Frühling in Bonn Die Rheinaue erwacht

BONN · Ein blauer Traktor zuckelt den Weg oberhalb der großen Blumenwiese entlang, auf seinem Anhänger türmen sich Schläuche, Absperrhütchen und Schaufeln.

 Tretbootfahren vor der Kulisse mit Post Tower und "Langem Eugen": Der Verleih-Kiosk hat seit Ostern wieder geöffnet.

Tretbootfahren vor der Kulisse mit Post Tower und "Langem Eugen": Der Verleih-Kiosk hat seit Ostern wieder geöffnet.

Foto: Volker Lannert

Irgendwo auf dem 160 Hektar großen Areal der Rheinaue wird gleich ein Weg frühlingsfein gemacht - eine typische April-Beschäftigung der Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün. "Wenn im Winter Fahrzeuge über matschigen Boden fahren, entstehen Schäden. Sobald es nicht mehr friert, können wir die Wege aufharken oder mit einer neuen Deckschicht versehen", sagt Peter Kießling, stellvertretender Amtsleiter.

Marius Kind freut sich über das pfleglich behandelte Wegenetz. Mit den ausgemusterten Rollerblades seines Bruders kurvt er über den Asphalt und legt hier und da Drehungen ein. "Letzten Winter habe ich das Schlittschuhlaufen für mich entdeckt. Und jetzt will ich mal sehen, ob da nicht Bladen auch eine gute Idee ist. So bin ich nicht in der Halle, sondern draußen in der Natur."

Seit einer guten Woche haben überall auf dem Gelände Büsche und Bäume ihre Blätter entfaltet. Spaziergängerin Ingeborg Gnilka genießt mit ihrer Freundin den Blick auf das Siebengebirge und die rosa leuchtenden Kirschbäume. "Ich kenne die Rheinaue, seit die Bundesgartenschau vor 36 Jahren eröffnet wurde", erzählt die Seniorin. "Damals waren alle Bäume hier noch Bäumchen."

Vielleicht tanken die beiden noch ein bisschen Sonne auf der Terrasse des Parkrestaurants. Dort bereitet das Team um Betriebsleiter Konstantin Korth sich auf die Öffnung des Biergartens Anfang Mai vor. "Das einzige, was noch fehlt, sind unsere neuen Sonnenschirme", bilanziert Kort, "ein komplett neuer Satz wird gerade angefertigt."

Unten im "Tal" haben Paul Brant und seine Frau Marina mit ihren sechsjährigen Zwillingstöchtern Eva und Elisavetha die Draußenspiel-Saison eröffnet. Damit die Mädchen sich dabei nicht erkälten, hat Vater Paul kurzerhand ein Zelt aufgebaut. Die Rheinauen sind für die amerikanisch-russischen Wahl-Bonner das perfekte Naherholungsziel. "Die Kinder mögen die Spielplätze und die Enten. Es ist immer was los, man kann kostenlos parken und überall bekommt man Eis."

Zum Beispiel bei Michael Mäckel auf der Insel im Auensee. Seit Ostern hat sein Bootsverleih-Kiosk wieder geöffnet, die 30 Tret- und Ruderboote sind aus dem Winterlager zurück und warten auf Passagiere. Deren Zahl steigt proportional zur Zahl der Sonnenstunden. "Wenn die ersten Strahlen kommen, ist sofort Bewegung im Park. Allerdings zieht es nicht alle so schnell aufs Wasser, weil es da immer ein oder zwei Grad kälter ist als auf den Wiesen."

Die laden jetzt wieder zum Picknicken und Hinunterkullern ein. Petra Gregor, Leiterin der parknahen "Kita Rheinaue" freut sich mit den Mädchen und Jungen über die ersten warmen Tage. "Wir können jetzt länger vor die Tür gehen, weil es nicht mehr so kalt ist. Im Mai sind wir sogar eine Woche am Stück nur hier draußen." Blumen gibt es zurzeit nur wenig, doch Anfang Mai pflanzen die Grünarbeiter massenweise neue Sommerblumen - insgesamt 15 000 Stück.

Dann ist auch Bäumchen-Saison: Über Pfingsten stellt das Bonsai-Team-Bonn wieder an die 100 Miniatur-Gewächse im Japanischen Garten aus. In diesem Jahr gibt es zusätzlich eine Azaleen-Sonderschau. Die Öffnungszeiten sind Pfingstsamstag, 23. Mai, von 10 bis 18 Uhr, am Pfingstsonntag von 9 bis 18 Uhr und am Pfingstmontag von 9 bis 17 Uhr. Aber zuvor wird die Rheinaue von Zigtausenden von Besuchern überrollt, wenn es am kommenden Wochenende wieder heißt: "Rhein in Flammen". Dann ist es mit der Idylle zumindest für ein paar Tage vorbei.

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