Ausverkauf im Kiosk Die Nahversorgung in Ückesdorf ist problematisch

Ückesdorf · Lydia und Gunter Müller schließen ihr Lädchen mit Postfiliale nach knapp sechs Jahren: „Ückesdorf braucht uns offenbar nicht." Der gelbe Briefkasten ist schon abmontiert.

 Am kommenden Freitag schließt Lydia Müller ihren Kiosk endgültig.

Am kommenden Freitag schließt Lydia Müller ihren Kiosk endgültig.

Foto: Max Malsch

Die Nahversorgungssituation in Ückesdorf wird immer problematischer: Von den verbliebenen drei Einzelhandelsgeschäften – Kiosk, Bäckereifiliale, Apotheke – an der Busschleife schließt jetzt eines. Und das in einem Ort mit rund 1000 Haushalten und etwa 3000 Bewohnern. „Nächste Woche Freitag ist endgültig Schluss“, zieht Lydia Müller Bilanz. „Ückesdorf braucht uns offenbar nicht. Daher schließen wir unseren Kiosk“, fügt ihr Mann Gunter enttäuscht hinzu.

Dabei liefen die Geschäfte anfangs sehr gut. „Wir haben am 11.11.2011 mit einer tollen Karnevalsparty eröffnet. Damals waren wir die erste Adresse, wenn es um Schulbedarf, Zeitschriften und Postdienstleistungen ging. Doch seit drei Jahren klingelt immer weniger Geld in der Kasse“, so die Geschäftsfrau. Denn das, was sonst in ihrem Lädchen gekauft wurde, würden die meisten Bewohner jetzt bei ihrem Wochenendeinkauf in Duisdorf oder bei Discountern besorgen.

Mit viel Fantasie hat Familie Müller in der Vergangenheit versucht, ihr Geschäft rentabel zu betreiben. Im Sommer bot sie frische Erdbeeren aus der Region an, nahm Aufträge für den Schuster sowie eine Heißmangel entgegen. „Doch auch damit konnten wir uns nicht über Wasser halten. Es gab Tage, da haben wir innerhalb von fünf Stunden gerade einmal 20 Euro Umsatz gemacht“, erklärt Lydia Müller.

Postdienstleistungen sicherte Miete

„Unter dem Strich hatten wir bei 60 Arbeitsstunden pro Woche einen Verdienst, der deutlich unter Mindestlohn lag. Deshalb hatten wir keine andere Wahl, als jetzt die Notbremse zu ziehen“, beurteilt Gunter Müller die Situation.

Kamen anfangs noch viele Schüler, um sich mit Heften und Stiften auszustatten, so bleiben auch sie mittlerweile weg. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen hätten die Müllers schon vor zwei Jahren die Reißleine ziehen müssen. Aber: „Der Ertrag aus den Postgeschäften trug wenigstens die Miete“, so die Geschäftsfrau. „Die Dienstleistungen für den Brief- und Paketversand wurden wirklich viel genutzt. Dafür sind die Kunden gerne zu uns gekommen“, reagiert sie enttäuscht. „Alles andere haben sie wohl anderswo erledigt.“

Die Deutsche Post hat sich schon vor ein paar Tagen aus Ückesdorf zurückgezogen. „Wir sind auf der Suche nach einem neuen Filialpartner“, erklärt Dieter Pietruck auf GA-Anfrage. „Wir bemühen uns, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden“, ergänzt der Postsprecher. Bis dahin müssen die Kunden allerdings weitere Wege in Kauf nehmen. Denn die nächsten Filialen sind auf dem Brüser Berg (rund 800 Meter entfernt), in Röttgen (1,5 Kilometer) oder in Ippendorf (1,3 Kilometer).

Nachfolger im Kiosk

Was einige Bewohner des Ortsteils besonders ärgert, ist jedoch die Tatsache, dass bereits vor ein paar Tagen der große Briefkasten vor dem Kiosk abmontiert wurde. „Ich traute meinen Augen nicht. Von einem Tag auf den anderen war er weg“, ist Franz-Josef Baumhoff empört. Ob der Briefkasten an anderer Stelle im Ort wieder aufgestellt wird, das kann Pietruck derzeit nicht versprechen. „Es gibt genügend Briefkästen in der Umgebung. Wir erfüllen in Ückesdorf die gesetzlichen Vorgaben, wonach ein Briefkasten in einem Radius von 1000 Metern vorhanden sein muss. Und das ist dort der Fall.“

Derzeit läuft noch der Ausverkauf im Kiosk. „Ich bin froh, wenn alles abgewickelt ist. Dann fällt eine große Last von unseren Schultern“, gibt Lydia Müller zu. Nach ihren Informationen soll in dem kleinen Ladenlokal ein Reparaturservice für Kaffeevollautomaten einziehen.

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