Beuel arbeitet. Sie berichtet von Temperaturen von bis zu 33 Grad im Büro.

„Da helfen nur Ventilatoren, Kühlakkus unter den Handgelenken, ein Fußbad und so wenig Klamotten wie möglich“, so die 30 Jahre alte Mitarbeiterin des Vertriebsinnendienstes. Weniger Kleidung am Arbeitsplatz wünscht sich mit einem Augenzwinkern auch Svetlana König.

„Unter den Kollegen haben wir gescherzt, ob wir nicht im Bikini arbeiten können“, so die Verkäuferin aus der Lubig-Bäckerei am Konrad-Adenauer-Platz.

Ob es dort eine Klimaanlage gibt? „Nein, nur diesen kleinen Ventilator“, sagt König mit einem Lachen und zeigt auf ein kleines weißes Gerät. Und das, obwohl gerade in dem kleinen Raum, in dem gebacken wird, „bis zu 40 Grad herrschen“. Ihren Spaß an der Arbeit hat sie trotz der heißen Temperaturen nicht verloren. König: „Ich denke eher an ältere Kunden. Die haben es bei dem Wetter wirklich schwer. Ich halte das schon irgendwie durch.“

Klimaanlage macht kaum einen Unterschied

Hitze ist in diesen Tagen auch in der Textilreinigung Thiesen angesagt. Und zwar mehr denn je. „Die Reinigungsmaschinen, Bügeleisen und Hemdenpuppen heizen den Raum natürlich auf“, berichtet Ellen Stahl, die bei Thiesen die Kunden an der Ladentheke bedient. „Im Moment haben wir hier 34 Grad, auch, weil etwas Durchzug herrscht.

Direkt an der Hemdenpuppe sind aber sicherlich bis zu 40 Grad“, so Stahl. Die Klimaanlage mache bei den Temperaturen keinen Unterschied. „Mir machen die Temperaturen aber auch nichts aus“, sagt Stahl und hat gleich noch einen guten Tipp parat: „Einfach mal einen Schritt langsamer machen – dann ist das auch alles nur halb so schlimm.“

Auch Kerstin Hartmann findet es nicht schlimm, bei den Temperaturen zu arbeiten. „Mir macht es trotzdem Spaß, die Kunden bereiten mir gute Laune“, so die Verkäuferin des Food-Fire-Imbisswagens in Buschdorf. „Mit ihr möchte ich bei dem Wetter echt nicht tauschen“, sagt ein Kunde, während Hartmann ihm ein Bratwurstbrötchen reicht.

„Natürlich ist es anstrengend – im Wagen sind über 30 Grad. Aber ich trinke viel Wasser und gehe ab und zu mal raus. Das hilft“, sagt die 35-Jährige. Nicht ungelegen kommt ihr an warmen Sommertagen, dass sie neben der Würstchen- und Pommes-Bude auch Eis verkauft. Das ist in einem kleinen Wagen, nur wenige Meter vom Imbiss entfernt. „Ich bin eher Joghurt- als Eisfan. Aber dort ist es zumindest etwas kühler als am Grill“, so Hartmann.

Einen gar nicht „coolen“ Job haben bei den heißen Temperaturen auch Dachdecker: „Das ist bei den Temperaturen schon sehr anstrengend – fast nur pralle Sonne. Die Ziegel sind rund 55 Grad heiß, die Blechprofile 65 und beim Bitu-men- Schweißen hat man rund 300 Grad fast vor der Nase“, berichtet Andreas Dazer. Er sagt aber auch: „Ist halt Sommer, da muss man durch.“

Von Zuhause "cooler" arbeiten

Dem aufgewärmten Büro fernzubleiben und stattdessen von Zuhause aus zu arbeiten – das ermöglicht die Deutsche Telekom ihren Mitarbeitern. Wie Pressesprecherin Andrea Vey auf Anfrage mitteilt, haben Angestellte der Verwaltungs- und Büroeinheiten diese Möglichkeit.

„Das wird an so heißen Tagen gerne genutzt“, so Vey. Voraussetzung sei aber, dass der Betrieb aufrechterhalten wird. Shop-Mitarbeiter haben diese Möglichkeit dementsprechend nicht, die Kleiderordnung des Konzerns lässt aber durchaus kurzärmlige Hemden oder T-Shirts zu.

Ist der Arbeitstag geschafft, geht es für viele Berufstätige direkt ins nächste Schwimmbad. Das ist zwar bei dieser Hitze eigentlich ein idealer Ort, doch auch dort muss gearbeitet werden. „Wir achten darauf, dass unsere Bademeister nicht zu lange in der prallen Sonne stehen“, erklärt Jürgen Stoll, Chef im Ennertbad. Dafür wechseln die Mitarbeiter nach spätestens einer Stunde ihre Positionen.

„So kommen die, die in der Sonne stehen, auch mal in den Schatten.“ Selbstverständlich stehen am Beckenrand Sonnenschirme mit besonderem UV-Schutz. „Eine Kopfbedeckung und ein hoher Sonnenschutz sind bei diesen Temperaturen außerdem unerlässlich.“

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