UN-Standort Bonn Die UN in Bonn

Bonn · Weitgehend unbemerkt wurde Bonn UN-Stadt. 18 Organisationen mit gut 1000 Mitarbeitern arbeiten heute dort, wo einst deutsche Parlamentarier Geschichte schrieben: im Alten Abgeordnetenhaus oder dem sogenannten Langen Eugen.

Weitgehend unbemerkt wurde Bonn UN-Stadt. 1984, als der Fall der Mauer nur in der Vorstellungskraft von Fantasten möglich schien, siedelte sich das Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten an: UNEP/CMS, auch Bonner Konvention oder kurz CMS (Convention on Migratory Species) genannt. So richtig ernsthaft ging es aber erst ab 1996 mit Bonn als „UN-Stadt“ los: Das UN-Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulation zog mit seinen damals vier Mitarbeitern nach Bonn.

Seitdem hat sich viel in Bonn getan. 18 Organisationen mit gut 1000 Mitarbeitern sind im Campus eingezogen und arbeiten dort, wo einst deutsche Parlamentarier Geschichte schrieben: im Alten Abgeordnetenhaus oder dem sogenannten Langen Eugen. Und auch das Haus Carstanjen gehört zum Hoheitsgebiet der Vereinten Nationen in Bonn. Noch. Denn der nächste Erweiterungsbau, ein 17-geschossiges Hochhaus am Alten Plenarsaal, ist bereits geplant. Und wenn der kommt, soll die alte Villa am Plittersdorfer Rheinufer aufgegeben werden. Im Neubau sollen Arbeitsplätze für weitere 300 UN-Mitarbeiter entstehen. Der Baustart steht noch nicht fest. Es wird aber langsam Zeit. Denn, so hofft die UN-Familie in Bonn, die 19. Organisation könnte bald den Sitz am Rhein erweitern: die Koordinierungsstelle für Nachhaltige Entwicklung.

Gerade erst konnte mit dem UNSSC Knowledge Centre for Sustainable Development eine Akademieeinrichtung eingeweiht werden. Nachdem das Programm für Kapazitätsentwicklung im Rahmen der Wasserdekade der Vereinten Nationen (UNW-DPC) im vergangenen Juli seine Arbeit abgeschlossen hat und aufgelöst wurde, ist die Zahl der UN-Einrichtungen damit wieder auf 18 gestiegen.

Zu den UN-Organisationen kommen noch gut 150 Nichtregierungsorganisationen mit rund 4000 Beschäftigten. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Maria Böhmer, etwa sieht Bonn als „internationale Drehscheibe beim Thema Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung“. Und Christiana Figueres, die Exekutivsekretärin des UN-Klimasekretariats, sagt selbstbewusst: „Die Vereinten Nationen in Bonn haben sich zu einem Kreativzentrum entwickelt, das in der internationalen Nachhaltigkeitspolitik bereits jetzt eine Schlüsselrolle spielt.“ UN-Sonderbeauftragte Jacqueline McGlade sprach bei der Eröffnung des Weltbiodiversitätsrates IPBES sogar von einem „Machtzentrum“, das in Bonn entstanden sei.

Und dieses Machtzentrum soll stärker werden. Wenn es etwa nach Jafar Javan, Direktor des UNSSC in Turin, geht, soll Bonn bei der Agenda 2030 der Vereinten Nationen eine größere Rolle spielen. Die einflussreiche Koordinierungsstelle könnte tatsächlich dazu führen. Denn das Voranbringen der „Sustainable Development Goals“ (SDG) ist eine Sache, in die möglichst alle Länder der Welt einbezogen werden sollen. Die Standortentscheidung, heißt es, könnte heute fallen. (GA)

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